Zum 60. Geburtstag von A.A. Attanasio und zum 125. Geburtstag von Charles Williams

Zum 125. Geburtstag von Charles Williams
Bibliotheka Phantastika erinnert an Charles Williams, ein Mitglied des engeren Kreises der “Inklings” und Verfasser von Romanen wie The Place of the Lion und All Hallows’ Eve, dessen Geburtstag sich heute zum 125. Mal jährt, und dem wir aus diesem Grund ein Portrait gewidmet haben.

Zum 60. Geburtstag von A.A. Attanasio
Bibliotheka Phantastika gratuliert A.A. Attanasio, der heute 60 Jahre alt wird. Am Anfang der schriftstellerischen Karriere des am 20. September 1951 in Newark, New Jersey, geborenen Alfred Angelo Attanasio stand mit Radix (1981; dt. Radix (1984)) ein in ferner Zukunft auf einer drastisch veränderten Erde spielender SF-Roman (der zusammen mit seinen drei Fortsetzungen die Radix Tetrad bildet), in dem bereits Attanasios Vorliebe für einen höchst eigenwilligen Umgang mit bekannten Genretropen deutlich wurde – etwas, das er auch in den meisten weiteren Werken beibehalten sollte. Wyvern (1988; dt. Jaki (1989)) erzählt die Geschichte von Jaki Gefjon, der als Kind zweier Kulturen auf Borneo und den asiatischen Meeren des 17. Jahrhunderts nach seiner Identität sucht, und oszilliert sowohl zwischen Entwicklungs- und Schelmenroman wie auch zwischen historischem Fantasy- und Abenteuerroman. Als historischen Fantasyroman kann man auch Hunting the Ghost Dancer (1991) betrachten – allerdings wird hier die Handlung in eine prähistorische Epoche verlegt –, während es sich bei Kingdom of the Grail (1992; dt. Im Königreich des Grals (1993)) trotz des Titels um einen historischen, zur Zeit der Kreuzzüge in England spielenden Roman handelt, und The Moon’s Wife (1993) zeitgenössische Phantastik bietet.
1994 wandte sich Attanasio erstmals so richtig der FantasyThe Wolf and the Crown von A.A. Attanasio zu, und das auf für ihn typische Weise, denn The Dragon and the Unicorn (dt. Der Drache und das Einhorn (1995)) bildet den Auftakt zu seiner Arthor Series, die wohl eine der eigenwilligsten Versionen des Artus-Mythos darstellt und gleich in diesem ersten Band mit einer bizarren Kosmogonie aufwartet. So ist bei Attanasio das titelgebende Einhorn eigentlich eine der Sonne entstammende, nicht-körperliche Kreatur, die nur gefesselt auf der Erde körperliche Gestalt annimmt, während Merlin sich als Avatar eines uralten Geistes erweist, der alle materiellen Dinge verabscheut. Die weiteren Bände – The Eagle and the Sword (1997, auch als Arthor (1995), dt. König Arthor (1996)), The Wolf and the Crown (1998, auch als The Perilous Order: Warriors of the Round Table) und The Serpent and the Grail (1999) – gehen weit konventioneller mit dem Mythos und seinen Motiven um; allerdings ist Arthor ungewohnt brutal gezeichnet und Magie spielt eine viel größere Rolle als in den anderen Umsetzungen des Stoffes.
Auch wenn Attanasio die im ersten Band der Arthor Series gewählte Herangehensweise (die den Roman ähnlich schwer zugänglich macht wie seinen Erstling Radix) in den Folgebänden nicht durchhält, war sie möglicherweise zu ungewohnt und abschreckend für die Fantasy-Leserschaft (die in der Breite mit Experimenten erzählerischer oder inhaltlicher Natur generell wohl eher wenig anfangen kann). Darauf deutet auch hin, dass Attanasios nächster Ausflug in die Fantasy – drei jeweils in sich abgeschlossene Romane unter dem Obertitel Dominions of Irth – nicht nur in jeder Hinsicht konventioneller ausfiel, sondern in den USA nur unter dem Pseudonym Adam Lee veröffentlicht wurde. The Dark Shore (1996), The Shadow Eater (1998) und Octoberland (1998) erzählen thematisch nicht unbedingt originelle Geschichten wie die des verbannten Außenseiters, der zurückkehrt, um sich an seinen Peinigern und der gesamten Gesellschaft zu rächen, oder die des Mannes, der nach dem Verlust all dessen, was ihm lieb und teuer war, einen neuen Sinn im Leben zu finden versucht – und das alles vor dem Hintergrund einer “Schattenerde” (der Irth des Obertitels), deren Konzept leicht an Roger Zelaznys Amber-Zyklus erinnert.
Mittlerweile ist es ziemlich still um Attanasio geworden; außer ein bisschen SF und einem Roman zur Comic- bzw. Fernseh-Serie The Crow beschränken sich seine Veröffentlichungen seit Anfang des neuen Jahrtausends auf Killing With the Edge of the Moon (2006) – eine für ihn völlig untypische, auf Motiven der keltischen Mythologie fußende, märchenhafte Geschichte – und The Conjure Book (2007) – ein vermutlich mit Blick auf den Harry-Potter-Boom geschriebenes, belangloses Jugendbuch. Alfred Angelo Attanasio ist zweifellos ein schwieriger Autor, der es seinen Lesern und Leserinnen zumeist weder thematisch noch stilistisch leicht macht und auch in den USA und England trotz seines für den Nebula Award nominierten Erstlings nie den großen Durchbruch geschafft hat. In Deutschland ist keiner seiner Zyklen vollständig erschienen.

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