Zum 45. Geburtstag von Justina Robson

Bibliotheka Phantastika gratuliert Justina Robson, die heute 45 Jahre alt wird. Die am 11. Juni 1968 in Leeds in der damaligen Verwaltungsgrafschaft West Riding of Yorkshire in England geborene Justina Louise Alice Robson debütierte (damals noch mit Mittelinitialen) mit der Kurzgeschichte “Trésor” in der dritten Ausgabe des Magazins The Third Alternative im Sommer 1994, der sporadisch noch einige mehr folgten. So richtig Aufsehen erregte sie dann mit den vier SF-Romanen, die sie im Zwei-Jahres-Abstand von 1999 bis 2005 veröffentlichte; in Silver Screen (1999) und Mappa Mundi (2001) geht es dabei im Rahmen eines Near-Future-Szenarios um KIs und Nanotechnologie, wohingegen Natural History (2003) und Living Next Door to the God of Love (2005) in einer weit ferneren Zukunft angesiedelt sind und sich – sehr vereinfacht ausgedrückt – um das Thema Transhumanismus drehen. Nach diesen, jeweils für wichtige Genrepreise nominierten und von der Kritk hoch gelobten, von erkenntnistheoretischen und gesellschaftskritischen Denkansätzen durchzogenen Romanen mag es für einen Teil ihrer Leserschaft ein kleiner Schock gewesen sein, dass Justina Robson sich danach der Fantasy zugewandt hat.
Keeping it Real von Justina RobsonAllerdings nur ein bisschen oder, anders gesagt durch die Übernahme von fantasytypischen Motiven, Elementen und Figuren in jene Welt, die sie für ihren unter dem Obertitel Quantum Gravity laufenden, bisher fünfteiligen Zyklus um die Geheimagenten Lila Black entworfen hat. In Keeping It Real (2006; dt. Willkommen in Otopia (2007)) wird die Leserschaft nach und nach mit dieser Welt vertraut gemacht – mit Otopia, wie unsere Erde heißt, seit ein schiefgegangenes quantentechnologisches Experiment die Tore zu anderen Sphären bzw. Welten geöffnet hat und die Menschheit sich plötzlich mit Elfen, Dämonen, Geistern und anderen Wesen auseinandersetzen muss. Und damit, dass neben Cybertechnologie plötzlich auch Magie funktioniert. In dieser Welt agiert Lila Black, eine junge Frau, die bei einer Bombenexplosion schwer verletzt wurde und letztlich nur dadurch überlebt hat, dass man sie mit reichlich Cybertechnologie aufgerüstet und somit zum Cyborg gemacht hat. Was unter anderem dazu führt, dass sie sich selbst immer wieder die Frage stellt, inwieweit sie noch ein Mensch ist – oder nur noch eine (allerdings höchst effektive) Kampfmaschine. Letzteres prädestiniert sie natürlich für den Undercover-Auftrag als Leibwächterin des Rockstars Zal, einen Elf und Dissidenten, der sich der tödlichen Intrigen seiner Heimatsphäre erwehren muss. Lila ist über diesen Auftrag aus mehreren Gründen nicht glücklich, und natürlich entwickeln sich die Dinge wie man es erwarten könnte – und dann doch auch wieder nicht. In den Folgebänden Selling Out (2007; dt. Unter Strom (2008)), Going Under (2008; dt. Elfentod (2009)), Chasing the Dragon (2009) und Down to the Bone (2011) wird keineswegs nur das weitere, alles andere als unkomplizierte Verhältnis von Lila und Zal beleuchtet; ganz im Gegenteil nimmt die Erforschung der für den Menschen so fremden anderen Sphären einen immer größeren Raum ein. Was gelegentlich zu überraschenden Erkenntnissen – etwa das Wesen der Magie betreffend – führt …
Vordergründig ist Lila Black (wie die Reihe im Deutschen heißt) eine rasante und zweifellos mehr als ein bisschen trashige Mischung aus SF-, Fantasy- und Liebesroman, gespickt mit Thriller- und Horrorelementen, auf die man sich einlassen muss, wenn man Spaß an ihr haben will. Wenn man allerdings etwas genauer hinschaut, kann man unter der grellbunten, bizarren Oberfläche nicht nur Down to the Bone von Justina Robsonsauber gezeichnete, stimmige Figuren erkennen, sondern wird zudem feststellen, dass Quantum Gravity durchaus universale Fragen und Themen behandelt, denen Justina Robson sich auch schon in ihren hoch gelobten SF-Romanen – sicher intensiver und tiefgründiger – gewidmet hat, wie zum Beispiel: was macht einen Menschen aus – und wie sehr brauche ich den Anderen (oder das Andere), um mich selbst zu erkennen? Mal ganz abgesehen davon, dass der Fantasy toughe Heldinnen wie Lila Black nun wirklich nicht schaden, und dass es recht erfrischend sein kann, Elfen und Dämonen und Feen etc.pp. mal in einem wirklich “anderen” Anderswelt-Setting zu erleben.

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