Atrus lebt mit seiner Großmutter am Rande eines erloschenen Vulkans mitten in der Wüste. Das Leben ist hart, aber Atrus kann sich kein anderes vorstellen. Eines Tages kommt ein Fremder zu ihm und seiner Großmutter und stellt sich als sein Vater Gehn vor. Er will Atrus mitnehmen nach D’ni, jener mysteriösen Welt, die seine Großmutter Anna bereits so oft erwähnt hat. Gemeinsam machen sich Vater und Sohn auf, die Rätsel von D’ni zu erkunden. Dort angekommen, erwarten Atrus viele Überraschungen und Wunder, aber auch viele Gefahren, denn sein Vater verheimlicht ihm etwas …
-»Gehn«, sagte Atrus leise und wiederholte den Namen wie ein Echo.
Der Fremde nickte, dann legte er die Hand von Atrus’ Kopf. »Gut. Geh jetzt und sag deiner Großmutter, dass sie einen Gast hat.«-
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Das Buch Atrus (The Book of Atrus), der erste Band der Myst-Trilogie, ist ein halbwegs spannendes Buch rund um die Entstehung der “Kult”-Insel Myst, die dem geneigten PC-Spieler bereits hinlänglich bekannt ist. Das Buch entpuppt sich als gut durchdachte Saga, die sich harmonisch in die Myst-Reihe einfügt, ohne irgendwelche Lücken offen zu lassen. Die Spannung bleibt aber irgendwo zwischen dem siebenunddreißigsten und fünften Zeitalter auf der Strecke. Erst gegen Ende bessert es sich wieder, aber auch da ist relativ leicht vorhersehbar, was passieren wird.
Ein riesiger Pluspunkt ist die Welt der D’ni, die durch ihre unglaubliche Komplexität auffällt. Alles ist genauestens durchdacht, jeder Mosaikstein fügt sich am Ende an seinen Platz und erweitert so das Bild über ein Volk, das einmal Millionen von Welten beherrschte.
Wenn sich der Roman wieder auf Atrus und seinen Vater konzentriert, wird das zwar nicht gerade langweilig, quillt aber auch nicht vor Spannung über. Anders als im Nachfolgeband stehen hier eher die Personen und nicht die D’ni im Vordergrund, und da müssten die Autoren noch ein bisschen an sich arbeiten.
Mir war aus dem zweiten Teil schon Gehns Geschichte bekannt und so wusste ich, warum dieser so oder so handelt – für Neueinsteiger dürfte genau das ein Problem sein, denn oft bleiben die Hintergründe der Handlungen der Personen im Dunkeln. Außerdem wäre es hier (mehr als im Buch Ti’ana) hilfreich, das Spiel zu kennen oder zumindest mal von Myst gehört zu haben. Andernfalls dürfte man Probleme bekommen, der Handlung zu folgen, denn die Autoren erklären wenig und setzen voraus, dass der Leser bereits das Spiel kennt.
Schade eigentlich, denn wie der Nachfolger zeigt, steckt viel Potential in D’ni, das man zu spannenderen Geschichten verarbeiten kann.