Category: Reaktionen

Letzten Dienstag fand am Vorabend der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse ein inoffizielles Treffen mit der Autorin des Parasol Protectorate, Gail Carriger, im Irish Pub Fox and Hound statt. Als bekennendes Fangirl konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mich selbst auf den Weg nach Frankfurt zu machen und eine für mich sehr spannende Autorin persönlich kennenzulernen. Gleich vorweg die wichtigste Frage:

Gab es ein Tee-Duell?
Nein! Erstaunlich, aber wahr: bis auf Leo (s.u.) hat niemand Tee bestellt!

Wurden meine Erwartungen trotz Teemangel erfüllt?
Ein ganz klares Ja! Ms. Carriger und auch ihr Begleiter, ein sehr netter junger Mann, der keinerlei Ähnlichkeit mit einem grantigen Werwolf hat und dessen Namen ich leider vergessen habe (shame on me), waren beide wirklich charmante Gesellschafter. Passend zu dem virtuellen Bild, das man sich von der Autorin machen kann, erschien sie zum Treffen zudem im knallroten Wiggle-Dress im 50er Jahre Stil, mit schwarzem Schulter-Jäckchen, langen Satinhandschuhen und einem großen Oktopusring am Finger. Es war unverkennbar Gail Carriger. Zwischendurch wäre ihr opulenter Ohrring beinahe im Gulli gelandet, konnte aber gerade noch rechtzeitig gerettet werden.

Musste ich mir »einen Platz an der Sonne« erkämpfen?
Dankenswerterweise nicht! Da die Veranstaltung recht kurzfristig angekündigt war und die deutsche Fangemeinde wohl zahlenmäßig auch noch sehr überschaubar ist, blieb die Runde letztlich gemütlich klein mit nur sieben Gästen. Für mich als Fan war das sehr angenehm, da es uns doch ermöglichte ,die Autorin wirklich hautnah zu erleben. Ms. Carriger hat erwartungsgemäß außerdem ein recht flottes Mundwerk – jetzt weiß ich mit Sicherheit, dass die Romanheldin Alexia Tarabotti ein paar Eigenschaften ihrer Schöpferin geerbt hat – was bei der überschaubaren Anzahl von Gästen positiv ausfiel und es leicht machte, den Unterhaltungen trotzdem ohne Probleme zu folgen. Der Gesprächsstoff reichte dabei von Steampunk-Conventions und der Steampunk-Bewegung in Deutschland im Vergleich zur amerikanischen über ganz alltägliche Themen wie Halloween bis hin zu Karneval, Studienfächern, Berufen … kurzum: es waren zwanglose Themen und amüsante Gespräche, auch wenn uns Gästen keine wirklich interessanten Fragen einfallen wollten. In meinem Fall kann ich sagen, dass ich einfach etwas geplättet war von der Tatsache, jemanden Gail Carriger in Frankfurt 2011wie Gail Carriger persönlich zu treffen, wodurch mir ernsthaft die Sprache wegblieb und ich, soweit ich mich erinnere (hallo, geliebter Verdrängungsmechanismus), ein paar dumme Antworten brabbelte, die an die Reaktionen verliebter Teenager herankommen. In einem nahezu heroischen Akt, der an Mut kaum zu überbieten war, habe ich es immerhin geschafft ihr eine Karte zu überreichen, die ich vor einem Jahr als Fanart zu ihrem ersten Buch, Soulless (Glühende Dunkelheit), gestaltet hatte – bei der kleinen Fotosession hat sie sich, wie man auf dem Foto unschwer erkennt, gleich damit fotografieren lassen wollen. Ja, Ms. Carriger weiß, wie sie ihre Fans glücklich macht! 😀

Mein Fazit?
Die erfreulichste Erkenntnis des Abends war wohl, dass Gail Carriger im realen Leben genauso rüberkommt, wie man sie sich anhand ihrer Postings im Blog oder bei Facebook vorstellt. Sie geht sehr offen auf ihre Fans zu und hat wahrscheinlich schon etwas Übung darin, eigentlich fremde und teils von Lampenfieber geplagte Menschen sehr freundschaftlich zu behandeln und die Situation so recht vertraut wirken zu lassen. Trotz ihrer großen Popularität in Amerika wirkt sie noch immer sehr bodenständig, was sie noch ein Stück sympathischer macht.

