Heute kann Steven Erikson seinen 55. Geburtstag feiern, was normalerweise als Anlass zu einem kleinen oder nicht ganz so kleinen Beitrag in diesem Blog dienen würde. Und gewiss hätte der Mann, der am 07. Oktober 1959 als Steve Rune Lundin in Toronto, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario, geboren wurde und unter dem o.g. Pseudonym mit dem Malazan Book of the Fallen einen der beeindruckendsten und interessantesten Zyklen der modernen Fantasy geschaffen hat, einen solchen Beitrag mehr verdient als so manche/r seiner Kolleginnen und Kollegen, derer wir uns in den letzten Jahren angenommen haben. Hinzu kommt, dass ich als Übersetzer für die deutsche Version des MBotF – sprich: für Das Spiel der Götter – verantwortlich bin und eigentlich prädestiniert sein sollte, einen entsprechenden Text zu verfassen. Das ist zumindest die Theorie.
In der Praxis sieht das allerdings ein bisschen anders aus. Denn während sonst eines meiner Hauptprobleme häufig darin besteht, dass ich etliche der Romane und Geschichten, um die es im jeweiligen Beitrag geht, vor vielen Jahren gelesen habe, so dass ich mich nur noch vage (und manchmal auch sehr selektiv) an Inhalte und Handlung erinnern kann (weswegen ich im Idealfall kurz reinlese, um vielleicht etwas von dem damals empfundenen Lesegefühl wiederzuentdecken – nicht immer mit Erfolg), ist in diesem Fall das Problem die Fülle des Materials (und die Nähe, die ich logischerweise zu den Texten habe). Immerhin sprechen wir von einem aus zehn dicken Bänden bestehenden Zyklus, der Jahrhunderttausende umspannt und eine ganze Welt zum Schauplatz hat (plus gelegentlicher Ausflüge in andere Sphären). In dem aberhundert Figuren auftreten und in dem es um große Schlachten und welterschütternde Geschehnisse geht, um einsame Entscheidungen und schicksalhafte Wendungen, um Krieg, Leid und Verlust. Und in dem trotz allem immer wieder Platz für ein Lachen ist, und für viele kleine Begebenheiten voller Wärme und menschlichem Mitgefühl.
An manchen Tagen wäre es gewiss möglich, die Essenz all dessen, was Das Spiel der Götter ausmacht, in prägnante Worte zu fassen, die dem großen Ganzen ebenso gerecht werden wie all den kleinen (oder etwas größeren) erschütternden, traurigen, schrecklichen, humorvollen, ermutigenden und hoffnungsvollen Szenen. Doch heute ist kein solcher Tag. Da ich aber gerade bei einem Autor, dessen Werk mir von Anfang an gefallen hat und das ich im Laufe von etlichen tausend übersetzten Seiten sogar noch viel mehr zu schätzen gelernt habe, keinen Text abliefern will, mit dem ich nur halb zufrieden bin (das will ich nie, aber manchmal geht es eben nicht anders), wird eine etwas ausführlichere Würdigung des Malazan Book of the Fallen irgendwann in der Zukunft – vermutlich im Rahmen eines Portraits – erfolgen. Hier und heute gibt es nur noch eins zu sagen: “Happy Birthday, Steven! It’s still a hell of a ride!”
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