Zum 65. Geburtstag von Ulrich Kiesow

Bibliotheka Phantastika erinnert an Ulrich Kiesow, der heute 65 Jahre alt geworden wäre. Der am 03. Juni 1949 geborene Ulrich Kiesow arbeitete zunächst hauptberuflich als Kunsterzieher und übersetzte ab Ende der 70er Jahre nebenbei SF und Fantasy, ehe er 1983 zusammen mit Werner Fuchs und Hans Joachim Alpers die Firma Fantasy Productions gründete, die anfangs haupsächlich als Versandhaus für Zinnfiguren und Tabletop-Spiele fungierte. Im gleichen Jahr gaben Kiesow und Fuchs mit Schwerter und Dämonen – einer Übersetzung von Tunnels & Trolls – das erste professionelle deutschsprachige Rollenspiel heraus, doch der große Wurf sollte erst ein Jahr später erfolgen.
1984 erschien nämlich Das Schwarze Auge, ein völlig eigenständig entwickeltes Rollenspiel, das in erster Linie von Ulrich Kiesow konzipiert worden war und auf der von ihm, Fuchs und Alpers entworfenen Welt Aventurien angesiedelt war. Kiesow war Zeit seines Lebens der Mastermind hinter DSA und hat nicht nur Regelwerke und Abenteuer verfasst, sondern war auch jahrelang Chefredakteur des Aventurischen Boten (wo ebenso wie in der Rollenspiel-Zeitschrift Wunderwelten etliche Artikel von ihm – teilweise unter dem Pseudonym Andreas Blumenkamp – erschienen sind).
Last but not least hat er außerdem auch noch drei Romane zum DSA-Kosmos beigesteuert und eine Anthologie mit DSA-Stories herausgegeben. Sein Erstling Die Gabe der Amazonen (1987) war einer der ersten DSA-Romane überhaupt und erschien noch bei Fantasy Productions, genauso wie die von ihm herausgegebene Anthologie Mond über Phexcaer (1990), die in einer leicht veränderten Zusammenstellung und mit überarbeiteten Geschichten 1995 noch einmal unter dem Titel Der Göttergleiche veröffentlicht wurde. Im gleichen Jahr erschien mit Der Scharlatan Kiesows zweiter Roman – und im gleichen Jahr erlitt er einen Herzinfarkt, an dessen Folgen er knapp anderthalb Jahre später sterben sollte.
Das zerbrochene Rad von Ulrich KiesowWährend seiner Krankheit schrieb er an einem weiteren Roman mit dem Arbeitstitel Wenn das Rad zerbricht, dessen Veröffentlichung er allerdings nicht mehr erleben sollte, denn nur zwei Tage nach Fertigstellung des Manuskripts ist Ulrich Kiesow am 30. Januar 1997 im Alter von 47 Jahren gestorben. Der Roman, der schließlich unter dem Titel Das zerbrochene Rad (1997; TB-Ausgabe in zwei Bänden als Das zerbrochene Rad: Dämmerung und Das zerbrochene Rad: Nacht (beide 2001)) als umfangreiches Hardcover auf den Markt kam, gilt bei vielen DSA-Anhängern als der definitive DSA-Roman, und das nicht nur, weil seine Handlung sich um ein entscheidendes Ereignis in der Geschichte Aventuriens dreht, sondern auch und gerade weil Kiesow die von ihm erdachte Welt vor allem in den Details und in den kleinen Szenen überzeugend schildert und lebendig werden lässt. Somit kann man Das zerbrochene Rad als das ungeplante und trotz einiger Schwächen beeindruckende Vermächtnis eines Mannes bertrachten, dessen Wirken die deutsche Rollenspielszene nachhaltig geprägt und beeinflusst hat.

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