Und sonst?
Ein persönliches Autogramm von Gail CarrigerSelbstverständlich gab es zum Abschluss auch Autogramme für alle, und ich denke, die anwesenden Fans haben die Teilnahme an diesem Treffen sehr genossen. Wer die Gelegenheit, Gail Carriger in Frankfurt zu treffen, verpasst hat, bekommt hoffentlich bald eine neue Chance. Es lohnt sich wirklich!

Interessant zu berichten wäre vielleicht noch eine Kleinigkeit in Verbindung mit dem Portal Clockworker.
Ein Mitglied der Redaktion war ebenfalls beim Treffen anwesend (Leo Eckert bzw. Miss Clapham). Dort plant man für die Zukunft wohl ein Video-Podcast, zu dem man auch Gail Carriger einladen wird. Das Ganze wird natürlich englischsprachig übertragen, es soll aber auch Untertitel dazu geben. Mehr Infos dazu kann man sich auch hier in Leos Bericht zum Meet Up anhören.

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Die sieben Zitadellen von Geraldine HarrisBibliotheka Phantastika gratuliert Geraldine Harris, die heute 60 Jahre alt wird. Die am 17. Oktober 1951 geborene Geraldine Harris Pinch – eine Ägyptologin, die viele Jahre an der Faculty of Oriental Studies der University of Oxford tätig war – hat neben etlichen Fachbüchern zu ihrem Sachgebiet mit Seven Citadels Anfang der 80er Jahre auch einen Fantasy-Zyklus veröffentlicht, in dem eine fantasytypische Queste mit Motiven des Entwicklungsromans verknüpft wird. In den vier Romanen Prince of the GodbornThe Children of the WindThe Dead Kingdom und The Seventh Gate (1982-83) geht es um sieben Schlüssel, an denen das Schicksal des von äußeren und inneren Feinden bedrohten Reichs von Galkis hängt. Diese Schlüssel soll der verwöhnte und verhätschelte Prinz Kerish lo Taan zusammen mit seinem älteren Halbbruder, dem erfahrenen Krieger Forollkin, beschaffen – doch besagte Schlüssel sind im Besitz von Magiern, die ihre Unsterblichkeit und einen Teil ihrer Macht aufgeben, wenn sie sie aus der Hand geben. Vordergründig ist natürlich vor allem interessant, wie Kerish und Forollkin – die ab Band zwei von beider Cousine Gwerath sowie dem hässlichen, zynischen, zwergwüchsigen Gidjabolgo begleitet werden – die ihnen gestellte Aufgabe lösen, doch weitaus faszinierender ist, wie das, was die Protagonisten erleben und erfahren, sie alle tiefgreifend verändert. Unter diesem Aspekt betrachtet, ist Geraldine Harris mit Seven Citadels ein faszinierender Zyklus gelungen, der nicht nur mit farbenprächtigen Kulturen und spannenden Abenteuern aufwartet, sondern tiefergehende Fragen thematisiert, und es ist bedauerlich, dass sie sich danach von der Fantasy abgewandt hat.
Seven Citadels ist unter den Titeln Der Prinz der GötterDie Kinder des WindesDas Königreich der Schatten und Das Tor des Erlösers (alle 1984 und mit dem Verkaufserfolg gewiss nicht zuträglichen Titelbildern) auch auf Deutsch erschienen und 1987 noch einmal als Sammelband unter dem Zyklustitel Die sieben Zitadellen veröffentlicht worden.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert Markus Heitz, der heute 40 Jahre alt wird. Mehr über den Autor, der 2002 mit Schatten über Ulldart, dem ersten Roman des Ulldart-Zyklus, debütierte, und mit Die Zwerge (2003) nicht nur den Boom der sogenannten Tolkien-Völker-Romane maßgeblich mitinitiiert, sondern auch dafür gesorgt hat, dass deutschsprachige Autoren und Autorinnen heutzutage aus der deutschen Fantasylandschaft nicht mehr wegzudenken sind, gibt es in seinem Portrait. Herzlichen Glückwunsch, Markus!

