Royal Assassin

Royal Assassin von Robin HobbNach Veritys Hochzeit erholt sich Fitz nur langsam, während die Red Ships weiterhin die Küste terrorisieren, bis der Prinz befürchtet, sein Land werde den nächsten Sommer nicht überstehen. So faßt er den Plan, sich auf die Suche nach den legendären Elderlings zu machen, und sie um Hilfe zu bitten. Er läst seine Frau zurück, um über seinen Thron zu wachen. Regal erkennt seine Chance und lässt nichts unversucht, um während der Abwesenheit von Verity Kettricken in Verruf zu bringen. Als Fitz wieder erstarkt, ist es an der Zeit, daß er als “Royal Assassin” dafür sorgt, daß der rechtmäßige Thronerbe bei seiner Rückkehr auch noch ein Königreich hat, in das er zurückkehren kann …

-Why is it forbidden to write down specific knowledge of the magics? Perhaps because we all fear that such knowledge would fall into the hands of one not worthy to use it.-
Prologue: Dreams and Awakenings

Robin Hobbs Geschichten beginnen, so sagt sie, mit den Figuren – die Handlung ergibt sich erst später. Diese Vorgehensweise wirkt sich fast auf jedes Wort ihrer Romane aus, und jeder Leser, der Geschichten mag, in denen das Innere gegenüber dem Äußeren dominiert, kann sich von der intensiven Charakterschilderung in Royal Assassin mitreißen lassen.

Im zweiten Farseer-Band wird die Biographie des königlichen Bastards Fitz nahtlos fortgeführt, so daß man auf alle bekannten Figuren des ersten Teils trifft und sogar die Handlung in ganz ähnlichen Bahnen verläuft – immer dann, wenn Fitz brillieren kann, verliert er auch, denn seine Fähigkeiten und Leistungen unterliegen stets der Geheimhaltung, so daß sein Privatleben gehörig in Mitleidenschaft gezogen wird und der Lohn für die Heldentaten gering ausfällt. Langweilig wird es aber nie, denn der Fokus liegt vornehmlich auf Fitz’ Entwicklung statt auf den Ereignissen um ihn herum – wobei beides zusammenhängt und letztendlich doch eine Mischung erreicht wird: Abenteuer und Action kommen also keineswegs zu kurz.

Grundthema ist die Lebenslüge, denn Fitz muß vor allen außer wenigen verbergen, was er wirklich ist, vor allem vor seiner großen Liebe Molly. Darunter lauert eine weitere Schicht, seine Gabe, sich geistig mit Tieren zu verbinden, mit der er abergläubischen Haß auf sich zieht und von der er doch nicht lassen kann. Hin- und hergerissen zwischen seinen Verpflichtungen und seinen eigenen Wünschen nach einem vermeintlich freiem Leben, erlebt der Protagonist kaum einen schönen Augenblick. Er ist schon ein gequälter Bursche, dieser Fitz, und da das Buch auch noch offen und nicht eben gut endet, benötigt man die paar lichten Punkte, die es bietet, äußerst dringend: Da gibt es einmal herrliche Figuren, die trotz der Dominanz des Hauptcharakters als Ich-Erzähler noch viel Raum bekommen und die in allen Facetten angenehm menschlich und unkonstruiert wirken – edle, oder zumindest bodenständig-ehrliche Figuren wie Prinz Verity, Stallmeister Burrich und Fitz’ Ersatzmutter Patience. Jeder, der gerne liest, wie Tiere sich an Figuren binden, wird Fitz’ neues Haustier Nighteyes lieben, das auch einen trockenen Witz in die Geschichte einbringt.
Spannung bezieht Hobb unter anderem daraus, daß sie nach und nach wieder Details und Geheimnisse der vielschichtigen Figuren lüftet, und vor allem eine zwingende Intrigengeschichte erzählt, die eng mit Fitz’ eigener Geschichte und Reifung verknüpft ist.

Gute Recherche über das mittelalterliche (Stadt-)Leben rundet die Geschichte ab und macht daraus eine in vielen Belangen realistisch wirkende, eindringliche und mitreißende Charakterstudie. Wenn nicht alles gar so traurig und düster wäre, würde man das Buch mit einem großen Lächeln im Gesicht ins Regal zurückstellen …

Stand: 06. Juni 2012
Erscheinungsjahr: USA 1996
Verlag: Bantam Spectra
ISBN: 0-553-57341-1
Seitenzahl: 675
Titel der Übersetzung: Des Königs Meuchelmörder