Europa im 16. Jahrhundert: In einem abseits gelegenen, tief verschneiten Wald stoßen Andrej und Abu Dun auf brutal ermordete Menschen und werden gegen ihren Willen in gefährliche Ereignisse verwickelt. Der Bauer Ulric macht die Blutgräfin für die grausamen Morde und für das Verschwinden von mehreren jungen Frauen verantwortlich. Auf der Suche nach dem Täter begegnen sie dem dämonischen Leibwächter der Gräfin. Ihm gelingt das nahezu Unmögliche: Er besiegt Andrej und Abu Dun und bringt sie tatsächlich in Lebensgefahr. Anscheinend unverwundbar und unbezwingbar ist der Unbekannte doch kein Unsterblicher wie sie. Aber wer oder was ist er dann? Und wer verbirgt sich hinter der rätselhaften Blutgräfin?
-Es war die bei weitem größte Eule, die Andrej jemals gesehen hatte. In aufrechter Haltung würde sie ihm mühelos bis zum Oberschenkel reichen, und ihre Spannweite übertraf vermutlich die eines Adlers. (…) Ihr Schnabel, von dem zähflüssig rotes Blut tropfte, machte den Eindruck, als könne sie damit mühelos einem erwachsenen Mann die Hand zermalmen.-
Obwohl Hohlbein eine recht solide Fortsetzung geschrieben hat, hat mich das Buch nicht so wirklich überzeugt. Die Handlung setzt ein paar Wochen nach der Begegnung mit Frederic ein, die Unsterblichen sind wieder mal in einer abgelegenen Gegend mit misstrauischen Bewohnern. Erneut stoßen die beiden Unsterblichen auf ein Gemetzel, finstere Gestalten und dämonische Feinde. Ein altbewährtes Rezept, das auch hier zu einer recht spannenden Geschichte verarbeitet wird, jedoch gibt es einige kleine Schwächen.
Andrej wirkt im ganzen Buch unbeholfen, obwohl er doch eigentlich der erfahrerene Unsterbliche des Duos ist. Er stürzt von einem Gefühlschaos ins nächste, während er selbst kaum an der Handlung teilnimmt und eher von den Ereignissen mitgerissen wird. Ohne zuviel zu verraten, war mir von Anfang an klar, wer die Blutgräfin ist, jedoch gibt es überraschende Wendungen, die den Roman teilweise unvorhersehbar machen.
Pluspunkte verdient der Roman auch durch Andrejs Gegner: mit Blanche hat Hohlbein eine interessante Figur geschaffen, die nicht nur geheimnisvoll, sondern auch glaubwürdig ist, und einen Großteil zur Spannung beiträgt. Die Geschichte an sich ist im Nachhinein ganz gut gelungen, obwohl es hier und da einige Längen gibt.
Das Ende ist ebenso überraschend wie abgeschlossen. Offene Fragen vom fünften und sechsten Band werden überwiegend beantwortet und bilden einen runden Abschluss. Wie Hohlbein die Chronik der Unsterblichen weitererzählen will, bleibt abzuwarten. Der sechste Band jedenfalls ist lesenswert, wenn man ein Fan von Hohlbein ist. Es ist aber nicht der beste Teil der Chronik.