Autor: Hennen@Bernhard

Cover von Elfenwinter von Bernhard HennenÜber hunderttausend verkaufte Exemplare, monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste: Bernhard Hennens Die Elfen war der in Deutschland erfolgreichste Fantasy-Roman seit Jahren. Mit Elfenwinter kehrt er zurück in die Welt der geheimnisvollsten Geschöpfe, die es je gegeben hat. Dies ist die definitive Geschichte über ein Volk, das aus dem Mythenschatz der Menschheit nicht wegzudenken ist – unentbehrlich für jeden Herr-der-Ringe-Leser.

-“Sie werden versuchen, die Königin zu töten.”.-
Das Fest der Lichter

Als ich durch Zufall erfuhr, dass es einen Nachfolger zu Die Elfen geben sollte, war die Vorfreude natürlich groß, wieder von Farodin und Nuramon zu lesen. Nach den ersten Buchseiten war ich dementsprechend verwundert, als die Geschichte nicht nach dem Ende des ersten Bandes einsetzte, sondern einen deutlich früheren Handlungsfaden aus Die Elfen aufnimmt. Trotz dieser enttäuschten Erwartung ist Elfenwinter ein durchaus gelungener Roman. Bernhard Hennen erzählt im Nachfolger von Die Elfen Geschichten, die im ersten Band durch Zeitsprünge überflogen und nur am Rande erwähnt wurden.

Dies soll man nun aber nicht in geringster Weise so verstehen, dass der Autor die Überreste aus dem ersten Band verwerten wollte und diese auf knapp 900 Seiten gestreckt hat, vielmehr wird das Schicksal der Nordmänner nach dem Weggang Mandreds weitergesponnen. Daher ließe sich auch über die Titelwahl streiten, denn im Gegensatz zum ersten Band stellen Elfen nur noch einen geringen Teil der Protagonisten, allerdings spielt das ambivalente Verhältnis zwischen Elfen und Nordmännern auch in diesem Band wieder eine große Rolle, auf das hier durch die Figur Alfadas’ ein etwas anderer Blick geworfen wird. Die Hauptpersonen (Alfadas, Ollowain und meiner Meinung nach auch Orgrimm) kommen aus drei verschiedenen Rassen und es werden mehrere verschiedene Handlungsstränge aufgegriffen. Die Trennung zwischen Gut und Böse wird stärker verwischt als in Die Elfen, wo der Devanthar klar den Antagonisten stellte. Bernhard Hennen gibt den Trollen, den Gegenspielern des vorliegenden Bandes, eine Hintergrundgeschichte (die Vertreibung aus ihrer Heimat), durch die man die Trolle sogar machmal verstehen kann, dazu trägt gerade die Figur des Orgrimm bei. Dagegen fällt es schwerer, mit Alfadas warm zu werden. Einerseits hält er auf den ersten Blick einem Vergleich mit Mandred, dem kantigen Sympathieträger aus dem Vorgängerband, nicht stand, andererseits ergeben sich diese unterschiedlichen Charakterzüge aus der jeweiligen Vergangenheit der Figur, und aus Alfadas einen zweiten Mandred zu machen, wäre ein starker Bruch in der Entwicklung der Figur. Lässt man sich auf Alfadas ein, entwickelt er gerade durch seine Andersartigkeit zu Mandred durchaus eine eigene Faszination.

Bernhad Hennen schreibt seine Geschichte in der ihm eigenen, sehr bildreichen Sprache, die manche Leser auch von alten DSA-Romanen kennen werden. Besonders die Grausamkeiten und die rohen Manieren der Trolle werden sehr gut veranschaulicht. Dies alles trägt zur Authentizität des Romans bei, schildert es doch die Begebenheiten und Geschehnisse während des zweiten Trollkriegs. Hennens Angewohnheit, zwischen den Handlungssträngen hin und her zu springen, gefällt mir persönlich sehr gut, da die Geschichte dadurch an Abwechslung gewinnt.

Elfenritter - Die Ordensburg von Bernhard HennenDies ist die Geschichte von Gishild, Herrscherin des Fjordlands und letzte Hoffnung für die freien Völker der Welt. Und es ist die Geschichte Lucs, Ritter im Dienste eines mächtigen Ordens, dem Todfeind der Elfen. Als Kinder untrennbar, stehen sie sich Jahre später an der Spitze zweier Heere gegenüber. Denn der Kampf um die alte Welt hat begonnen …

-Beklommen dachte Gunnar an seinen Urahnen und den Preis, den Mandred einst für die Hilfe der Elfen gezahlt hatte. Und Sorge war es, die den König endlich sprechen ließ. “Was fordert deine Königin für euere Hilfe?”, fragte er mit heiserer Stimme. Morwenna schwieg.-
Die Spur des Ahnen

Bernhard Hennens Elfensaga geht mit diesem Band in einen weiteren Subzyklus ein. Auch wenn Elfenritter – Die Ordensburg sicherlich nicht an seine Vorgänger heranreicht, ist es an sich immer noch gut gelungen.
Den Leser erwartet wieder eine sehr gut beschriebene und intelligent dargestellte Welt, die weder Fragen noch Zweifel aufkommen lässt. So haben Herrscher ihre Schlösser nicht auf malerischen Hügeln, sondern eher auf Landstrichen postiert, die zweckdienlich sind, daher also gut zu verteidigen.
Die Geschichte an sich ist gut durchdacht und schön zu lesen. Leider geht sie – in diesem Band zumindest – kaum über das Mainstream-Fantasy-Niveau hinaus. Unglaubwürdig ist, dass kleine Kinder trotz ihrer frühzeitigen Reife bereits sämtliche Erwachsenenzüge aufweisen. Ansonsten verstrickt sich die Handlung auf interessante Weise, man kann sehr gut die Intrigen der verschiedenen Machthaber nachvollziehen und die daraus resultierenden Folgen sind glaubwürdig. Die Charaktere sind rund, selbst Nebenfiguren wirken nicht wie “Schattengestalten” sondern haben eine eigenständige Persönlichkeit.
Was mir besonders gut gefallen hat, sind die vielen kleinen Informationen über die Ausbildung bzw. den Lebensweg der verschiedenen Parteien. So kann man leicht verstehen, weshalb die einen Hass auf die anderen hegen, oder aber weshalb sie so kämpfen/reden/sind, wie sie sind. Verbildlicht werden diese Textpassagen z.B. mit einer Skizze zu einem Kriegsvorbereitungsspiel am Ende des Buches.

Bei der Sprache kann man lediglich bemängeln, dass manche kriegerischen Begriffe wie “Arkebusen” auffallend oft genannt werden. Allerdings hat sich der Autor sprachtechnisch in seiner Elfensaga von Band zu Band verbessert, frühere Wortwiederholungen wie “Rückhandschlag” fallen weg. Das Buch kann man daher absolut flüssig lesen.
Insgesamt kann man sagen, dass jedem, dem die Vorgängerbände gefallen haben, auch dieses Buch gefallen wird. Es ist, auch wenn es sich nicht allzu deutlich vom breiten Durchschnitt abhebt, auf jeden Fall der Lektüre wert und daher zu empfehlen.