Zum 120. Geburtstag von J.R.R. Tolkien

Wie verfasst man für den Urvater der Fantasy einen Jubiläumstext?
Dieser Frage haben wir uns gestellt und uns entschieden, es bei diesem “Ausnahme-Autor” mal anders anzugehen als: “John Ronald Reuel Tolkien, der am 3. Januar 1892 in Bloemfontein, Südafrika, geborene und am 2. September 1973 in Bournemouth, England, verstorbene Oxford-Professor, feiert heute seinen 120. Geburtstag.” Biographische Informationen, Werkbesprechungen und genrehistorische Abhandlungen findet man im Netz zur Genüge, deswegen wollen wir dieses Jubiläum etwas persönlicher gestalten.

Die Gefährten von J.R.R. TolkienAuch wenn die schlichte Freude an Tolkiens Hauptwerk Der Herr der Ringe nostalgisch verklärt ist und die Zeit weder an Erzählstrukturen noch an Inhalten spurlos vorübergegangen ist, muss ich nur wenig nachdenken, um zu wissen, was ich zur Erinnerung an Tolkien zu seinem 120. Geburtstag sagen möchte: Danke!

Danke für Ents, für tückische Drachen, für Gandalf und seine Feuerwerke.
Für Höhlen wie Moria, Wälder wie Lothlórien, Berge wie den Caradhras und Gasthäuser wie das Tänzelnde Pony.
Für die lebenslange Hingabe an eine Welt, an eine große Geschichte, wie man sie bei keinem anderen Autor wiederfindet und die sich in einer Tiefe und Lebendigkeit der Schöpfung zeigt, nach der manch ein Fantasyleser danach ein Leben lang in seiner Lektüre sucht.
Für eine Sprachästhetik, in der Namen wie Valaraukar, Thuringwethil, Fornost fast Musik werden.
Für die Nähe zu den Mythen, durch die bildlich und sprachlich eindrucksvolle Momente entstehen, deren Wucht sich noch nicht durch etliche Kopiervorgänge verloren hat.
Für Kalender, Sprachen und Karten, die den Weg für andere Weltenschöpfer gewiesen haben.
Für eine Geschichte, in der das Böse vernichtet werden kann und die trotzdem düsterer und melancholischer ist, als mancher Kritiker glauben macht.
Für den Umgang mit dem Edlen und Schönen, den Tolkien kultiviert und perfektioniert hat, um das Erhabene und Erhebende herauszustellen.
Für die Hobbits und (nicht nur ihren) Humor, die zwischen der Melancholie und dem Hochtrabenden für Erdung sorgen.
Und dafür, dass ein allzu ehrfurchterstarrter Umgang mit Jubiläen schon dadurch zunichte gemacht wird, dass man die Korken bereits am hundertelfzigsten Geburtstag knallen lässt.

Ein Kommentar zu Zum 120. Geburtstag von J.R.R. Tolkien

  1. Pegasus sagt:

    Dem kann ich mich nur anschließen: Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!

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