Bibliotheka Phantastika gratuliert Elizabeth Moon, die heute 70 Jahre alt wird. Die am 07. März in McAllen, Texas, geborene Susan Elizabeth Norris begann schon in jungen Jahren zu schreiben und verfasste als Teenager ihre ersten SF-Stories. Doch ehe aus diesen Anfängen eine Karriere als Fantasy- und SF-Autorin werden sollte, standen ein Geschichtsstudium, eine mehrjährige Dienstzeit im US Marine Corps, eine Heirat und ein Biologiestudium auf dem Programm. Im Juli 1986 war es dann aber schließlich soweit: mit “Bargains” erschien ihre erste Kurzgeschichte in der von Marion Zimmer Bradley herausgegebenen Anthologie Sword and Sorceress III. Danach wandte Elizabeth Moon sich zunächst einmal der SF zu und veröffentlichte ein gutes halbes Dutzend Kurzgeschichten in dem der Hard SF zuneigenden Magazin Analog. Überraschenderweise war ihr erstes Romanprojekt dann wieder Fantasy – und dazu so umfangreich, dass The Deed of Paksenarrion in drei Teilen veröffentlicht wurde (denn den gut tausendseitigen Erstling einer bislang eher unbekannten Autorin auf den Markt zu bringen, beinhaltet natürlich gewisse verlegerische Risiken).
Interessanterweise sind die drei Teile trotzdem in sich sehr rund, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass in ihnen jeweils ein anderer Aspekt der Handlung und der Entwicklung ihrer Hauptfigur im Mittelpunkt steht. In Sheepfarmer’s Daughter (1988) lernen wir Paksenarrion Dorthansdotter kennen, die Tochter eines Schafszüchters, der irgendwo unweit der nördlichen Grenze eines mittelalterlichen Königreichs ein armseliges Leben fristet. Seine Tochter Paks – wie Paksenarrion dankenswerterweise zumeist genannt wird –, ein großes, kräftiges und mehr als ein bisschen eigensinniges Mädchen, träumt im Stillen von einem Leben als heldenhafte Kriegerin, von Ruhm und magischen Schwertern und großen Taten. Und als sie erfährt, dass sie den Sohn eines Nachbarn heiraten soll, schnappt sie sich das Schwert ihres Großvaters und läuft davon, um sich einer in der Nähe lagernden Söldnertruppe anzuschließen. Doch das Leben, das sie dort erwartet, hat zunächst wenig mit ihren Träumen gemein. Statt Ruhm und großer Taten gibt es endlose Tage voller erbarmungslosem Drill, und als der überstanden ist, folgen lange, anstrengende Märsche und langwierige Belagerungen. Und Kämpfe, in denen Paks töten muss, um nicht selbst getötet zu werden. Natürlich übersteht Paks das alles – und nicht nur das, sie wächst auch an den Aufgaben, die sich ihr stellen. Aber das muss sie auch, denn die eigentliche Herausforderung wartet erst in Divided Allegiance (1988) und Oath of Gold (1989) – und nachdem sie Herzog Phelans Söldnertruppe verlassen hat – auf sie.
Elizabeth Moons The Deed of Paksenarrion (1992 auch als Sammelband) ist in doppelter Hinsicht ein interessantes Werk. Da wäre zunächst einmal die Welt, die wir durch Paks’ Augen nach und nach kennenlernen, eine Welt, in der es Elfen, Zwerge, Orks und Magie gibt (wobei diese Aspekte allerdings erst ab dem zweiten Band deutlicher zum Tragen kommen) und die dadurch wie eine oft gesehene generische Fantasywelt wirkt. Allerdings spielen in dieser Welt auch der Glaube bzw. die unterschiedlichen Religionen eine wesentliche Rolle, was u.a. mit dazu beiträgt, dass sie sich wesentlich authentischer “mittelalterlich” anfühlt als so manch andere Welt, die sich dieses Settings bedient. Und dann haben wir natürlich noch Paksenarrion Dorthansdotter, die weit mehr als das weibliche Äquivalent der in der Fantasy gelegentlich auftretenden Stallburschen und Küchenjungen ist. Denn auch, wenn sie in gewisser Hinsicht eine “Auserwählte” ist, muss sie sich ihre Entwicklung hart erarbeiten. Ihr, der eher schlichten Schafszüchtertochter aus dem Hinterland des Königreichs, fällt nichts in den Schoß – doch gerade die Tatsache, dass sie sich in kleinen Schritten und unter großen körperlichen und geistigen Anstrengungen weiterentwickelt, macht das, was in den Bänden zwei und drei geschieht bzw. aus ihr wird, umso glaubwürdiger. (Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass besagte kleine Schritte vor allem Paks’ Ausbildung bei den Söldnern zu einem etwas zähen Leseerlebnis machen.)
Mit dem aus den Bänden Surrender None (1990) und Liar’s Oath (1992) bestehenden Zweiteiler The Legacy of Gird (1996 unter diesem Titel auch als SB; auch als A Legacy of Honour (2010)) erzählte Elizabeth Moon zunächst noch eine weitere Geschichte aus der gleichen Welt, und zwar die einer zu Zeiten Paksenarrions nur noch legendären Figur, denn in ihr geht es um Gird, den Schutzpatron der Krieger, dessen Leben nicht unbedingt deckungsgleich zu seiner Legende verlaufen ist. Parallel dazu veröffentlichte sie ihre ersten SF-Romane (die im Gegensatz zu ihren Fantasyromanen zumindest teilweise auch ins Deutsche übersetzt wurden) und blieb der SF anschließend fast zwanzig Jahre lang treu.
2010 ist Elizabeth Moon schließlich mit dem aus den Bänden Oath of Fealty (2010), Kings of the North (2011), Echoes of Betrayal (2012), Limits of Power (2013) und Crown of Renewal (2014) bestehenden Fünfteiler Paladin’s Legacy, dessen erster Band direkt an Oath of Gold bzw. The Deed of Paksenarrion anschließt, wieder nach “Paksworld” und zu Paksenarrion zurückgekehrt, und mit Deeds of Honor (2014) liegen inzwischen auch die zuvor verstreut erschienenen zum Zyklus gehörenden Erzählungen zumindest als E-Book gesammelt vor.
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Wie Elric so schön geschrieben hat … ein Blick in den Blog, und die Liste wächst … das ist jetzt mal wieder ein Buch, das MIR gefallen könnte … und über die etwas zähen Szenen während ihrer Ausbildungszeit könnte man ja auch ein bisschen … äh … schneller lesen …
Ich muss doch dringend mal wieder Lotto spielen, damit ich auch nur die Chance auf die nötige Zeit für all die Bücher meines SuBs habe!
Ähm … mit dem Buch meinte ich natürlich vor allem The Deed of Paksenarrion. 😉