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(c) Rob Watson/Creative Image

Bibliotheka Phantastika gedenkt Sara Warneke, bekannt unter dem Pseudonym Sara Douglass. Die australische Fantasy-Autorin, geboren am 2. Juni 1957 in Penola, verstarb heute im Alter von 54 Jahren an den Folgen ihrer erneuten Krebserkrankung.
Sara Douglass war 1995 mit Battleaxe (Die Sternenbraut), dem Debüt-Roman aus ihrer Buchreihe The Axis Trilogy (Unter dem Weltenbaum) bekannt geworden, welcher in der fiktiven Welt Tencendor spielte – in Deutschland erschien die Trilogie in sechs Bänden.
Weltweit erfreuten sich vor allem Fans von romantisch geprägter High-Fantasy an ihren Büchern. Der unerwartet große Erfolg bewirkte außerdem, dass der Axis Trilogy zwischen 1997 bis 2010 noch zwei weitere Serien mit der Welt Tencendor als Schauplatz folgten: The Wayfarer Redemption (Im Zeichen der Sterne) und Darkglass Mountain. Letztere rückt das Schicksal der Kinder der aus der ersten Buchreihe bekannten Protagonisten in den Fokus der Geschichte und behandelt die aus der Axis Trilogy bekannten Charaktere nur noch indirekt.
Neben den insgesamt drei Buchreihen aus der Tencendor-Serie schrieb Sara Douglass zudem die Trilogie The Crucible (2000 – 2002; Das dunkle Jahrhundert), die Tetralogie The Troy Game (2002 – 2007) und die Einzelromane Beyond the Hanging Wall (1996; Der Herr des Traumreichs), Threshold (1997; Die Macht der Pyramiden) und The Betrayal of Arthur (1998), neben mehreren Kurzgeschichten, die nur im englischen Original erschienen sind.
Sara Douglass sprach mit ihrem romantischen, dennoch wenig kitschigen Schreibstil eine vorwiegend weibliche Leserschaft an. Immer wieder schaffte es die Autorin auf die oberen Plätze der Bestsellerlisten und wird vielen Fans unvergessen bleiben.

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The Dragon Waiting von John M. FordBibliotheka Phantastika erinnert an John M. Ford, dessen Todestag sich heute zum fünften Mal jährt. Der am 10. April 1957 in East Chicago, Indiana, geborene SF- und Fantasy-Autor, Spieledesigner und Dichter John Milo Ford hat bei seinem Tod am 25. September 2006 ein relativ schmales Oeuvre hinterlassen, zu dem drei SF-Romane, zwei Star-Trek-Romane, ein Thriller, ein Urban-Fantasy-Roman sowie eine Menge Kurzgeschichten und Gedichte zählen – und einer der besten Fantasyromane, die jemals geschrieben wurden.
The Dragon Waiting: A Masque of History (1983; dt. Der Thron des Drachen (1985)) ist ein historischer Fantasyroman, aber einer, der in einer alternativen Welt spielt und Erfundenes auf so clevere und überzeugende Weise mit realen geschichtlichen Ereignissen vermischt, dass die Grenzen immer wieder verschwimmen. Wir befinden uns im Europa des 15. Jahrhunderts, in dem in dieser Alternativwelt ein blühendes, immer weiter expandierendes und seine Einfluss-Sphäre erweiterndes Byzantinisches Imperium die größte Macht ist – und auf der anderen Seite haben wir ein von den Rosenkriegen zerrissenes England. Das Christentum ist nur eine von mehreren gleichermaßen unbedeutenden religiösen Sekten, es gibt Vampirismus (der eine Krankheit darstellt, die allerdings todgeweihten Menschen das Leben retten kann) und Magie – aber es gibt auch die Medicis und die Sforzas und Savonarola und Margarete von Anjou. In diesem überzeugend entworfenen und geschilderten Setting geraten vier sehr unterschiedliche Figuren – ein walisischer Magier, ein abtrünniger byzantinischer Söldner, eine florentinische Ärztin und ein bayrischer, an Porphyrie leidender Artillerist – in einen geheimnisvollen Mordfall und werden im weiteren Verlauf der Handlung zu eher unwilligen Verbündeten, die anfangs nur Eines eint: sie haben alle gute Gründe, das Byzantinische Imperium nicht gerade zu lieben. Von daher ist es nur logisch, dass sie schließlich in England landen, wo die dynastischen Streitigkeiten sich erneut zuspitzen.

