Autor: Benjamin@Curt

The Prince of Shadow von Curt BenjaminDer junge Sklave Llesho ist einer der besten Perlentaucher der Perleninsel, doch er erinnert sich noch an die Zeit vor seiner Versklavung, als er der Herrscherfamilie von Thebin angehörte, eines Landes, das von den grausamen Harn unterjocht wurde. Als Llesho erfährt, dass seine sechs Brüder noch am Leben sind, plant er, seine Familie wiederzuvereinen und sein Königreich zurückzuerobern. Der Junge versucht, Gladiator zu werden, um von der Perleninsel zu entkommen und die Suche nach seinen Brüdern aufnehmen zu können. Doch die Gladiatorenschule ist hart, und nebst einiger Freunde, die sich seiner als Lehrer annehmen, findet Llesho dort auch Feinde, vor allem den finsteren Aufseher Markko.

-“Llesho! Has anyone seen Llescho!”-
Chapter 1

Für die Wahl eines Pseudonyms gibt es allerlei Gründe, im Falle von Curt Benjamin, der eigentlich unter anderem Namen in einem anderen Fantasy-Subgenre aktiv ist,  kommt einem aber der ein oder andere Gedanke, was dahinter gestanden haben könnte, je länger man sich durch The Prince of Shadow quält. Die mehr oder weniger kreativ ins Fantasy-Asien versetzte Befreiungsgeschichte des winzigen, spirituell begünstigten Bergkönigreichs Thebin, das vom bösen Volk der Harn erobert und besetzt wurde, während das wahre Herrschergeschlecht ins Exil oder die Sklaverei ging und die Religion nur noch im Verborgenen ausgeübt werden darf, krankt an allen Ecken und Enden und kann weder als Coming-of-Age-Geschichte noch als fernöstliches Action-Abenteuer punkten.
Der erste Teil vom Befreiungskampf Lleshos, des jüngsten versklavten Prinzen von Thebin, ist eine uninspiriert heruntererzählte Ereigniskette, in der die Figuren durch diverse Abenteuer und Schicksalsschläge bugsiert werden, die waltende und schaltende Hand des Autors immer gut sichtbar im Nacken.

Vom Protagonisten Llesho entfernt sich die Handlung nie sehr weit, vermutlich zum Bedauern eines jeden Lesers: Der kleine Held – der jüngste von sieben Brüdern, ausersehen, seine Familie zu vereinen und seine Heimat von den bösen Unterdrückern zu befreien – wird zwar als Kriegertalent und strategisches Mastermind der Rückeroberung Thebins angepriesen, nur  Taten folgen darauf nicht. Während der gesamten Handlung wird Llesho vom Schicksal geführt, von anderen angeleitet und muss (und vor allem kann!) niemals eine Entscheidung alleine fällen.
Würden dieser blassen und wenig nachvollziehbaren Hauptfigur interessante Nebenfiguren oder Antagonisten zur Seite stehen, hätte man vielleicht die Geschichte eines herumgeschubsten und von der Geschichtsschreibung hochstilisierten Helden gelesen, doch weder die stets eindimensional-bösen Harn noch die ganze Parade von Unterstützern taugen als Ersatz für die fehlende Charakterisierung des Protagonisten.

Unter diesen Voraussetzungen entsteht auch nur ein krude zusammengezimmertes Nichts an Geschichte mit unlogischen Lösungen am laufenden Meter: Damit der Plot überhaupt weitergetrieben werden kann, erhält Llesho von beinahe jeder Person, der er begegnet, Hilfe – und das nicht zu knapp, er wird sozusagen durch die Geschichte getragen. Für diese übermäßige Unterstützung des Helden von allen möglichen und unmöglichen Seiten erhält man zwar auf der letzten Seite noch eine aus dem Hut gezauberte Erklärung, die aber nicht über die spannungslähmende Gewissheit hinwegtrösten kann, dass in jeder Zwangslage ein wohlmeinender Helfer herbeieilen wird.
Eine Struktur in der Handlung – durch die Suche nach den sechs Brüdern würde man immerhin eine erwarten – ist nicht vorhanden, und die planlosen Reisen kreuz und quer durch die Welt werden auch noch ungeschickt präsentiert: Kein einziges Mal schafft Benjamin es, die Distanz zwischen Figuren und Leser zu überbrücken; für eine stark narrative Erzählung fehlt es aber an Eleganz und thematischer Bedeutsamkeit des Erzählten. Das angepeilte epische Ambiente leidet außerdem unter Passagen, die in modernem Stil formuliert sind.

Richtiges Eastern-Gefühl will ohnehin höchstens beim Blick auf das Titelbild aufkommen. Auch wenn mitunter die schwersten Geschütze aufgefahren werden, um einen panasiatischen Fernost-Einheitsbrei zu präsentieren – Götter, die in die Handlung eingreifen, Kampfkunst, Drachen und Geister – will sich beim Lesen kein Bild einstellen. Kultur und sogar Landschaft oder Herrschaftsverhältnisse bleiben merkwürdig vage, und man ist als Leser gut beraten, die eigene Phantasie, die hier vielleicht herhalten müsste, in andere Projekte zu stecken.