Zum 120. Geburtstag von Alexander Wolkow

Alexander WolkowBibliotheka Phantastika erinnert an Alexander Wolkow, der heute 120 Jahre alt geworden wäre, und ich freue mich, dass der Lieblingsschriftsteller meiner Kindheit es in diese erlauchte Rubrik geschafft hat.

“In der weiten Steppe von Kansas lebte ein kleines Mädchen namens Elli. Ihr Vater, der Farmer John, arbeitete den ganzen lieben Tag auf dem Felde, Mutter Anna führte die Wirtschaft.
Sie wohnten in einem kleinen Packwagen, dem man die Räder abgenommen hatte …”

Dies ist der Anfang des Buches “Der Zauberer der Smaragdenstadt”, welches ich als Kind wieder und wieder gelesen habe. Elli und ihre Freunde, die Bewohner des Zauberlandes, begleiteten mich viele Jahre.

Die sechs Bücher rund um das Zauberland sind das Hauptwerk des heute ein wenig in Vergessenheit geratenen Autors Alexander Wolkow.
Der erste Band “Der Zauberer der Smaragdenstadt” (Волшебник Изумрудного города; 1939, überarbeitet 1959) ist eine sehr freie Nacherzählung von Frank Baums “The Wonderful Wizard Of Oz”. Ob Wolkow die Form der Nacherzählung wählte, um der Zensur ein Schnippchen zu schlagen oder ob er einfach nur ein erfolgreiches Kinderbuch schreiben wollte, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Wolkow selbst schreibt im Nachwort zum “Zauberer der Smaragdenstadt”:

“Ich habe die Erzählung vom Zauberer der Smaragdenstadt nach Motiven eines Märchens des amerikanischen Schriftstellers Lyman Frank Baum (1856—1919) geschrieben, das den Titel „The Wizard of Oz” trägt. […]
Ich habe vieles in Baums Märchen verändert und neue Kapitel geschrieben: über die Begegnung mit dem Menschenfresser, über das Hochwasser. Bei Baum ist Totoschka stumm. Mir aber schien, daß in einem Wunderland, in dem nicht nur die Vögel und Tiere, sondern sogar Männer aus Eisen und Stroh sprechen können, der kluge und treue Totoschka gleichfalls reden müsse, — und ich ließ ihn reden.
Das Buch „The Wizard of Oz” erschien im Jahre 1900. Frank Baum kehrte dann wiederholt zu seinen Lieblingshelden zurück und schrieb noch viele Märchen über das Wunderland Oz und seine Bewohner.”

Zwar greift Wolkow auch in den fünf von ihm geschriebenen Nachfolgebänden: “Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten” (Урфин Джюс и его деревянные солдаты; 1963), “Die sieben unterirdischen Könige” (Семь подземных королей; 1964), “Der Feuergott der Marranen” (Огненный бог Марранов; 1968), “Der gelbe Nebel” (Жёлтый туман; 1970) und “Das Geheimnis des verlassenen Schlosses” (Тайна заброшенного замка; 1975) immer wieder Motive aus Baums Oz-Reihe auf, doch entwickelt er seine Erzählungen so eigenständig, dass diese ihre Vorbilder übertreffen.

Auch wenn die letzte Lektüre der Zauberland-Bücher schon einige Jahre her ist, behalten sie doch ihren Platz in meinem Regal und werden regelmäßig entstaubt.

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