Dass dieser episodenhafte, aber mit wunderbar erzählten Szenen und Sequenzen aufwartende Roman – für den Ford 1984 völlig zu recht mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde – vor allem in Deutschland nie auch nur annähernd den Erfolg hatte, den er verdient gehabt hätte, hat zweifellos damit zu tun, dass sich das an Verweisen und Andeutungen reiche (und in dieser Hinsicht durchaus mit Gene Wolfes Book of the New Sun vergleichbare) Werk in letzter Konsequenz nur dann erschließt, wenn man sich in der geschilderten historischen Epoche sehr gut auskennt. Obwohl man den Roman natürlich auch dann mit Genuss lesen kann, wenn man kein Spezialist für die Rosenkriege ist.
Über The Dragon Waiting hinaus hat John Ford kaum noch Fantasy verfasst; nur ein paar Erzählungen zu Liavek (einer Shared World ähnlich der Thieves’ World), von denen drei in dem Band Casting Fortunes (1989) gesammelt wurden, und das Gedicht “Winter Solstice, Camelot Station”, für das er 1989 noch einmal den World Fantasy Award (für die beste Kurzgeschichte) erhielt (und das hier online zu finden ist). Doch The Dragon Waiting reicht mehr als aus, ihm auf ewig einen Platz in der Hall of Fame der Fantasy zu sichern.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert Elizabeth Bear, die heute 40 Jahre alt wird. Die am 22. September 1971 in Hartford, Connecticut, geborene Sarah Bear Elizabeth Wishnevsky machte seit Anfang dieses Jahrtausends mit einer Reihe von SF- und Fantasykurzgeschichten auf sich aufmerksam und wurde 2005 mit dem John W. Campbell Award als beste neue Autorin ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erschien eine SF-Trilogie um die zum Cyborg aufgerüstete Halb-Irokesin Jenny Casey, deren erster Band (Hammered) den Locus Award als bester Romanerstling gewann. Seither hat Bear knapp 20 Romane veröffentlicht, wobei sie munter zwischen SF und Fantasy hin und her springt.
2006 erschien mit Blood and Iron der erste Band eines The Promethean Age betitelten Zyklus, der in meist in sich geschlossenen Bänden die Geschichte des Prometheus ClubsBlood and Iron von Elizabeth Bear nachzeichnet, einer Vereinigung menschlicher Magier, die einen jahrhundertelangen Kampf gegen die Königin des Feenreichs führt und dabei auch maßgeblich auf die Weltgeschichte einwirkt. Von den angedachten  dreizehn Bänden sind bisher vier erschienen: Blood and Iron und Whiskey and Water (2007) verbinden nahtlos modernes Großstadtleben mit einer archaischen Märchen- und Mythenwelt; die direkt zusammenhängenden Bände Ink and Steel und Hell and Earth (beide 2008) sind dagegen im elisabethanischen Zeitalter angesiedelt und warten u.a. mit  Shakespeare und Marlowe als (magiebegabten) Protagonisten auf. Mit der gelungenen Einbindung keltischer, nordischer, aber auch christlich-mittelalterlicher Mythenstoffe und literarischer Vorbilder setzt Bears ambitioniertes Projekt die Tradition der (wenn auch bei ihr teils historisierenden) Urban Fantasy im Stil eines Neil Gaiman oder Charles de Lint fort, die in den letzten Jahren rar geworden ist.
