Die Literaturwissenschaftlerin Rebecca Carville ist auf der Suche nach dem einzig verbliebenen Exemplar der Memoiren Lord Byrons. Sie vermutet das Manuskript in der Krypta von St.Jude’s. Der Anwalt, der den Schlüssel zu der Krypta besitzt, gibt ihn nur widerstrebend an Rebecca heraus und warnt sie eindringlich davor, diesen Ort der Totenruhe zu betreten. Natürlich hält sich die junge Frau nicht an den gutgemeinten Rat. Das Manuskript findet sie trotzdem nicht, statt dessen macht sie die Bekanntschaft des berühmten Dichters, der doch eigentlich seit 1824 tot sein sollte. Lord Byron ist so freundlich, der Literaturwissenschaftlerin von seiner Existenz als Vampir zu erzählen.
– Mr. Nicholas Melrose, Vorstand seiner eigenen Anwaltskanzlei und ein angesehener Mann, ließ sich nicht gern aus der Fassung bringen.-
1. Kapitel
Je mehr der Leser über das Leben und Werk Lord Byrons weiß und je mehr Freude er an der englischsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts hat, um so mehr Spaß wird er an der Lektüre des Vampirs finden. Holland verbindet geschickt Episoden aus Byrons realer Lebensgeschichte mit dem fiktiven Vampirmythos. Ein besonderes Zuckerstückchen ist der “Gastauftritt” von Mary und Percy Shelley. Der Roman wäre ein sicherer Vier-Sternchen-Kandidat, wäre der Anfang von Byrons Erzählung nicht so langweilig. Sobald der Dichter die Szenerie betritt ist klar, daß er zum Vampir geworden ist. Da der Leser dies weiß, ist er nicht überrascht, wenn Byron Rebecca schildert, wie er in Griechenland auf höchst merkwürdige Wesen traf, die zwar wie Menschen aussahen, sich aber absonderlich benahmen. Während also der noch lebende und normalsterbliche Byron die Vampirgeschichten, die er hört, als Aberglauben abtut, wartet der Leser mit zunehmender Langeweile auf das, was mit Sicherheit kommen muß und selbstverständlich auch eintrifft: Lord Byron wird zum Vampir. Von nun an wird der Roman mit jeder Seite besser. Leider zieht sich der “Anfang” von Byrons Erzählung über knapp 200 Seiten und das ist für einen spannungsarmen, vorhersehbaren Auftakt ohne Überraschungen zu lang.
Tom Hollands Idee die gothic romance wiederzubeleben, indem er die berühmtesten Verfasser der englischen (Schauer-)Romantik zu den Helden seines Romans macht, ist originell, aber leider fehlt ihm die schriftstellerische Klasse seiner Protagonisten.