Zum 50. Geburtstag von Tom Holt

Odds and Gods von Tom HoltBibliotheka Phantastika gratuliert Tom Holt, der heute 50 Jahre alt wird. Nachdem der am 13. September 1961 in London geborene Thomas Charles Louis Holt im zarten Alter von zwölf Jahren bereits einen Gedichtband veröffentlicht und Mitte der 80er Jahre zwei Fortsetzungen zu E.F. Bensons Lucia-Reihe verfasst hatte, folgte 1987 mit Expecting Someone Taller der erste von mittlerweile rund zwei Dutzend humoristischen Fantasyromanen, die alle mehr oder weniger dem gleichen Muster folgen: im zeitgenössischen England tauchen Figuren aus Mythlogie, Geschichte oder Literatur auf und sorgen für zumeist komische Verwicklungen. In Expecting (dt. Wir hatten Sie irgendwie größer erwartet (1994)) entstammen diese Figuren der germanischen Mythologie – genauer gesagt Richard Wagners Ring des Nibelungen – während in Who’s Afraid of Beowulf? (1988; dt. Wer hat Angst vor Beowulf? (1993)) und Flying Dutch (1991; dt. Der fliegende Holländer (1993)) bereits aus dem Titel hervorgeht, welcher mythologische Hintergrund hier Pate stand.
In Ye Gods! (1992; dt. Liebling der Götter (1995)) macht ein wiedergeborener Herakles eine englische Vorstadt unsicher, und in Overtime (1993; dt. Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat … (1995)) befindet sich der französiche Troubadour Blondel de Nesle auf einer wilden Zeitreise. Here Comes the Sun (1993; dt. Im Himmel ist die Hölle los (1995)) fällt ein bisschen aus dem Rahmen, da der Roman in einer Fantasywelt spielt, die von der himmlischen Bürokratie mehr schlecht als recht verwaltet wird.
Grailblazers (1994; dt. Snottys Gral (1996)), Faust Among Equals (1994; dt. Faust und Konsorten (1996)) und Odds & Gods (1995; dt. Auch Götter sind nur Menschen (1997)) folgen hingegen wieder der alten Formel und bringen Gralsucher, Faust und die Götter mehrerer Pantheons ins moderne England. Auch wenn alle diese Romane durchaus lustige Szenen enthalten, zeigt sich dennoch, dass sich das Konzept als solches relativ schnell abnutzt, und da helfen auch Variationen wie in My Hero (1996; dt. Mein Held (1999)) – hier können literarische Figuren wie Hamlet zwischen der fiktionalen und der richtigen Welt hin und her wandern – oder Paint Your Dragon (1996; dt. Immer Ärger mit Georgie (1998) – hier werden die Statuen St. Georgs und des Drachens lebendig und wollen ihren Kampf neu ausfechten – nur begrenzt. Was möglicherweise mit ein Grund ist, warum nach Mein Held kein Titel von Tom Holt mehr ins Deutsche übersetzt wurde.
Ins Deutsche übersetzt wurden hingegen auch zwei der insgesamt fünf historischen Romane Holts – und zwar die beiden im antiken Griechenland spielenden Goatsong (1989, dt. Der Ziegenchor (1994)) und The Walled Orchard (1990; dt. Der Garten hinter der Mauer (1994)) –, deren deutsche Ausgaben genauso aufgemacht sind wie seine humoristischen Romane, was angesichts der deutlichen inhaltlichen Unterschiede (denn humoristisch sind diese Romane nicht) ein bisschen seltsam anmutet.

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