Parallel zu bzw. abwechselnd mit den Romanen aus dem Promethean Age veröffentlichte sie weitere SF-Romane (u.a. den Auftakt der Jacob’s Ladder Trilogy), ehe sie sich an zwei Fantasy-Zyklen machte, die sich jeweils der nordischen Mythologie als Hintergrund bedienen: die gemeinsam mit Sarah Monette verfasste Iskryne Series und die Edda of Burdens. A Companion to Wolves (2007), der erste Iskryne-Band, führt die Leser und Leserinnen in eine kalte und gefährliche Welt, deren Bewohner von den brutalen Wolfcarls – Männern, die eine telepathische Verbindung zu großen Wölfen besitzen – abhängig sind, denn nur diese können sie vor Trollen und Lindwürmern beschützen. Da die unterschwellige erotische Komponente, die sich in fast allen Romanen feststellen lässt, in denen Menschen und Tiere eine geistige Verbindung eingehen, bei Bear und Monette explizit ausgespielt und zu einem wichtigen Plot-Element wird, wurde A Companion to Wolves in der anglo-amerikanischen Leserschaft ziemlich kontrovers diskutiert. Es ist anzunehmen, dass dies auch beim gerade erschienenen zweiten Band des Zyklus, The Tempering of Men, der Fall sein wird.
All the Windwracked Stars (2008), der Auftakt der Edda of Burdens, spielt in einer post-postapokalyptischen Alternativzukunft, in der Ragnarök längst stattgefunden hat und die All the Windwracked Stars von Elizabeth Bearwenigen Überlebenden versuchen müssen, auf einer unaufhaltsam in Eis und Kälte versinkenden Welt ihren vom Schicksal vorgezeichneten Rollen gerecht zu werden – oder sich ihnen zu entziehen. Auch wenn der Roman anfangs ein bisschen unter Bears Bemühen leidet, auch stilistisch der Edda nachzueifern, ist ihr hier ein beeindruckendes Werk gelungen, das einerseits die Schicksalhaftigkeit und Ausweglosigkeit der nordischen Mythen atmet, und andererseits mit überzeugend gezeichneten, gebrochenen Charakteren aufwartet, die wahrhaft tragische Entscheidungen zu treffen haben. Beim zweiten Roman, By the Mountain Bound (2009), handelt es sich nicht um eine Fortsetzung, sondern um ein Prequel, das in die Zeit kurz nach der großen Auseinandersetzung zurückführt, während der dritte, The Sea Thy Mistress (2010), die Fäden des ersten Bandes wieder aufnimmt.
In ihren bisherigen Romanen und Kurzgeschichten hat Elizabeth Bear – die in Form einer Handvoll längerer Erzählungen auch einen Abstecher in ein u.a. von Vampiren bevölkertes, New Amsterdam betiteltes Pseudo-Steampunk-Setting unternommen hat – sich als vielversprechende neue Erzählerin erwiesen, von der man noch Einiges erwarten kann. Wenn im März 2012 mit Range of Ghosts ihre neue epische, vor einem asiatischen Hintergrund angesiedelte Fantasytrilogie The Eternal Sky an den Start geht, in deren Mittelpunkt an Hunnen oder Mongolen erinnernde Steppennomaden stehen, wird ihr damit möglicherweise endlich die Aufmerksamkeit breiterer Leserkreise – und vielleicht auch eine Veröffentlichung in deutscher Sprache – zuteil.

