Zum 65. Geburtstag von Margaret Weis

Bibliotheka Phantastika gratuliert Margaret Weis, die heute ihren 65. Geburtstag feiert. Die am 16. März 1948 in Independence, Missouri, geborene Margaret Edith Weis steht vor allem für ein Franchise: Dragonlance.
Zusammen mit ihrem Co-Autor Tracy Hickman (der die Welt aus der Taufe gehoben hat) erweiterte sie das Rollenspiel-Setting Dragonlance und schrieb Dragons of Autumn Twilight von Margaret Weis und Tracy Hickmaneine Romantrilogie, die gleichzeitig mit den Spielemodulen erscheinen sollte. Dragons of Autumn Twilight (1984, dt. Drachenzwielicht, Drachenjäger), Dragons of Winter Night (1985, dt. Drachenwinter, Drachenzauber) und Dragons of Spring Dawning (1985, dt. Drachenkrieg, Drachendämmerung (alle deutschen Titel 1989)), die Geschichte einer bunt zusammengewürfelten Figurengruppe, die im Laufe vieler Abenteuer den Glauben an die wahren Götter wieder auf der Welt Krynn etabliert, hat das zugrundeliegende Spiel schließlich weit an Popularität überflügelt und wurde nicht nur von Rollenspielern gelesen. Die Dragonlance-Trilogie ist ein – wenn nicht der – Massenerfolg des Genres der 80er Jahre und hat (vielleicht auch in Zusammenwirkung mit den Cover-Entwürfen von Larry Elmore) die Wahrnehmung der Fantasy nachhaltig geprägt.
Erzählerisch ist die Reihe dabei leichte Kost, orientiert sich stark an den episodenhaften Grundlagen des Rollenspiels und deckt thematisch sowohl im Weltentwurf als auch in den Figuren sämtliche Stereotypen ab (ohne sie erst zu schaffen, denn Weis und Hickman haben sich stark von allen Vorläufern aus der klassischen Fantasy inspirieren lassen).
Der Erfolg der Drachenlanze-Romane rief natürlich nach Fortsetzungen, und an vielen davon war Margaret Weis, häufig im bewährten Team mit Tracy Hickman, beteiligt. Dabei handelte es sich nicht nur um chronologische Fortsetzungen, sondern auch um die Vorgeschichten der beliebtesten Figuren aus der Ursprungsserie, zu denen Weis immer wieder zurückgekehrt ist. Die zweite Trilogie Time of the Twins, War of the Twins und Test of the Twins (alle 1986, dt. Die Brüder, Die Stadt der Göttin, Der Krieg der Brüder, Die Königin der Finsternis, Der Hammer der Götter, Caramons Rückkehr (1990-91)) erzählt dabei die Geschichte des Magiers Raistlin (und seines Zwillingsbruders) zu Ende und fokussiert sich zum Positiven auf ein kleineres Figurenensemble. Mit der Trilogie Dragons of a Fallen Sun (2000), Dragons of a Lost Star (2001) und Dragons of a Vanished Moon (2002) wurde der Versuch unternommen, das Franchise mit einer groß angelegten, weit in der Zukunft angesiedelten und deutlich düstereren Handlung neu zu beleben, aber da war die Hochzeit der Drachenlanze wohl schon vorbei.
Auch die ursprünglichen Romane sind nicht unbedingt in Würde gealtert und wirken vor allem stilistisch und erzählerisch inzwischen etwas altbacken, daher ist es nicht leicht zu fassen, was ihre Faszination und ihren Erfolg ausgemacht hat: Vielleicht die leicht zugänglichen und einprägsamen Figuren, der Humor und die große Bandbreite an Abenteuern für eine Generation von Lesern und Leserinnen, die das Genre nicht mit Howard oder Moorcock kennengelernt haben?

