Lords of the Starship

Die sogenannte „Erste Welt“ ist zugrunde gegangen und es folgte eine Art Dunkles Zeitalter. Die Kriege und das Chaos haben ihre verhängnisvollen Spuren nicht nur auf der Welt hinterlassen, sondern auch in und an den Menschen, die sie bevölkerten. Etwas ging verloren; der Unwirtlichkeit der „Welt“ – wie sie nun im Gegensatz zur „Ersten Welt“ genannt wird – begegnen die meisten nur noch mit fatalistischer Resignation, weshalb sich die verschiedenen Staatsgebilde im Niedergang befinden. Um dem entgegenzuwirken, schmiedet General Toriman aus der Karolinischen Republik einen Plan: Zur Neu-Entfachung des Unternehmungsgeists der Menschheit soll aus den Relikten der Ersten Welt ein Raumschiff gebaut werden, mit dem man zu einem neuen Planeten fliegen könnte …

-»All right, we don’t have to go traipsing off into the Barrens or some other objectionable place looking for enchanted vials with this thing in them. All we have to do is awaken it in the citizenry.«-
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Lords of the Starship (Das Sternenschiff) war der Debutroman des damals (1967) 21-jährigen Mark Geston und ist zugleich der erste Band der nur lose miteinander verknüpften Trilogie The Books of the Wars. Diese ist derzeit in einem gleichnamigen Sammelband von Baen (ISBN: 978-1416591528) in englischer Sprache verfügbar, auf Deutsch wurde 1988 der Sammelband Das Schiff veröffentlicht, der allerdings anstelle des dritten Bandes The Siege of Wonder den nicht zur Reihe gehörenden Roman The Day Star enthält.

Die angenehme Überraschung an diesem Roman ist, dass hier eine im Niedergang befindliche Welt nicht durch irgendein verschollenes Objekt gerettet werden kann, sondern es an den Menschen selbst liegt, was sie aus ihrem Schicksal machen. Anstatt einer Queste werden in diesem Band die wahren Hintergründe und die Entwicklung des Plans über 150 Jahre hinweg erzählt. Damit wird aber auch dargelegt, wie die Gesellschaft und die politische Landschaft der Welt mit der Verwirklichung dieses Plans in Wechselwirkung stehen. Gerade diese Aspekte werden dem Leser/der Leserin aber teilweise nur schematisch präsentiert. Es wird trotzdem deutlich, wie die Fokussierung einer Gesellschaft auf ein Ziel diese verändert und dass sich diese Veränderung wiederum auf das Erreichen des Ziels auswirken kann.

Der Reiz des Romans liegt in seinem Setting, in dem sich verschiedene Elemente vermischen. Einerseits gibt es neuzeitlich anmutende bürokratische Strukturen, Wissenschaften und Staatsgebilde, daneben aber ebenso mittelalterliche wie moderne Waffen und die zahlreichen Relikte aus der Ersten Welt, die modern bis zukünftig sind. Die Versuche, diese Errungenschaften nachzubauen, enden in kruden und zumeist dysfunktionalen Konstruktionen, die einen Hauch von Mad Max in die Welt bringen.

Geston gelingt es, dieses Setting in einer ebenso lebendigen wie anschaulichen – teilweise etwas ausufernden – Sprache einzufangen und atmosphärische Szenen zu schaffen, dabei reicht die Bandbreite von der Faszination und Ehrfurcht angesichts der Anlagen der Ersten Welt über brutale (und bizarre) Kämpfe mit Mutanten bis hin zum majestätischen Raumschiff. Geston schafft Szenen, die einem im Gedächtnis bleiben.

Dieses Talent ist auch wichtig, denn es gibt kein festes Set von Protagonisten, zu denen man eine Beziehung aufbauen könnte, vielmehr dienen unterschiedlichste Personen nur dazu, um dem Leser/der Leserin das Verfolgen wichtiger Entscheidungen, Ereignisse oder Veränderungen in der Ausführung des Plans und schließlich in der Welt zu ermöglichen. Schlaglichtartig blitzen diese Personen also auf und verschwinden nach ein bis zwei Kapiteln wieder. Ausgefeilte Figuren kann man daher nicht erwarten, trotzdem gelingt es Geston gut, auch hier Figuren greifbar zu skizzieren, schließlich wird der Anfang der Kapitel auf die Charakterzeichnung verwandt. Hierin liegt aber auch eine Schwäche des Romans – die man auf die historischen Umstände und/oder das Alter des Autors zurückführen kann – denn die einzelnen Point-of-Views stammen allesamt von Männern, Frauen kommen quasi gar nicht vor und wenn, dann in der Rolle der Ehefrau oder Geliebten. Ebenso könnte man dem Roman eine gewisse Eliteaffinität unterstellen – dort finden sich zumeist die lobenswerten Ausnahmen von der allgemeinen Resignation und Antriebslosigkeit. Dieser Eindruck wird allerdings in manchen Szenen gebrochen, so wie Geston überhaupt einige einander widersprechende Weltbilder auftreten lässt, von Technokratie über pathetischen Essentialismus bis hin zu kultischem Erlösungsglauben.

Gegen Ende werden die Fantasyelemente dezent stärker betont, die bis dahin eher im Hintergrund standen, trotzdem bleibt Lords of the Starship ein SF-Roman.

Stand: 22. Mai 2012
Erscheinungsjahr: USA 1967
Verlag: Ace Books
ISBN: 0-7181-0893-0
Seitenzahl: 205
Titel der Übersetzung: Das Sternenschiff