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Zum 125. Geburtstag von Charles Williams
Bibliotheka Phantastika erinnert an Charles Williams, ein Mitglied des engeren Kreises der “Inklings” und Verfasser von Romanen wie The Place of the Lion und All Hallows’ Eve, dessen Geburtstag sich heute zum 125. Mal jährt, und dem wir aus diesem Grund ein Portrait gewidmet haben.

Zum 60. Geburtstag von A.A. Attanasio
Bibliotheka Phantastika gratuliert A.A. Attanasio, der heute 60 Jahre alt wird. Am Anfang der schriftstellerischen Karriere des am 20. September 1951 in Newark, New Jersey, geborenen Alfred Angelo Attanasio stand mit Radix (1981; dt. Radix (1984)) ein in ferner Zukunft auf einer drastisch veränderten Erde spielender SF-Roman (der zusammen mit seinen drei Fortsetzungen die Radix Tetrad bildet), in dem bereits Attanasios Vorliebe für einen höchst eigenwilligen Umgang mit bekannten Genretropen deutlich wurde – etwas, das er auch in den meisten weiteren Werken beibehalten sollte. Wyvern (1988; dt. Jaki (1989)) erzählt die Geschichte von Jaki Gefjon, der als Kind zweier Kulturen auf Borneo und den asiatischen Meeren des 17. Jahrhunderts nach seiner Identität sucht, und oszilliert sowohl zwischen Entwicklungs- und Schelmenroman wie auch zwischen historischem Fantasy- und Abenteuerroman. Als historischen Fantasyroman kann man auch Hunting the Ghost Dancer (1991) betrachten – allerdings wird hier die Handlung in eine prähistorische Epoche verlegt –, während es sich bei Kingdom of the Grail (1992; dt. Im Königreich des Grals (1993)) trotz des Titels um einen historischen, zur Zeit der Kreuzzüge in England spielenden Roman handelt, und The Moon’s Wife (1993) zeitgenössische Phantastik bietet.
1994 wandte sich Attanasio erstmals so richtig der FantasyThe Wolf and the Crown von A.A. Attanasio zu, und das auf für ihn typische Weise, denn The Dragon and the Unicorn (dt. Der Drache und das Einhorn (1995)) bildet den Auftakt zu seiner Arthor Series, die wohl eine der eigenwilligsten Versionen des Artus-Mythos darstellt und gleich in diesem ersten Band mit einer bizarren Kosmogonie aufwartet. So ist bei Attanasio das titelgebende Einhorn eigentlich eine der Sonne entstammende, nicht-körperliche Kreatur, die nur gefesselt auf der Erde körperliche Gestalt annimmt, während Merlin sich als Avatar eines uralten Geistes erweist, der alle materiellen Dinge verabscheut. Die weiteren Bände – The Eagle and the Sword (1997, auch als Arthor (1995), dt. König Arthor (1996)), The Wolf and the Crown (1998, auch als The Perilous Order: Warriors of the Round Table) und The Serpent and the Grail (1999) – gehen weit konventioneller mit dem Mythos und seinen Motiven um; allerdings ist Arthor ungewohnt brutal gezeichnet und Magie spielt eine viel größere Rolle als in den anderen Umsetzungen des Stoffes.
Auch wenn Attanasio die im ersten Band der Arthor Series gewählte Herangehensweise (die den Roman ähnlich schwer zugänglich macht wie seinen Erstling Radix) in den Folgebänden nicht durchhält, war sie möglicherweise zu ungewohnt und abschreckend für die Fantasy-Leserschaft (die in der Breite mit Experimenten erzählerischer oder inhaltlicher Natur generell wohl eher wenig anfangen kann). Darauf deutet auch hin, dass Attanasios nächster Ausflug in die Fantasy – drei jeweils in sich abgeschlossene Romane unter dem Obertitel Dominions of Irth – nicht nur in jeder Hinsicht konventioneller ausfiel, sondern in den USA nur unter dem Pseudonym Adam Lee veröffentlicht wurde. The Dark Shore (1996), The Shadow Eater (1998) und Octoberland (1998) erzählen thematisch nicht unbedingt originelle Geschichten wie die des verbannten Außenseiters, der zurückkehrt, um sich an seinen Peinigern und der gesamten Gesellschaft zu rächen, oder die des Mannes, der nach dem Verlust all dessen, was ihm lieb und teuer war, einen neuen Sinn im Leben zu finden versucht – und das alles vor dem Hintergrund einer “Schattenerde” (der Irth des Obertitels), deren Konzept leicht an Roger Zelaznys Amber-Zyklus erinnert.
Mittlerweile ist es ziemlich still um Attanasio geworden; außer ein bisschen SF und einem Roman zur Comic- bzw. Fernseh-Serie The Crow beschränken sich seine Veröffentlichungen seit Anfang des neuen Jahrtausends auf Killing With the Edge of the Moon (2006) – eine für ihn völlig untypische, auf Motiven der keltischen Mythologie fußende, märchenhafte Geschichte – und The Conjure Book (2007) – ein vermutlich mit Blick auf den Harry-Potter-Boom geschriebenes, belangloses Jugendbuch. Alfred Angelo Attanasio ist zweifellos ein schwieriger Autor, der es seinen Lesern und Leserinnen zumeist weder thematisch noch stilistisch leicht macht und auch in den USA und England trotz seines für den Nebula Award nominierten Erstlings nie den großen Durchbruch geschafft hat. In Deutschland ist keiner seiner Zyklen vollständig erschienen.

