The Haunting Of Alaizabel Cray

The Haunting Of Alaizabel Cray von Chris WoodingDas Buch des Monats im März führt ins Herz eines alternativen viktorianischen Londons. In dem heruntergekommenen Stadtteil Old Quarter treiben sich seit einem heftigen Bombardement sogenannte wych-kin herum. Dämonen, Monster, Kreaturen, die u.a. kleine Babys als appetitliche Abendmahlzeit betrachten. Der 17-jährige Thanial Fox, Sohn des einst berühmtesten wych-hunters und inzwischen selbst der Beste seiner Zunft, macht Jagd auf diese Kreaturen, deren wahre Herkunft niemand kennt. Doch eines Nachts findet er ein völlig verstörtes Mädchen und ahnt nicht, in welche Schwierigkeiten er damit stolpert. Sie weiß weder, wer sie ist, noch wo sie ist, wie sie dorthin kam oder wo sie her kam. Was Thaniel jedoch weiß, ist, dass sie die wych-kin anzieht wie Motten das Licht. Er macht es sich zur Aufgabe, den Grund dafür herauszufinden.

The Haunting Of Alaizabel Cray (der Titel verrät vielleicht schon, dass besagte Alaizabel besessen sein muss), ist vornehmlich eine Horrorgeschichte, und als solche vermag Autor Chris Wooding sie auch stimmungsvoll und mit starker Bildsprache zu erzählen. So erwacht jede ranzige Pfütze zum Leben, jeder Schatten wird misstrauisch beäugt, könnte sich darin doch etwas verbergen. Neben einem gelungenen Worldbuilding, das nur selten einmal an Tiefe vermissen lässt, sind es auch die vielen Parallelen zu unserer eigenen Welt, die den Charme dieses Romans vergrößern. So treibt sich z.B. ein Serienkiller in Whitechapel herum, der eine phantastische Interpretation von Jack the Ripper darstellt und gleichzeitig noch einen Klassiker der Literatur verkörpert. Es gibt zahlreiche Anspielungen auf verschiedene literarische Werke, die zum Teil unter anderer Bezeichnung, in The Haunting Of Alaizabel Cray von der Fiktion zur Realität werden. Ein okkulter Clan, der an den Mythos von Cthulhu erinnert, findet ebenfalls seinen Weg in die Geschichte, und alles passt unter der Feder Woodings ganz wunderbar zusammen. Außerdem schafft es der Autor mit nur wenigen Nebensätzen, auf die Missstände der sonst oft verklärt dargestellten viktorianischen Zeit hinzuweisen, wo vor allem die Ärmsten zu leiden hatten. Fieber, Schmutz, Armut auf der einen Seite, Intrigen, Machtspiele und Gier auf der anderen … all das wird hier nicht unter den Teppich gekehrt, sondern zu einem subtilen Teil der Gaslichtatmosphäre, die dieses Buch bestimmt.

Einzig bei der Charakterentwicklung muss man eine gewisse Schwäche attestieren. Die beiden Hauptcharaktere bleiben insgesamt etwas blass und man hat Mühe, sich in sie hinein zu versetzen. Immerhin wirken sie in ihrem Handeln jedoch meistens glaubwürdig, so dass man sie nicht vor Frustration schütteln möchte.
Trotz dieses kleines Mangels ist der Roman eine empfehlenswerte Lektüre. Insbesondere für alle, die sich gerne mal gruseln und die Füße bei Dunkelheit unter die Bettdecke ziehen, weil sie auch in fortgeschrittenem Alter unterbewusst noch glauben, unter ihrem Bett hause ein Monster …

Eine Warnung zum Schluss sei noch ausgesprochen. Wir empfehlen ausdrücklich nicht die deutsche Übersetzung des Romans, da die Sprache sehr in der Übertragung gelitten hat. Vermutlich wurde hier versucht, den Roman an ein jüngeres Publikum anzupassen, als es der Autor vorgesehen hatte, so dass es zum gefürchteten Phänomen der plumpen Holzhammersprache kommt. Detailliert nachzulesen in mistkaeferls Rezension (S.1)

The Haunting Of Alaizabel Cray, Scholastic, ISBN: 9780439998963

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