Bibliotheka Phantastika gratuliert Ashok K. Banker, der heute seinen 50. Geburtstag feiert. Auch wenn es nur eine Buchreihe (und die nicht einmal komplett) des am 7. Februar 1964 in Mumbai, Indien, geborenen Ashok Kumar Banker überhaupt nach Deutschland geschafft hat, ist schon das eine große Ausnahme in einem Genre, das so stark von westlichen Autoren und Autorinnen dominiert wird wie die Fantasy.
Banker allerdings scheint – ganz leicht lässt sich das von außen ja nicht abschätzen – auch auf seinem heimischen Buchmarkt in Indien ein Sonderfall zu sein: Am Anfang seiner Karriere standen Krimis mit einer weiblichen Ermittlerin, und aktuell schreibt er eine Thriller-Reihe mit einer rein weiblichen Figurenriege. Seine Fantasy-Projekte sind vor allem eines – ambitioniert. Denn er hat sich nicht weniger zum Ziel gesetzt, als die indischen Nationalepen Ramayana und Mahabharata im Stile einer epischen Fantasy-Saga (durchaus auch am westlichen Vorbild orientiert) nachzuerzählen. Dass sich der Stoff hervorragend dafür eignet, macht ein Blick auf Prince of Ayodhya (2002, dt. Der Prinz von Ayodhya (2004)), den ersten Band des Ramayana-Zyklus, deutlich: Maharadscha Dasaratha hat den Stämmen Indiens Wohlstand und Frieden gebracht und will nun, da er selbst todkrank ist, seinen jungen Sohn Rama zum Kronprinzen machen, muss sich allerdings gegen innerfamiliäre Intrigen behaupten. Als auch noch ein großer Seher vor dem Dämonenherrscher Ravana warnt, der sich die Welt untertan machen möchte, wird schnell klar, dass dem jungen Rama Großes bevorsteht – er wird zusammen mit seinem Ziehbruder und besten Freund auf eine Queste ausgesandt. Und der große Kampf gegen die Dämonenheere, der ihnen am Ende des Bandes bevorsteht, ist erst der Anfang der Abenteuer des Rama.
Dass sich Banker acht Bände lang Zeit nimmt, um dem durchaus umfangreichen Versepos gerecht zu werden, hilft gerade Lesern und Leserinnen, die mit dem historisch-mythischen Indien nicht vertraut sind, bei der Eingewöhnung, denn man muss sich in die Begrifflichkeiten in Sanskrit und die sowohl kulturell als auch bezogen auf Fantasy-Stereotypen (es gibt zum Beispiel Brahmanen statt Magier) ungewohnte Welt erst einmal einlesen. Spannend ist dabei vor allem die Gratwanderung, die Banker zwischen dem mythischen Grundton, der in den Ereignissen und ihrer Aufbereitung immer durchschimmert, und einer Modernisierung vollführt, die sich sehr auf die handelnden Personen konzentriert und diese samt ihrer nicht ganz alltäglichen Probleme sehr plastisch wirken lässt. Selbst Götter und Dämonen haben dabei etwas Menschliches an sich und kämpfen mit der Akzeptanz des dharma, und Sterbliche können zurücktreten und Trost in dem größeren Zyklus aus Werden und Vergehen finden, in dem sie agieren.
Die Ramayana-Reihe wurde in insgesamt acht Bänden abgeschlossen, auf Prince of Ayodhya folgten Siege of Mithila (2003, dt. Die Belagerung von Mithila (2004)), Demons of Chitrakut (2004, dt. Die Dämonen von Chitrakut (2005)), Armies of Hanuman (2005), Bridge of Rama (2005), King of Ayodhya (2006), Vengeance of Ravana (2011) und Sons of Sita (2012).
Während die Reihe in Indien offenbar eine Schwemme von mythologisch inspirierter Fantasy-Literatur ausgelöst hat – und auch etliche Folgeprojekte des Autors selbst nach sich zog, der sein ehrgeiziges Ziel, die Epen seiner Heimat behutsam zu modernisieren, weiter verfolgt –, wurde sie in Deutschland nach dem dritten Band eingestellt.
-
Rezensionen
-
Die fünf neuesten Rezensionen
Die jüngsten Kommentare
- Carlos Feliciano on Zum 100. Geburtstag von Kenneth Bulmer
- Kevin Korak on Zum 70. Geburtstag von Bernard Cornwell
- Klassiker-Reread: Esther Rochons „Der Träumer in der Zitadelle“ (3/3) – Sören Heim – Lyrik und Prosa on Zum 65. Geburtstag von Esther Rochon
- Neiden on Zum Gedenken an Hans Bemmann
- gero on Zum 65. Geburtstag von Gillian Bradshaw