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Avempartha von Michael J. SullivanBibliotheka Phantastika gratuliert Michael J. Sullivan, der heute 50 Jahre alt wird. Mit The Crown Conspiracy startete der am 17. September 1961 in Detroit, Michigan, geborene Sullivan 2008 seinen auf sechs Bände geplanten Zyklus The Riyria Revelations, und auf diesen Auftaktband folgten in kurzen Abständen weitere vier Romane – Avempartha (2009), Nyphron Rising (2009), The Emerald Storm (2010) und Wintertide (2010) –, die alle in einem amerikanischen Kleinverlag veröffentlicht und hier auch bereits rezensiert wurden. Der sechste Band (Percepliquis) ist angekündigt – genau wie die Tatsache, dass sich mittlerweile ein großer Verlag gefunden hat, der jeweils zwei der sechs (nicht sonderlich umfangreichen) Romane zusammenfassen und den Zyklus ab November diesen Jahres noch einmal als Trilogie (mit den Titeln Theft of Swords, Rise of Empire, Heir of Novron) auf den Markt bringen wird. Dieser Erfolg sei Sullivan gegönnt, denn seine Riyria Revelations bieten Abenteuerfantasy pur, die sich erzählerisch und inhaltlich in bewusster Abkehr vom gerade angesagten Grim & Gritty an der klassischen Fantasy orientiert, wie sie beispielswiese in den frühen Romanen eines David Eddings oder Raymond Feist zu finden war – und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Was nicht zuletzt an den überaus sympathischen Hauptfiguren der Geschichte – den Meisterdieben Royce Melborn und Hadrian Blackwater – und ihren sehr gegensätzlichen Charakteren liegt. Innovativ oder originell kann man die Revelations gewiss nicht nennen, aber in Zeiten überambitionierter Großprojekte, deren Ende kaum abzusehen ist, bietet der Zyklus trotz einiger unbestreitbarer Schwächen eine willkommene Abwechslung.

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Der Erbe von Mary StewartBibliotheka Phantastika gratuliert Mary Stewart, die heute 95 Jahre alt wird. Die am 17. September 1916 als Mary Florence Elinor Rainbow in Sunderland, England, geborene Autorin war bereits ein häufiger Gast auf den Bestsellerlisten (in erster Linie mit Romanen, die der Schauerromantik zuzurechnen sind), als 1970 mit The Crystal Cave der erste Band ihrer in der Grauzone zwischen Fantasy und historischem Roman angesiedelten Merlin Trilogy erschien, die mit The Hollow Hills (1973) und The Last Enchantment (1979) fortgesetzt und kurz danach auch noch als Sammelband unter dem Titel Mary Stewart’s Merlin Trilogy (1980) veröffentlicht wurde. In Stewarts Version der Artus-Saga ist Merlin (in Anlehnung an die Historia Regum Britanniae des Geoffrey of Monmouth) der Sohn von Ambrosius Aurelianus und Neffe von Uther Pendragon, was ihn zu einem Cousin von Artus macht. Der erste Band schildert Merlins Jugend und seine Bemühungen, mit seiner hellseherischen Begabung umzugehen, und endet mit Artus’ Zeugung. Im zweiten Band beschützt und lenkt Merlin den heranwachsenden Artus und schafft die Voraussetzungen für dessen Zukunft als König von Britannien – etwa dadurch, dass er sich auf die Suche nach dem legendären Schwert Caliburn (bzw. Excalibur) begibt. Im dritten Band – der die Zeitspanne der Herrschaft Artus’ umfasst – stehen Merlins Konflikt mit Morgause und seine Liebe zu Nimuë im Mittelpunkt der Handlung. Die großartig erzählte Trilogie war nicht nur in England, sondern auch in Deutschland – wo sie unter den Titeln Flammender Kristall (1971), Der Erbe (1974) und Merlins Abschied (1982) erschienen ist – ein großer Erfolg und ist bis heute eines der Referenzwerke der modernen Umsetzung des Artus-Mythos, was nicht zuletzt am Ich-Erzähler Merlin liegt, einer überzeugend und schlüssig geschilderten und in ihrem Scheitern letztlich tragischen Figur.
1983 folgte mit The Wicked Day (dt. Tag des Unheils (1985)) eine Fortsetzung der ursprünglichen Trilogie, in der die Geschichte Mordreds und seiner Rebellion gegen Artus erzählt wird. Bei Stewart ist Mordred allerdings nicht der sonst häufig auftretende Schurke, sondern eine tragische, vom Schicksal getriebene Figur. Nur noch sehr locker mit dem Zyklus verknüpft und weit von der Klasse der Vorgängerbände entfernt ist schließlich The Prince and the Pilgrim (1995; dt. Der Prinz und die Pilgerin (1997)), ein Roman, der sich vor allem um die Liebesgeschichte der titelgebenden Figuren dreht.
Weitere Romane mit übernatürlichen Elementen sind Touch Not the Cat (1976; dt. Rühr nicht die Katze an (1977)) und Thornyhold (1988; dt. Die Herrin von Thornyhold (1989)), die beide mit einer übernatürlich begabten Hauptfigur aufwarten und in der Tradition Daphne du Mauriers stehen, während in dem Jugendbuch A Walk in Wolf Wood (1980; dt. Geistermond über dem Wolfswald (1981), auch als Wolfswald (1986)) die Werwolf- mit der Zeitreise-Thematik verknüpft wird.
Die letztgenannten Romane sind durchaus lesbar, halten jedoch einem Vergleich mit der ursprünglichen Merlin Trilogy nicht stand, die trotz ihres relativ geringen Fantasy-Anteils eigentlich Pflichtlektüre für alle am Artus-Mythos interessierten Leser und Leserinnen sein müsste.

