Rezensent: Azzie

Der Clan der Magier von Roger ZelaznyMysteriöse Dinge geschehen in London. In einer etwas abgelegenen Gegend vor den Toren der Stadt finden sich einige merkwürdige Gestalten ein: der große Doktor zum Beispiel, über dessen Haus stets eine düstere Gewitterwolke hängt, oder der Graf, dessen morbide Schlafstätte sich unter einer alten Ruine befindet. Zusammen mit ihren tierischen Gehilfen spielen diese seltsamen Gesellen ein grausiges Spiel. Wird es gelingen, das Tor zur Hölle zu öffnen?
Der Wachhund Snuff, Gehilfe eines der Spieler, erzählt in seinem Tagebuch von den aufregenden Geschehnissen und Abenteuern, die er während des Monats Oktober in diesem Spiel erlebt, erzählt von Verrat und Intrigen, von Mord und Freundschaft.

– Ich bin ein Wachhund. Mein Name ist Snuff. Mit meinem Herren Jack lebe ich mittlerweile außerhalb von London. Doch ich liebe Soho bei Nacht mit den Nebeln voller Gerüche in seinen dunklen Straßen. Immer ist es still und wir machen lange Spaziergänge. Auf Jack lastet ein uralter Fluch und er muss den größten Teil seiner Arbeit Nachts erledigen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Ich passe auf, während er damit beschäftigt ist. Wenn jemand kommt, heule ich. –

Roger Zelazny erzählt in Clan der Magier (A Night in the Lonesome October) eine abenteuerliche, bizarre Geschichte voller Humor und Charme. Durch die erfrischend einfache, freundliche Art des Protagonisten Snuff gelingt es ihm, den Leser stets zu fesseln und zu begeistern. Die bodenständige Erzählweise und unkomplizierte Schreibweise gestatten einen vorzüglichen Textfluss, das Buch liest sich leicht und angenehm.

Auch der Ansatz des Autors, die Geschehnisse aus der Sicht der tierischen Helfer, der eigentlich Handelnden, über den Umweg der Tierfantasy, zu schildern, erweist sich hierbei als äußerst probates Mittel: so rückt die eigentliche Handlung in den Hintergrund, verliert an Schärfe, entwickelt sich zusehends zur Groteske. Die ohnehin comichaft überzeichneten, prototypischen (menschlichen) Charaktere glänzen in ihrer ganzen Absurdität hervor.
Zwar bietet die Geschichte keinen großen “Aha-Effekt”, enthält keine wirklich neuen Erkenntnisse oder Überraschungen, nichtsdestotrotz aber bietet sich Der Clan der Magier (A Night in the Lonesome October) als erfrischend heiteres Werk dar, wie geschaffen dafür, ein sonniges Schmunzeln auf die Gesichter der Leser zu zaubern, in den grauen Tagen des “lonesome October”.

Unbestritten ist Zelazny eine feste Größe auf dem Gebiet der Funtasy und steckt auch mit diesem – wenngleich nicht seinem besten – Buch so manchen seiner Kollegen in die Tasche.

Cover von Die Ringe der Macht von Helmut W. Pesch & Horst von AllwördenFern im Westen des Imperiums liegt Elderland, die Heimat des friedliebenden Ffolks. Dieses kleine und ruhige Volk lebt dort weitgehend unabhängig und unberührt von den grossen Ereignissen im Reich. Doch eines Tages tauchen längst vergessene Schatten der Vergangenheit wieder auf – ausgerechnet an den Küsten Elderlands. Für Kimberon Veit, den jungen Kustos des Ffolksmuseums zu Aldwick, beginnt somit das gefährliche Abenteuer, die Nachricht vom Angriff der Dunkelelben in das Imperium zu tragen und den Kaiser zu warnen. Auf ihrer langen und gefahrvollen Reise gelingt es den Freunden dabei, so manchens Geheimnis zu lüften und schließlich die Mysterien der Vergangenheit des Ffolks zu ergründen …

-Als Magister Adrion Lerch, der Kustos des Ffolksmuseums von Elderland, bekanntgab, daß er zum fünfzigsten Jahrestags seines Wirkens das Amt an einen Jüngeren abzugeben gedenke, schwirrte die Luft auf dem großen Markt zu Aldswick von Gerüchten.-

Die Ringe der Macht ist gewiss kein Buch, das überraschen oder neue Pfade beschreiten will. Wie Helmut W. Pesch, einer der Autoren, der in Fachkreisen als grosser Tolkien-Kenner und Fantasyexperte gilt und bereits einige theoretische Werke auf diesem Gebiet veröffentlicht hat, im Vorwort selbst schildert, handelt es sich bei diesem Buch eher um eine Art Experiment in Sachen Fantasyerzählung, um eine Homage an Auoren wie J.R.R. Tolkien, eine Entdeckungsreise in die Wirkungsweisen und Mechanismen der Reiche der Fantasy, als um die bewusste Erzeugung eines inovativen Romanes.
Eben dieser Anspruch, dieses absichtliche und gezielte Rückbesinnen und sich Beziehen auf bekannte Inhalte und Ideen ermöglicht es dem Erzähler, völlig unbefangen und frei mit eben diesen Inhalten und Ideen zu verfahren. Entstanden ist so – ohne dies eigentlich zu beabsichtigen – ein grossartiger Fantasyroman. Die Liebe zur Thematik und eine gewisse sprachliche und erzählerische Begabung, großes Einfühlungsvermögen und eine gehörige Portion Humor gestatten es Pesch und seinem Co-Autor Horst von Allwörden eine ungekünstelte, liebevolle und ambitionierte Geschichte zu erzählen, eine ‘neue alte Welt’ zu erschaffen, die gerade aufgrund ihrer offensichtlichen Rückbezüge und Anleihen und den Mut, bereits Dagewesenes und Wohlbekanntes aufzunehmen und spielerisch zu verarbeiten, frischen Wind in das Genre bringt.
Mag sich auch für manchen Die Ringe der Macht als pures Abkupfern bekannter Autoren ausnehmen – was den Leser dahinter erwartet, ist ein charmantes und wohlüberlegtes Jonglieren mit den Grundthemen und -gedanken der klassischen High Fantasy. Trotz aller Anleihen und Referenzen bleibt stets die eigene Erfindungsgabe, das schöpferische Element des Autors bestehen. Ein rundum geglücktes Experiment.