Zum 50. Geburtstag von Pauline J. Alama und zum 85. Geburtstag von Carl Sherrell

Bibliotheka Phantastika gratuliert Pauline J. Alama, die heute ihren 50. Geburtstag feiert. Hierzulande wird die am 10. Mai 1964 in Belleville, New Jersey, USA, geborene Autorin wohl kaum jemand kennen, denn sie hat nur einen Roman veröffentlicht, der zudem nicht übersetzt wurde.
The Eye of the Night von Pauline J. AlamaThe Eye of the Night (2002) hat eine Menge mit der Chalion-Reihe von Lois McMaster-Bujold gemein, vor allem dahingehend, dass es eine Gruppe von sehr liebenswert dargestellten Menschen zeigt, die in direkte und nicht immer einfache Interaktion mit dem Göttlichen treten, als Prophet, Heiliger oder Priester. Anders als bei Chalion scheinen die vier eigensinnigen Götter in The Eye of the Night jedoch nicht recht daran interessiert zu sein, dass der Weltuntergang droht. Die Reise der drei Hauptfiguren in den Norden, wo die Verheerung schon so weit vorangeschritten ist, dass postapokalyptische Zustände herrschen (und zwar so, wie man sich die Sache ungefähr im Mittelalter vorgestellt hat), ist das eigentlich Spannende an dem Roman, weil er dadurch die beiden Subgenres der charakterzentrierten Questenfantasy und der Endzeitgeschichte verbindet.
Alama hat zu dem Roman inzwischen ein Prequel verfasst, das sie aber bisher nicht veröffentlichen konnte. In Form von Kurzgeschichten ist sie jedoch immer noch im Genre aktiv.

Außerdem möchten wir bei dieser Gelegenheit auch an Carl Sherrell erinnern, der heute 85 Jahre alt geworden wäre. Über den am 10. Mai 1929 in Bonner Springs, Kansas, geborenen, hauptberuflich wohl als Gebrauchsgrafiker tätigen Carl Sherrell ist kaum etwas bekannt – außer, dass er zwischen 1977 und 1989 fünf phantastische Romane veröffentlicht hat.
Den Anfang machte Raum (1977), ein in vielerlei Hinsicht typischer Sword-&-Sorcery-Roman mit einem allerdings etwas ungewöhnlichen Helden, denn bei der titelgebenden Hauptfigur handelt es sich um einen aus der Unterwelt beschworenen Dämon. Dieser zieht zunächst im Auftrag des Magiers, der ihn beschworen hat, wenig später – nachdem er sich von dem Bann befreit hat – aber auch auf eigene Faust eine reichlich blutige Spur durch ein Parallelwelt-Britannien, in dem Artus mit seinen Rittern in Camelot residiert, während es gleichzeitig von Wikinger-Einfällen heimgesucht wird. Raum erweist sich dabei als schier unbezwingbarer Kämpfer, den weder Artus’ Ritter auf dem Schlachtfeld noch Morgan Le Fay mit ihrer Magie besiegen können – bis etwas geschieht, das in dem Dämon menschliche Gefühle erwachen lässt und ihn in mehrfacher Hinsicht verändert … Diese Veränderung wird allerdings nicht weiter ausgelotet, sondern recht oberflächlich abgehandelt – da es Sherrell vermutlich in erster Linie darum gegangen ist, einen actionreichen Sword-&-Sorcery-Roman zu schreiben – und dient in erster Linie der Legitimierung des Cliffhangers, mit dem der Roman endet.
Raum von Carl SherrellAuf die entsprechende Fortsetzung mussten die Leser von Raum jedoch einige Jahre warten, denn mit Arcane (1978) veröffentlichte Carl Sherrell als Nächstes einen mehr der High Fantasy zuneigenden, deutlich umfangreicheren Roman, der in einer Welt spielt, die von den Regeln des Tarot beherrscht wird. Danach folgte mit The Space Prodigal (1981) ein SF-Roman, und so vergingen insgesamt zehn Jahre, ehe Sherrell in Raums Welt zurückkehrte.
In Skraelings (1987) verfolgt Raum einen Wikingerfürsten, der seine große Liebe geraubt hat, von Island über Grönland bis nach Nordamerika und gerät dort in die Auseinandersetzung zwischen Wikingern und den (von besagten Wikingern Skraelings genannten) dort lebenden Indianern, doch von dem gewissen Reiz, den die ungewöhnliche Hauptfigur im ersten Band zumindest teilweise noch ausgeübt hat, ist hier nicht mehr viel zu spüren.
Mit der Veröffentlichung des Horrorromans The Curse (1989) war Carl Sherrells Karriere als Autor phantastischer Romane dann bereits zu Ende, denn am 07. Februar 1990 ist er im Alter von 60 Jahren gestorben. Sein Raum hat es als Ritter der Unterwelt (1979) immerhin nach Deutschland geschafft (sogar einschließlich der stimmungsvollen Schwarzweiß-Illustrationen von Stephen Fabian) und kann als eines der – wenn auch leider suboptimal umgesetzten – Beispiele dafür gelten, was in der Sword & Sorcery möglich wäre, wenn sie die übergroßen Fußstapfen eines Robert E. Howard zumindest ein bisschen verlässt.

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