Zum 125. Geburtstag von Pierre Benoit und zum 60. Geburtstag von Esther M. Friesner

Zum 125. Geburtstag von Pierre Benoit
Bibliotheka Phantastika erinnert an Pierre Benoit, der am 16. Juli 1886 im südfranzösischen Albi geboren wurde (heute somit seinen 125. Geburtstag feiern würde), und der sich – beginnend mit seinem Erstling Koenigsmark (1918) – in seiner Heimat einen Namen als Verfasser vor exotischer Kulisse spielender Abenteuerromane gemacht hat. Die exotischste all dieser Kulissen hat er in seinem zweiten Roman L’Atlantide (1919) verwendet: ein inmitten einer unwegsamen nordafrikanischen Felslandschaft verborgenes Überbleibsel des alten Atlantis mitsamt seiner Herrscherin, Königin Antinea. Der Roman, in dem die Abenteuer der beiden französischen Offiziere André de Saint-Avit und Jean Morhange geschildert werden, die auf der Suche nach in der Wüste verschollenen Kameraden von einem Targi ins Ahaggar-Gebirge geführt werden und dort im Innern eines hohlen Berges in einem unheimlichen Palast der ebenso betörenden wie tödlichen Königin Antinea begegnen – eine Begegnung, die für einen der beiden fatale Konsequenzen hat –, war auf Anhieb ein Erfolg bei Kritik und Leserschaft (Benoit erhielt für ihn den Grand Prix du Roman der Académie français) und wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. Ein Wermutstropfen war allerdings ein Artikel, den der Kritiker Henry Magden im Oktober 1919 in einem literarischen Magazin veröffentlichte, und in dem er Benoit vorwarf, Henry Rider Haggards She und The Yellow God plagiiert zu haben. Benoit strengte daraufhin eine Verleumdungsklage an – und verlor. Inwieweit die Vorwürfe berechtigt sind, d.h. ob Benoit Haggards Romane gekannt hat oder überhaupt kennen konnte und ob die zweifellos vorhandenen Parallelen mehr als oberflächliche Ähnlichkeiten sind, ist eine Frage, die jeder Leser und jede Leserin für sich selbst beantworten muss. Unabhängig davon ist L’Atlantide ein interessanter Beitrag zum Subgenre der lost race novels und wartet nicht nur mit einer weiteren Femme fatale (die von diesem Genre anscheinend magisch angezogen werden) sondern auch einer originellen Theorie über den Untergang bzw. Verbleib von Atlantis auf. L’Atlantide blieb Benoits erfolgreichstes und bekanntestes Werk, erschien unter den Titeln Atlantis (1920) bzw. Die Königin von Atlantis (1987) bzw. Die letzte Königin von Atlantis (2005) ebenso wie viele andere Romane des Autors auch auf Deutsch und wurde mehrfach verfilmt, u.a. 1932 als Die Herrin von Atlantis vom österreichischen Regisseur Georg Wilhelm Pabst. Trotzdem blieb es sein einziger Ausflug in die Phantastik inmitten der stattlichen Zahl von fast 50 Abenteuerromanen, die er bis zu seinem Tod am 3. März 1962 insgesamt verfasst hat.

Zum 60. Geburtstag von Esther M. Friesner
Bibliotheka Phantastika gratuliert Esther M. Friesner (eigentlich Esther Mona Friesner-Stutzman), die heute ihren 60. Geburtstag feiert. Friesner (geboren am 16. Juli 1951) begann Anfang der 80er Jahre zunächst SF-Stories zu schreiben, ehe sie sich mit ihrem ersten Roman Mustapha and His Wise Dog (1985), der (häufig humoristischen) Fantasy zuwandte, der sie seither von wenigen Ausnahmen abgesehen auch die Treue gehalten hat. Ihr Erstling bildet den Auftakt der vierteiligen Chronicles of the Twelve Kingdoms (1985-89), in denen die Abenteuer des Titelhelden geschildert werden, der anfangs als Ausgestoßener nur von seinem treuen Hund begleitet durch die Welt wandert. Mit New York by Knight (1986) begann sie eine locker zusammenhängende Trilogie, deren Schauplatz das zeitgenössische New York ist, und der mit Demons (1988-90), Gnome Man’s Land (1991-92) und Majyk (1993-95) drei rein humoristische Trilogien folgten. Neben weiteren Mehrteilern hat Friesner auch eine ganze Reihe von Einzelromanen verfasst, von denen Druid’s Blood (1988 – eine in einem alternativen viktorianischen England spielende historische Fantasy um ein wichtiges, plötzlich verschwundenes Zauberbuch; als Druidenblut (2000) auch auf Deutsch erschienen), Yesterday We Saw Mermaids (1992 – die Geschichte einer ungewöhnlichen Reisegruppe, die im Jahre 1492 an Bord eines Schiffes unterwegs in die Neue Welt ist, um die dort lebenden magischen Kreaturen vor den schon bald mit Kolumbus ankommenden, rational denkenden Europäern zu retten; als Gestern noch sahen wir Meerjungfrauen (2002) ebenfalls auf Deutsch erschienen) und Child of the Eagle (1996 – in einem alternativen Römischen Reich verrät Brutus seine Mitverschwörer an Caesar, und das hat gewisse Folgen) die vielleicht interessantesten sind.
Gesonderte Beachtung verdient (nicht nur, aber auch wegen der Titel) die mit Chicks in Chainmail (1995) begonnene, von ihr heraugegebene Anthologiereihe, in der sich (hauptsächlich) Autorinnen augenzwinkernd mit dem Klischee der schwertschwingenden, vollbusigen, in einen Kettenpanzerbikini gekleideten Kriegerin auseinandersetzen. Die weiteren Bände sind: Did You Say Chicks?! (1998), Chicks’n Chained Males (1999), The Chick is in the Mail (2000) und Turn the Other Chick (2004).
Bisher hat nur ein Teil von Friesners Oeuvre den Weg nach Deutschland gefunden, neben den bereits genannten Titeln u.a. ihre beiden Star-Trek-Romane und die Majyk Trilogy (als Die Katze lässt das Zaubern nicht (1995), Skandal im Wingdingo-Land (1996) und Die Käseburg-Connection (1996)), die im Stil einer überdrehten Slapstick-Komödie von den Abenteuern des ebenso machtvollen wie unbegabten Zauberlehrlings Kendar und seiner Katze Scandal erzählt.

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