Zum 65. Geburtstag von Nancy Springer

Bibliotheka Phantastika gratuliert Nancy Springer, die heute 65 Jahre alt wird. Die am 05. Juli 1948 in Montclair, New Jersey, geborene Nancy Springer begann in den 70er Jahren zu schreiben, d.h. zu einem Zeitpunkt, als die High Fantasy als Genre noch gar nicht existierte bzw. sich gerade erst auszuformen begann. Die Autoren und Autorinnen, die damals Fantasy schrieben, sich aber bewusst von der bis dahin den us-amerikanischen Markt dominierenden Sword & Sorcery mehr oder weniger deutlich absetzen wollten, versuchten dies auf ganz unterschiedliche Weise. Einer dieser Versuche war Nancy Springers The Book of the Isle, und dieser ursprünglich als Trilogie geplante, dann auf fünf Bände erweiterte Zyklus ist vor allem in genrehistorischer Hinsicht sehr interessant, denn er dürfte eines der ersten Beispiele für die Vermischung ganz bestimmter The Sable Moon von Nancy SpringerElemente sein, die sich in den 80er und 90er Jahren – mal mehr, mal weniger stark (oder erkennbar) – in vielen Werken des Genre-Mainstream finden lassen. So ist in den Romanen The White Hart (1979), The Silver Sun (1980, eine stark überarbeitete Version ihres Erstlings The Book of Suns (1977)), The Sable Moon (1981), The Black Beast (1982) und The Golden Swan (1983) beispielsweise der Einfluss Tolkiens deutlich spürbar (wobei sich dieser Einfluss – anders als in den Werken eines Eddings, Feist oder gar Brooks – vor allem in einzelnen Motiven sowie der Charakterisierung der Figuren zeigt, weniger in der Auswahl des Figurenarsenals oder dem Plot), während Springer beim Setting bzw. dem ganzen Weltenbau auf irdische (in diesem Fall keltische) Mythen zurückgegriffen hat. Hinzu kommen altbekannte Märchenmotive und schließlich pro Roman noch mindestens eine Liebesgeschichte, die jeweils von zentraler Bedeutung ist. Das Ergebnis dürfte einer der “romantischsten” High-Fantasy-Zyklen aus der Frühzeit des Genres sein, der als Das Inselreich (Einzeltitel: Weißhirsch, Silbersonne, Düstermond, Fabeltier (alle 1983) und Schwanengold (1984)) auch auf Deutsch erschienen ist.
Nach ein paar mehr oder weniger ähnlich gelagerten Werken – Wings of Flame (1985) und Chains of Gold (1986) sowie der aus den Romanen Madbond, Mindbond (beide 1987) und Godbond (1988) bestehenden Sea King Trilogy – und ersten Ausflügen ins nicht-phantastische Kinderbuch wandte Nancy Springer sich mit The Hex Witch of Seldom (1988) und Apocalypse (1989) der zeitgenössischen Fantasy bzw. Phantastik zu und schrieb mit Red Wizard (1990) ein erstes phantastisches Kinderbuch, dem weitere folgen sollten. Mehrere ihrer in den 90er Jahren verfassten phantastischen Romane wurden von der Kritik fast einhellig gelobt, und für einen davon – Larque on the Wing (1994) – hat sie den James Tiptree, Jr. Award erhalten, wohingegen ihre beiden Beiträge zum Artus-Mythos – I am Mordred (1998; dt. Mordred, Sohn des Artus (2004)) und I am Morgan le Fay (2001; dt. Ich, Morgan le Fay (2003)) – vor allem aufgrund der ungewöhnlichen Ich-Erzähler interessant sind.
Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat Nancy Springer sich hauptsächlich auf eine Serie um die Tocher Robin Hoods – beginnend mit Rowan Hood, Outlaw Girl of Sherwood Forest (2001; dt. Rowan, Tocher des Robin Hood (2006)) – und The Enola Holmes Mysteries konzentriert. Letzteres ist eine Reihe von Jugendbuchkrimis, in deren Mittelpunkt die 14-jährige Enola Holmes steht, bei deren knapp 20 Jahre älterem Bruder es sich um keinen Geringeren als den weltbekannten Meisterdetektiv aus der Baker Street handelt.

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