Zum 100. Geburtstag von Mervyn Peake
Bibliotheka Phantastika erinnert an Mervyn Peake (9. Juli 1911 – 17. November 1968), dem Autor der unvollendeten Gormenghast-Reihe, der heute 100 Jahre alt geworden wäre. Peake lebte bis zu seinem 11. Lebensjahr in China, wo sein Vater bei einer ärztlichen Mission arbeitete. 1922 kehrte er mit seiner Familie dauerhaft nach England zurück. Die Erfahrungen in Beijing und Tianjin schlugen sich auch in seinen Büchern nieder. Während des Zweiten Weltkrieges begann er Titus Groan, den ersten Band der Gormenghast-Reihe zu schreiben, welcher 1946 veröffentlicht wurde. Im Jahre 1950 folgte der zweite Band Gormenghast. Titus Alone, der dritte Roman, wies starke stilistische und handlungsstrukturelle Unterschiede zu den beiden Vorgängern auf, die wahrscheinlich auf Peakes Erkrankung an Parkinson zurückzuführen sind. Sein physischer und psychischer Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend während der Arbeiten an Titus Alone und er verstarb schließlich 1968. Der Roman wurde 1959 erstveröffentlicht, allerdings hatte der Herausgeber so stark in das Werk eingegriffen, dass 1970 eine revidierte Version erschien, auf der auch die späteren Ausgaben beruhen. Peakes Tod verhinderte die Vollendung des auf mindestens fünf Bände ausgelegten Zyklus, Titus Awakes und Gormenghast Revisited sollten folgen. Seine Witwe, Maeve Gilmore, schrieb in den 1970ern ihre Version von Titus Awakes, Search without End, die 2009 von Peakes Nachkommen entdeckt und 2011 veröffentlicht wurde.
Die Gormenghast-Serie dreht sich um Titus Groan, den Thronfolger der im namensgebenden Gormenghast herrschenden Groan-Familie, der in der traditionsüberladenen Residenz und später außerhalb derselben seinen eigenen Weg findet. Die Bezeichnung als Gormenghast-Reihe ist also etwas irreführend, da nicht die Stadt, sondern Titus Groan im Mittelpunkt der Erzählung steht. Daneben tritt aber noch eine Unzahl weiterer Charaktere auf, deren wichtigster wohl die Figur des Steerpike, ein intriganter Emporkömmling, ist. Die Reihe zeichnet sich besonders durch ihren weitschweifigen Stil und ihren abstrusen Humor sowie das surreal-phantastische Setting des Schlosses Gormenghast aus.
Die ersten drei Bände der Reihe wurden in den frühen 1980er Jahren von Klett-Cotta auf Deutsch herausgebracht: Der junge Titus (Titus Groan), Im Schloss (Gormenghast) und Der letzte Lord Groan (Titus Alone). Anlässlich Peakes 100. Geburtstag wird der Zyklus in einer neuen Ausgabe und ergänzt um die Übersetzung des vierten Bandes Titus erwacht (Titus Awakes) veröffentlicht. Für eine genauere Betrachtung des Zyklus mit Leseproben der deutschen und englischen Ausgaben sowie weiterführenden Links möchten wir euch noch diesen Blogeintrag unseres geschätzten Kollegen Molo(sovsky) empfehlen.
Zum 70. Geburtstag von Nancy Farmer
Bibliotheka Phantastika gratuliert Nancy Farmer, die heute 70 wird.
Farmer, geboren am 9. Juli 1941 in Phoenix, Arizona, war mit dem Friedenskorps in Indien und verbrachte einige Jahre in Simbabwe, und diese Erfahrungen schlugen sich in ihren Jugendbüchern nieder. Ihre ersten Erfolge hatte sie mit The Ear, the Eye and the Arm (1994) und A Girl Named Disaster (1996, dt. Nhamo oder Der Geist des Leoparden), die beide in Afrika spielen und SF-Elemente und spirituelle Themen verarbeiten. Beide wurden mit der Newbery Honor ausgezeichnet, die Nancy Farmer insgesamt dreimal erhalten hat.
Tiefer in die SF steigt The House of the Scorpion (2002, dt. Das Skorpionenhaus) ein, das auch den Buxtehuder Bullen gewann.
Der klassischen Fantasy näherte Nancy Farmer sich mit der Trilogie Sea of Trolls (The Sea of Trolls, 2004, The Land of Silver Appels, 2007, The Islands of the Blessed, 2009 – dt. Drachenmeer, Elfenfluch, Nebelrache), in der der junge Angelsachse Jack und das Wikingermädchen Thorgil Abenteuer erleben, die sie mitten hinein in die nordische und keltische Mythenwelt führen, aber gleichzeitig Glaubens- und Kulturkonflikte aufwühlen, die historisch authentisch und psychologisch nachvollziehbar sind.
Nancy Farmer, die mit ihren Jugendbüchern sowohl gesellschaftskritische SF-Töne als auch das Anknüpfen an märchenhafte Klassiker des Genres beherrscht, wurde bisher in 26 Sprachen übersetzt.
Schön, dass Ihr an Peake gedacht habt. Ich selber habe in den letzten Tagen hie und da erwähnt, dass heute sein 100. Geburtstags-Jubiläum ist, aber vergaß nun, eine Portrait-Zeichnung für heute fertigzustellen. — Und Danke für den Link!