Zum 50. Geburtstag von Martha Wells

Bibliotheka Phantastika gratuliert Martha Wells, die heute ihren 50. Geburtstag feiert. Die am 1. September 1964 in Fort Worth, Texas, geborene Martha Wells zählt zu jenen Autoren und Autorinnen, die nie den ganz großen Durchbruch geschafft, aber über die Jahre hinweg viel zum Genre beigetragen haben.
Mit ihrem Debut-Roman The Element of Fire führte Martha Wells ihre Leser und Leserinnen 1993 zum ersten Mal nach Ile-Rien – ein Land, das mit seiner von Hofintrigen und Gardisten und später Opiumhöhlen, Theatern und einer pulsierenden Halbwelt geprägten Hauptstadt Vienne Frankreich an der Schwelle zur Moderne ähnelt. Während in The Element of Fire noch eine Verschwörung gegen den schwächelnden Thronerben durch die Garde der Königinmutter abzuwehren ist, bedroht in The Death of the Necromancer – dem einzigen (als Necromancer, 2008) auf Deutsch erschienen Roman von Martha Wells – echte Nekromantie die Metropole, und der Edelganove Nicholas Valiarde, der eigentlich schon genug mit der Polizei zu tun hat, wird mit seinen Gefährten aus dem Halbweltmilieu zum unwahrscheinlichen Retter der Stadt. In The Wizard Hunters (2003), The Ships of Air (2004) und The Gate of Gods (2005), die zusammen die Trilogie The Fall of Ile-Rien bilden, liegt das Schicksal des Landes in den Händen von Nicholas’ Tochter, der Stückeschreiberin Tremaine Valiarde, als geheimnisvolle Luftschiffe angreifen, die selbst mit magischen Mitteln nur mehr schlecht als recht aufzuhalten sind.
Wheel of the Infinite von Martha WellsDie Ile-Rien-Romane könnte man dem Steampunk zurechnen, wobei die aus diesem Subgenre bekannten Elemente nur sehr zurückhaltend in Szene gesetzt und eher als stimmungsvolle Kulissen genutzt werden.
Auch Martha Wells’ alleinstehende Romane zeichnen sich durch Settings aus, die ein Stück weit vom üblichen Repertoire der Fantasy entfernt sind: In City of Bones (1995) ist es eine Endzeit-Welt, in der wenige Städte sich inmitten einer lebensfeindlichen Wüstenei behaupten, in Wheel of the Infinite (1998) ist es eine spirituell geprägte Gesellschaft, deren Ahnenkult und das titelgebende Rad, das das Schicksal der Welt in sandgemalten Mustern birgt, eine asiatische Anmutung haben.
Martha Wells ist eine Autorin, die zwar stark auf ihre Protagonisten und deren Hintergründe und vergnügliche Figurenensembles setzt, aber trotzdem zu leiseren Charakteren neigt, genauso wie sie ihre Settings selten grell gestaltet, und das könnte auch der Grund sein, warum sie zu den Midlist-Autorinnen gehört, die es auf dem aktuellen Buchmarkt nicht ganz leicht haben. Da ist es umso bedauerlicher, dass sie in jüngerer Zeit auch gleich zweimal das Pech hatte, von Verlagsumstrukturierungen oder –auflösungen betroffen gewesen zu sein: Mit ihren Raksura-Romanen (The Cloud Roads (2011), The Serpent Sea (2012) und The Siren Depths (2012)), einer bunten und abenteuerlichen Fantasy-Reihe, die ganz ohne Menschen auskommt und bei Nightshade Books veröffentlicht wurde, scheint es immerhin weiterzugehen, denn gerade eben erschien The Stories of the Raksura: Volume 1. Mit ihrer vom kürzlich eingestellten Angry-Robot-Imprint Strange Chemistry veröffentlichten steampunkigen Jugendbuch-Reihe ist nach den beiden Bänden Emily and the Hollow World (2013) und Emily and the Sky World (2014) dagegen Schluss. Man kann Martha Wells nur das Beste für zukünftige Veröffentlichungen wünschen und hoffen, dass sich das Schreiben für Autorinnen ihres Kalibers auch in Zukunft noch lohnt.

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