Im Zuge des Erfolgs der Dragonlance-Romane versuchten sich Margaret Weis und Tracy Hickman auch an etlichen Roman-Reihen mit eigenen Settings ohne Bezug zu Spielewelten. Darunter sticht besonders der Death Gate Cycle hervor Fire Sea von Margaret Weis und Tracy Hickman(dt. Die Vergessenen Reiche), mit dem sie bewiesen, dass sie durchaus interessante Welt- und Plot-Ideen liefern können: Die vier Welten Arianus, Pryan, Abbarach und Chelestra, einst das Schlachtfeld zweier verfeindeter Völker, gehen mitsamt ihrer Bevölkerung aus Elfen, Zwergen und Menschen (die aber auf jeder Welt andere Rollen im Gesamtgefüge spielen) zugrunde, wenn nicht Haplo, der Späher eines der eingepferchten Herrschervölker, und der mysteriöse Kammerdiener Alfred etwas dagegen unternehmen können. Die Hintergründe werden im Laufe der siebenbändigen Reihe (Dragon Wing (1990), Elven Star (1990), Fire Sea (1991), Serpent Mage (1992), The Hand of Chaos (1993), Into the Labyrinth (1993) und The Seventh Gate (1994)) nach und nach aufgeklärt und tragen neben den auch hier wieder sehr lebendigen Hauptfiguren über die vordergründige Abenteuerhandlung hinweg. Auch diese – auf deutsch als Himmelsstürmer (1991), Elfenstern (1991), Feuersee (1992), Drachenmagier (1992), Drachenelfen (1993), Irrwege (1993) und Das siebte Tor (1995) erschienene – Romanreihe ist kein erzählerisches und stilistisches Highlight, bedient sich aber mitunter einiger unkonventioneller Kniffe wie der Erzählung eines Bandes fast ausschließlich in Tagebuchform und des großzügigen Einsatzes von Fußnoten.

Margaret Weis ist vielleicht keine Autorin, deren Werke gut in die Fantasy des 21. Jahrhunderts passen, doch durch die Art, wie die Dragonlance-Romane dem Genre ihren Stempel aufgedrückt haben, ist ihr Einfluss bis heute wirksam, und sie hat damit nicht zuletzt die Sparte der Romane zu Spiele-Franchises enorm popularisiert, wenn nicht gar etabliert.

4 Kommentare zu Zum 65. Geburtstag von Margaret Weis

  1. Pogopuschel sagt:

    “Auch die ursprünglichen Romane sind nicht unbedingt in Würde gealtert und wirken vor allem stilistisch und erzählerisch inzwischen etwas altbacken, daher ist es nicht leicht zu fassen, was ihre Faszination und ihren Erfolg ausgemacht hat:”

    Genau so erging es mir im letzten Jahr, als ich im Vorfeld der Hörspielveröffentlichung der »Drachenlanze« nochmal die alten Bücher ausgegraben habe. Damals als Jugendlicher habe ich sie verschlungen, heute finde ich sie viel zu simpel, plump und klischeehaft. Da ist Salvatores Reihe um »Drizzt« etwas besser gealtert.
    Von Weis und Hickham hat mir sehr die Trilogie um »Der Stein der Könige« gefallen. Die ist wesentlich besser und einfallsreicher geschrieben.

  2. Pogopuschel sagt:

    Falls es jemanden interessiert, hier eine zehn Jahre alte Rezi von mir zu Band 1 »Quell der Finsternis«: http://www.x-zine.de/krimi/xzine_rezi.channel_alle.id_3786.htm

    Ansonsten, Happy Birthday Margaret Weis.

  3. mistkaeferl sagt:

    Von den “Sovereign Stone”-Büchern habe ich das erste auch irgendwo rumstehen, es aber letztlich nie gelesen, und ich weiß nicht, ob nochmal ein Moment kommt, an dem es mich in diese Richtung zieht. Auch wenn ich die Steppenzwerge und Seeorks damals für eine ganz putzige Idee gehalten habe …

  4. Vor wenigen Tagen erst hat mir ein Freund einige Bücher der “Chronik der Drachenlanze” geborgt, der gefühlte 50 Bände davon daheim herum stehen hat.
    Ich habe gerade mit “Drachenzwielicht” begonnen und es ist wirklich ein netter Zufall, dass der Geburtstag der Autorin genau so fällt, dass ich zum richtigen Zeitpunkt Hintergrundinformation zu den Büchern bekomme.

    Vielen Dank, mistkaeferl, für diesen Artikel!

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