Im Land Shaftal herrscht Chaos. Der Herrscher ist schon vor Jahren ohne einen Erben verstorben, was es dem Volk der Sainniten leicht macht, Shaftal zu erobern, zu unterdrücken und auszubeuten. Der Widerstand Shaftals stützt sich mehr und mehr auf eine Guerilla-Armee, der auch zwei der Hauptpersonen angehören: Zanja, letzte Überlebende eines abgeschlachteten Stammes aus den Bergen, und Emil, mehr Gelehrter denn Krieger. Beide besitzen mit dem Feuer-Talent der Intuition große Macht im Kampf gegen die Eindringlinge. Doch ohne eine starke Erdhexe an der Spitze der Shaftali, die das Land wieder einen und heilen könnte, ist der Widerstand aussichtslos.
-In the border regions of northern Shaftal, the peaks of the mountains loom over hardscrabble farmholds. The farmers there build with stone and grow in stone, and they might even be made of stones themselves.-
Chapter One
Die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde stehen im Land Shaftal für die intellektuellen Gaben und magischen Kräfte der Intuition, Freude, Wahrheit und Heilung. Fällt also zum Beispiel der Begriff “Feuer-Talent”, ist hier nicht die Rede von Feuerball-werfenden Hexen, sondern von Menschen, die sich mit ihrer Intuition so in andere Personen und Ereignisse hineinversetzen können, dass dies oft an Hellseherei grenzt. Leider kann die Darstellung dieser komplexen Talente hier lange nicht so intelligent und umfassend ausfallen, wie es im Buch geschieht …
Die Figuren sind eigenwillig und untypisch – bestes Beispiel ist die Halbriesin, Schmiedin und Erdhexe Karis, die eigentlich Shaftals Hoffung auf Heilung erfüllen könnte, wenn sie den größten Teil ihrer Zeit nicht einer tückischen Droge widmen müsste. Die Gesellschaft ist emanzipiert; sowohl Frauen als auch Männer sind Anführer, Krieger, Gelehrte oder kümmern sich auch “nur” um Haushalt und Kinder. Zusammen mit den auffallend häufigen homosexuellen Beziehungen der Hauptpersonen ist es also kein Wunder, wenn eine Internetsuche zum Buch oft zu Seiten von feministisch und homo-/bisexuell Engagierten führt. Aber keine Angst: keines der beiden Themen wird mit erhobenem Zeigefinger zum inhaltlichen Gegenstand des Buchs gemacht, beide machen bloß einen Aspekt dieser Welt aus. Die Liebesbeziehungen wirken unabhängig von der Orientierung trotzdem irritierend, da sie nur lieblos geschildert werden, ohne dem Leser entsprechende Gefühle nahezubringen oder ihn gar selbst ein wenig in die Figuren verliebt zu machen.
Störend wirkt auch der Aufbau des Buches. Die ersten Kapitel spielen zu unterschiedlichen Zeitpunkten jeweils einige Jahre vor dem Hauptteil der Geschichte und sollen den Leser wohl in die Welt, die allmähliche Entwicklung des Krieges und in den Charakter der Hauptperson Zanja einführen, ohne auf eventuell lästige Rückblenden zurückgreifen zu müssen. Dies gelingt in gewissem Maße, allerdings erfolgen auch im weiteren Verlauf immer wieder Zeitsprünge durch Überwinterungsphasen oder ähnliches, wodurch die Handlung einerseits zwar an Realismus gewinnt (schließlich lässt sich ein solcher Krieg nicht in zwei Wochen führen). Andererseits lässt den Leser die Zerrissenheit, die bereits am Anfang geschaffen wird, bis zum Ende des Buches nicht los.
Wahrscheinlich (oder hoffentlich?) soll Fire Logic demnach nur eine Einführung zu den geplanten Folgebänden darstellen. Zumindest lässt der Anfang des zweiten Teils Earth Logic, der zunächst wieder nach mehreren Jahren ohne nennenswerte Entwicklung ansetzt, auf ein wenig zusammenhängende Handlung hoffen.