Zehn Jahre ist es heute her, dass Douglas Adams, hoopiger Frood und Verfasser von Doktor-Snuggles-Folgen, aufhörte, sich nach den Fjorden zu sehnen, statt gegen einen Eimer auf ein Laufband trat und sich in einen Ex-Autor verwandelte.
Anlass genug, in diesem Blog eines von Adams Büchern vorzustellen. Nein, nicht das mit dem Handtuch und dem depressiven Roboter. Auch nicht das mit dem holistischen Detektiv und dem Pferd im Bad.
Sondern das, welches Adams selbst als sein bedeutendstes bezeichnete:
Die Letzten ihrer Art
Alles begann 1985, als das britische Magazin The Observer dem erfahrenen Zoologen und Naturschützer Mark Carwardine einen absolut unerfahrenen und unwissenden Nichtzoologen – eine Rolle, für die Adams absolut qualifiziert war – zur Seite stellte und die beiden in den madagassischen Urwald schickte. Dort sollten sie den Aye-Aye, einen ebenso seltenen wie hässlichen Lemur, aufspüren.
Die Chemie zwischen den beiden Hominiden (der Lemur blieb eher auf Distanz) stimmte, und so begann man das nächste gemeinsame Projekt zu planen: Adams markierte auf einer Weltkarte die Orte, an die er gerne einmal Reisen würde, Carwardine die, wo Arten vom Aussterben bedroht waren – und jene Orte, an denen sich beides zufällig überschnitt, landeten auf der To-Go-Liste.
1988 war es dann so weit, Adams und Carwardine, im Schlepptau ein Team von BBC Radio, begaben sich auf eine einjährige Weltreise. Sie begegneten nachdenklichen Berggorillas, lebenden Drachen, den bedauernswerten Yangtse-Delphinen, einem Termitenhügel, der aus der Ferne wie ein Breitmaulnashorn aussah, einem Experten für giftige Tiere, der diese eigentlich überhaupt nicht leiden kann (mit einer Ausnahme – aber die hat ihn verlassen) und natürlich: dem Kakapo, einem neuseeländischen Papagei, der nicht nur vergessen hat, wie man fliegt, sondern auch vergessen hat, dass er dies vergessen hat.
Das Ergebnis dieser Reise war nicht nur eine Ende ’89 ausgestrahlte Radioserie, sondern auch ein im folgenden Jahr erschienenes Buch, das Adams über die Reise und seine Abenteuer geschrieben hatte.
Bravourös gelingt ihm der Mix aus Humor und Nachdenklichkeit: im einen Moment amüsiert man sich noch über Zaire’sche Zollbeamte, im nächsten steht man ehrfurchtsvoll einem Berggorilla gegenüber. Lachte man gerade noch über die Versuche, in China ein Kondom zu kaufen, mit dessen Hilfe der Geräuschpegel im Yangtse aufgezeichnet werden soll, so bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man mit dem Ergebnis der Aufnahme konfrontiert wird. Und was den Kakapo betrifft, so weiß man eh nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Dass der englische Originaltitel Last Chance To See leider nur zu treffend gewählt war, stellte sich 2008 heraus, als Carwardine die Reise mit Adams gutem Freund Stephen Fry wiederholte: durch Wilderer und Bürgerkrieg sind die letzten freilebenden Nördlichen Breitmaulnashörner 2006 umgekommen, und auch der Yangtse-Delphin gilt seit 2007 als ausgestorben.
Besser erging es jedoch dem Kakapo. Während die Population 1985 noch auf rund 22 Tiere geschätzt wurde, hat sie sich mittlerweile auf 122 erhöht – auch Dank der vom Buch geschaffenen Publicity.
(Nicht nur) aus diesem Grunde: So long, Douglas, and thanks for all the parrots.
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Die Letzten ihrer Art wurde in Deutschland bei Heyne veröffentlicht (ISBN 978-3-453-06115-6, 272 S.), die englische Ausgabe, Last Chance To See, ist bei Arrow erschienen (ISBN 009953679X, 42*5+14 S.)
Die gleichnamige TV-Doku mit Mark Carwardine und Stephen Fry ist bei der BBC auf DVD erhältlich.
Wer Douglas Adams mit all seinem Witz und seiner Leidenschaft erleben möchte, dem sei sein Vortrag Parrots, the Universe and Everything wärmstens ans Herz gelegt.
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