Zum 40. Geburtstag von Shaun Tan

Bibliotheka Phantastika gratuliert Shaun Tan, der heute seinen 40. Geburtstag feiert. Es ist gar nicht leicht, den am 15. Januar 1974 in Fremantle im australischen Bundesstaat Western Australia geborenen Autor und Illustrator in eine Schublade einzuordnen, aber dass er der Phantastik angehört, ist unverkennbar: Er beschreibt in Wort und Bild utopische Städte und Landschaften, in denen es von merkwürdigen Apparaten und Symbolen wimmelt, wie etwa in seiner (inzwischen auch verfilmten) Geschichte The Lost Thing (1999, dt. Die Fundsache (2009)), die einen Mann auf der Mission begleitet, ein seltsames und anhängliches Fundstück nach Hause zu bringen, von dem nicht einmal ganz klar ist, ob es sich um Tier oder Maschine handelt.
Auch für The Arrival (2006, dt. Ein neues Land (2008)) machte sich Shaun Tan die surreale, traumartige Astmosphäre zunutze, die seine Illustrationen auszeichnet: In der völlig ohne Worte erzählten Geschichte eines Migranten, der sich in seiner neuen Heimat durchschlagen muss, findet er eine universelle, phantastische Bildsprache für das völlige Fremdsein, das Heimweh, die unzähligen Gründe, die einen Menschen aus seinem Heimatland treiben können. Shaun Tans eigene Familiengeschichte und urmenschliche Themen fließen hier zu einer nicht nur visuell überzeugenden, sondern auch zu Herzen gehenden Geschichte zusammen, die sich jeder anschauen sollte, der wissen möchte, was man mit dem Medium Comic alles anstellen kann.
Tales from Outer Suburbia von Shaun TanHaustiere, imaginäre Freunde, merkwürdige Wesen an Orten, an die sie eigentlich nicht gehören, stellen auch den Inhalt für Tales from Outer Suburbia (2008, dt. Geschichten aus der Vorstadt des Universums (2008)): Dieses Gesamtkunstwerk, das vom einseitigen Konzeptwerk bis zur längeren Kurzgeschichte eine riesige Bandbreite an unterschiedlichen Erzähl- und Illustrationsstilen enthält – Collagen, Bildergeschichten, illustrierte Texte, Bastelanleitungen, und vieles mehr -, richtet sich mit seinen oft jungen Protagonisten, in deren Welt die Realität stark im Fluss ist, an ein jüngeres Publikum, aber die verschrobenen Geschichten, die nur selten klassisch aufgelöst werden, bringen garantiert auch Erwachsene zum Nachdenken.
Das virtuose Spiel mit verschiedenen Medien (und nicht zuletzt damit, was alles als Geschichte durchgeht) macht Shaun Tan auf jeden Fall zu einer der interessanteren Gestalten, die sich am Rande des Genres herumtreiben.

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