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Odds and Gods von Tom HoltBibliotheka Phantastika gratuliert Tom Holt, der heute 50 Jahre alt wird. Nachdem der am 13. September 1961 in London geborene Thomas Charles Louis Holt im zarten Alter von zwölf Jahren bereits einen Gedichtband veröffentlicht und Mitte der 80er Jahre zwei Fortsetzungen zu E.F. Bensons Lucia-Reihe verfasst hatte, folgte 1987 mit Expecting Someone Taller der erste von mittlerweile rund zwei Dutzend humoristischen Fantasyromanen, die alle mehr oder weniger dem gleichen Muster folgen: im zeitgenössischen England tauchen Figuren aus Mythlogie, Geschichte oder Literatur auf und sorgen für zumeist komische Verwicklungen. In Expecting (dt. Wir hatten Sie irgendwie größer erwartet (1994)) entstammen diese Figuren der germanischen Mythologie – genauer gesagt Richard Wagners Ring des Nibelungen – während in Who’s Afraid of Beowulf? (1988; dt. Wer hat Angst vor Beowulf? (1993)) und Flying Dutch (1991; dt. Der fliegende Holländer (1993)) bereits aus dem Titel hervorgeht, welcher mythologische Hintergrund hier Pate stand.
In Ye Gods! (1992; dt. Liebling der Götter (1995)) macht ein wiedergeborener Herakles eine englische Vorstadt unsicher, und in Overtime (1993; dt. Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat … (1995)) befindet sich der französiche Troubadour Blondel de Nesle auf einer wilden Zeitreise. Here Comes the Sun (1993; dt. Im Himmel ist die Hölle los (1995)) fällt ein bisschen aus dem Rahmen, da der Roman in einer Fantasywelt spielt, die von der himmlischen Bürokratie mehr schlecht als recht verwaltet wird.
Grailblazers (1994; dt. Snottys Gral (1996)), Faust Among Equals (1994; dt. Faust und Konsorten (1996)) und Odds & Gods (1995; dt. Auch Götter sind nur Menschen (1997)) folgen hingegen wieder der alten Formel und bringen Gralsucher, Faust und die Götter mehrerer Pantheons ins moderne England. Auch wenn alle diese Romane durchaus lustige Szenen enthalten, zeigt sich dennoch, dass sich das Konzept als solches relativ schnell abnutzt, und da helfen auch Variationen wie in My Hero (1996; dt. Mein Held (1999)) – hier können literarische Figuren wie Hamlet zwischen der fiktionalen und der richtigen Welt hin und her wandern – oder Paint Your Dragon (1996; dt. Immer Ärger mit Georgie (1998) – hier werden die Statuen St. Georgs und des Drachens lebendig und wollen ihren Kampf neu ausfechten – nur begrenzt. Was möglicherweise mit ein Grund ist, warum nach Mein Held kein Titel von Tom Holt mehr ins Deutsche übersetzt wurde.
Ins Deutsche übersetzt wurden hingegen auch zwei der insgesamt fünf historischen Romane Holts – und zwar die beiden im antiken Griechenland spielenden Goatsong (1989, dt. Der Ziegenchor (1994)) und The Walled Orchard (1990; dt. Der Garten hinter der Mauer (1994)) –, deren deutsche Ausgaben genauso aufgemacht sind wie seine humoristischen Romane, was angesichts der deutlichen inhaltlichen Unterschiede (denn humoristisch sind diese Romane nicht) ein bisschen seltsam anmutet.

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