The Paladin

Unser Buch des Monats August ist abermals ein etwas älterer Titel: Schon 1988 erschien The Paladin (ISBN: 978-0671318376; dt. Der Paladin) von C. J. Cherryh (der wir hier zum 70. Geburtstag gratuliert haben).
Die Geschichte, die in ein asiatisch inspiriertes, vor allem an das frühe China angelehntes Setting entführt, hat eigentlich einen Plot, der in anderen Händen The Paladin von C.J. Cherryhzum Patentrezept für ein Desaster hätte werden können. Denn was sich, vom Rachedurst der Protagonistin eher angestoßen als durchgängig dominiert, gemächlich entwickelt, ist primär eine Liebesgeschichte zwischen einer Schülerin und ihrem wesentlich älteren Lehrmeister.
Als die jugendliche Taizu bei dem Einsiedler Shoka alias Saukendar auftaucht, ist der Kampfkunstexperte, der eine glanzvolle Vergangenheit am Kaiserhof hinter sich hat, erst wenig begeistert, in seiner selbstgewählten Einsamkeit gestört zu werden, ganz zu schweigen davon, dass er nichts davon hält, ein Bauernmädchen zur Kriegerin auszubilden. Doch Taizu, die eine Vergewaltigung und den Verlust von Heimat und Familie erdulden musste, will das nötige Rüstzeug, um Rache nehmen zu können, und zieht Shoka so immer tiefer in ein Vorhaben hinein, aus dem bald mehr wird als eine rein private Vergeltungsaktion …
Wie gesagt: Manch ein anderer Autor hätte aus der allmählichen Annäherung des oft recht machohaft denkenden Shoka und der ihm in Alter und sozialem Stand weit unterlegenen Taizu wohl eine fragwürdige Mär gesponnen, doch Cherryh gelingt es, nicht in die Falle zu tappen. Das ist nicht allein Shokas sehr charaktervollem Pferd zu verdanken, das für die Entwicklung der Beziehung eine entscheidende Rolle spielt, sondern auch und vor allem der Tatsache, dass die Verteilung von Lehren und Lernen nicht so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Spätestens, wenn sich erweist, dass das Alltagswissen einer Reisbäuerin auch in militärischer Hinsicht seinen Nutzen haben kann, ist man mit der Altersdifferenz und dem möglichen Machtgefälle halbwegs versöhnt und fiebert dem nicht überraschenden, aber durchaus charmanten Ende dieses Einzelbands entgegen.
Auf typische Fantasyelemente muss man dabei allerdings größtenteils verzichten: Über weite Strecken könnte The Paladin auch ein historischer Roman sein. Wie allerdings Dämonen- und Drachenglaube der Bevölkerung in die Handlung mit eingebunden werden, ist ebenso geschickt wie amüsant und bildet das i-Tüpfelchen auf einer auch ansonsten rundum gelungenen Reise in eine überzeugende fremde Welt.

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