Zum 80. Geburtstag von Kerstin Ekman

Bibliotheka Phantastika gratuliert Kerstin Ekman, die heute 80 Jahre alt wird. Manche Leser und Leserinnen mag es überraschen, diesen Namen hier zu lesen, denn die am 27. August 1933 in Risinge in der schwedischen Provinz Östergötland geborene Kerstin Lillemor Ekman ist anfangs durch Krimis, vor allem aber durch ihre literarischen Werke bekannt geworden, die sich um die mit der Industrialisierung bzw. dem Einzug der Moderne einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen drehen. Mit Rövarna i Skuleskogen (1988) hat sie allerdings auch einen Roman geschrieben, den man durchaus der Fantasy zurechnen kann.
Skord von Skuleskogen von Kerstin EkmanBesagter – unter dem Titel Skord von Skuleskogen (1995) auch auf Deutsch erschienener – Roman erzählt die Geschichte des Trolls Skord, der irgendwann im 14. Jahrhundert im heimatlichen Skulewald zum ersten Mal mit Menschen in Kontakt kommt. Fasziniert von diesen ihm so fremden Wesen, mischt er sich unerkannt unter sie, lebt mit Bettelkindern und Räubern, bringt es – da ein Troll viel, viel länger lebt als ein Mensch – u.a. zum Famulus eines Alchimisten, nimmt als Feldscher am 30-jährigen Krieg teil und lebt schließlich als alter Mann im 19. Jahrhundert als Medikus und Hypnotiseur in Stockholm. In all diesen Jahren ist Skord den Menschen immer ähnlicher geworden, hat lesen und schreiben und mehrere Sprachen gelernt, ohne wirklich ganz zum Menschen geworden zu sein, und sich dabei mehr und mehr von seinem ursprünglichen Selbst entfremdet. Doch ganz am Ende weist ihm eine Begegnung den Weg zurück in seine eigentliche Heimat, den Skulewald …
Kerstin Ekmans Roman besticht nicht nur durch die Geschichte Skords, durch dessen Augen wir einen Blick auf die unterschiedlichsten Menschen aus mehreren Jahrhunderten werfen können, oder durch die Auseinandersetzung mit der immer wieder gestellten und schwer zu beantwortenden Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, sondern nicht zuletzt durch die beeindruckenden Naturschilderungen, die fast schon eine Liebeserklärung an die unberührte Natur von Ekmans nordschwedischer Heimat darstellen. Skord von Skuleskogen – der unter dem Titel The Forest of Hours (1998) auch in England veröffentlicht wurde – mag am Rande des Genres angesiedelt sein, doch der Roman ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass die europäische Folklore eine Fülle von Motiven bietet, aus denen zu schöpfen sich lohnen kann.

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