Der Hexenturm

Cover von Der Hexenturm von Kate Forsyth Die junge Hexe Isabeau wächst in einem abgelegenen Tal im Schatten der Drachenklaue auf, dem Berg der Drachen. Unter der Obhut ihrer mütterlichen Freundin Meghan lernt sie, mit den Tieren des Waldes zu reden und mit Hilfe der Kräuter zu zaubern. Doch die beiden Frauen leben in ständiger Gefahr, denn seit eine böse Königin den Herrscher von Eileanan in ihren Bann gezogen hat, sind Hexerei und Magie jeder Art streng verboten.

-Diese besagte Agnis Sampson wurde gefangen genommen und vor Seine Majestät den König und verschiedene schottische Adlige zum Haus Halicuid gebracht, wo sie streng vernommen wurde, aber alle Überzeugungskünste, die Seine Majestät der König und der Rat bei ihr anwandten, konnten sie nicht dazu bewegen, irgend etwas zu gestehen, sondern sie leugnete standhaft alles, was ihr vorgeworfen wurde, woraufhin sie ins Gefängnis gebracht wurde, wo sie solcherlei Marter erlitt, wie sie seit einiger Zeit für Hexen in Schottland vorgesehen sind.-
Dies ist eine Art Prolog

Das ist das erste Buch, bei dem der Rezensent ernsthaft überlegt hat, von der Redaktion dafür Schmerzensgeld zu verlangen, daß er bis zur letzten Seite des Buches durchgehalten hat.
Vor einigen Jahren ist in den englischsprachigen Ländern der Wicca-Kult wieder populär geworden und ganz offensichtlich zielt das Buch auf Leserinnen ab, die sich für diese Art von Hexen-Tradition interessieren. Selbst diesen kann man nicht mit guten Gewissen empfehlen, diesen Roman zu lesen.
Den ersten traurigen Tiefpunkt der Geschichte stellt die Beschreibung der Prüfung dar, die Isabeau an Lichtmeß ablegt. Diese Passage trieft nur so vor Kitsch. Die Hexen um Isabeau sind natürlich von Herzen gut und deshalb demonstrieren sie ständig, daß sie alle Tiere, Pflanzen und Elemente ganz schrecklich lieb haben. Würde die Autorin hier echte Naturverbundenheit schildern, wäre daran nichts auszusetzen, aber das gelingt ihr nicht. Die ganze Szene ist nicht nur kitschig, sondern wirkt auch noch albern als die junge Hexe entscheiden muß, welchen Samen sie aussäen soll und sie u.a. Haselstrauch wählt, weil er reich an Protein und lebenswichtigen Mineralien ist. Glaubt die Autorin wirklich, daß eine Hexe, die offensichtlich in einer dem Mittelalter ähnlichen Epoche lebt, so denkt wie eine ernährungsbewußte Hausfrau des 21.Jahrhunderts, die auf einen Werbespot für Frühstücksflocken hereingefallen ist? Als die Hexen später von Soldaten angegriffen werden, eilen die Tiere des Waldes herbei, um ihren Freunden zu helfen. Selbst die kleinen Häschen hoppeln den Angreifern zwischen den Beinen herum, um sie zum Stolpern zu bringen. In diesem unglaublichen, grausigen Stil ist der ganze Roman geschrieben. Von wirklicher Dreistigkeit zeugt es, den blinden Seher im Buch ausgerechnet Jorge zu nennen. Der blinde Jorge ist eine der Hauptfiguren in Umberto Ecos Meisterwerk Der Name der Rose. Und es kommt noch schlimmer. Da zu einem auf mehrere Bände angelegten Werk ein ordentlicher Cliffhanger gehört, damit der Leser auch die folgenden Teile kauft, endet das Buch mit einer widerlichen sexistischen Gewaltszene , die dieser Hommage an den schlechten Geschmack die Krone aufsetzt.

Stand: 28. März 2011
Originaltitel: Dragonclaw (Teil 1)
Erscheinungsjahr: AUS 1997, D 2002
Verlag: Blanvalet
Übersetzung: Karin König
ISBN: 978-3442241620
Seitenzahl: 316