The Adventures of the Princess and Mr. Whiffle: The Thing Beneath the Bed

The Adventures of the Princess and Mr. Whiffle: The Thing Beneath the BedIn einem abgeschiedenen Schloss aus Marzipan lebt eine kleine Prinzessin. Sie ist dort ganz alleine, erledigt die täglichen Arbeiten ganz alleine und ihr einziger Freund ist der Teddybär Mr. Whiffles. Mit ihm bestreitet sie Kämpfe und Abenteuer, erlebt riskante Rettungsmissionen und noch ganz andere Dinge.
Doch nicht nur unter dem Bett lauern unheimliche Wahrheiten …

– It looks like a children’s book. It has pictures. It has a saccharine-sweet title. The main characters are a little girl and her teddy bear. But all of that is just protective coloration. The truth is, this is a book for adults with a dark sense of humor and an appreciation of old-school faerie tales. –
Vorwort

The Adventures of the Princess and Mr. Whiffle ist ein Bilderbuch, welches stark betont, nicht für Kinder gemacht zu sein. Obwohl hier auch tatsächlich bewusst mit der erfahrungsreichen Phantasie erwachsener Leser gespielt wird, bleibt das Büchlein aber auch für junge Leser recht ungefährlich und kann beiden Altersgruppen kurzweilige bis gruselige Unterhaltung bieten.

Autor Patrick Rothfuss, bekannt für seine Buchreihe The Kingkiller Chronicles (Die Königsmörder Chroniken), beschreitet mit The Thing Beneath the Bed einen völlig anderen Pfad und taucht in die Märchenwelt ein. Sprachlich erwartet den Leser hier keine Offenbarung, nichts das mit dem bekannt poetischen Stil Rothfuss’ zu vergleichen wäre, die wenigen Textzeilen (es sind insgesamt ca. 150 Worte), sind sehr schlicht gehalten und verteilen sich auf 69 ganzseitig s/w illustrierte Seiten. Allerdings darf man sich auf versteckten Humor freuen, der zuweilen bitterböse wird.
Illustrator Nate Taylor ist dagegen der eigentliche Held dieses Werks, denn das Büchlein lebt eindeutig mehr durch Bilder als durch Texte. Seine wirkungsvollen Illustrationen transportieren den humorvollen Unterton der Geschichte auf wirklich charmante und sehenswerte Weise. Sie tragen die Erzählung stärker als die Worte selbst und erzählen all das, was zwischen den Zeilen verborgen liegt. Man sollte daher dringend die Details im Hintergrund beachten und sich lieber ein paar Minuten mehr Zeit lassen, um sich auf die Suche nach versteckten Informationen zu machen. Hier zeigen sich nämlich schon erste Anzeichen für ein verdrehtes Bild von Gut & Böse.

Für ein wenig Verwirrung sorgt eventuell die Aufteilung der drei möglichen Enden. Je nachdem, wie man es mag, gibt es ein süßes, märchenhaftes Ende, wie man es gewohnt ist, ein blutig-schauriges und zuletzt ein wirklich schauriges, wahres Ende. Man kann an beliebiger Stelle aufhören zu lesen, doch es lohnt sich, bis zum Schluss dran zu bleiben.
Konfusionspotential hat dabei die Kennzeichnung der unterschiedlichen Enden. Jedes Ende erhält eine extra Seite, auf der entsprechend “First Ending”, “Second Ending”, “Third Ending” geschrieben steht. Beachtenswert hierbei: Die Enden werden damit nicht eingeleitet, sondern beendet. Wenn man das nicht weiß, steht man möglicherweise zuletzt vor “Third Ending” und fragt sich, was einem die folgenden leeren Seiten sagen wollen – bis man erkennt, dass man einen Denkfehler gemacht hat.

The Thing Beneath the Bed bietet also insgesamt nur ein sehr kurzes Lesevergnügen, lädt aber durch die wirklich ansprechenden Illustrationen zum mehrfachen Stöbern und Entdecken ein. Die Erwartungen, die man zunächst an einen Autor wie Patrick Rothfuss stellt, kann es dabei zwar nicht erfüllen, ist man jedoch bereit, sich auf etwas völlig anderes einzulassen und das Buch als eigenständiges Werk zu betrachten, statt eines “typischen Rothfuss”, dann kann man herrlich böse Momente damit verbringen.
Als kleines zusätzliches Schmankerl des Verlags gibt es außerdem eine schicke Aufmachung im gebundenen Hardcover, mit leicht getönten Seiten, märchenhaft anmutender Typografie und einem Autogramm des Autors.

Stand: 18. Juni 2012
Erscheinungsjahr: USA 2010
Verlag: Subterranean Press
ISBN: 978-1-59606-313-6
Seitenzahl: 69