: Mythologie, asiatisch

Drachologie: Aufspüren und zähmen von Ernest DrakeIn Ein Kurs für Drachenforscher: Aufspüren und zähmen (Tracking and taming dragons) aus der Reihe Drachologie (Dragonology), erfährt der Leser, wie der Titel schon verrät, wie man einen Drachen aufspüren und zähmen kann. Geschildert und bebildert von dem fiktiven Autor und Drachenforscher Ernest Drake, erfährt man alles über die verschiedenen Erkennungsmerkmale, Spuren und den korrekten Umgang mit Drachen.

– Die Fertigkeit, sich so gut zu tarnen, dass man praktisch unsichtbar ist, rettete schon vielen Drachenforschern das Leben. –
Drachologie: Aufspüren und Zähmen, S. 7

Mit diesem Titel bringt der Verlag Ars Edition einmal mehr ein fantastisches Bucherlebnis auf den Markt. Nicht nur, weil es den Eindruck vermittelt, dass es tatsächlich Drachen gibt, sondern auch weil es so eindrucksvoll aufgemacht wurde. Während das Cover noch relativ unspektakulär wirkt, geht es im Buchinnern überaus Nostalgie erweckend zur Sache.
Klappt man das Buch auf, so findet man zunächst eine Mappe statt eines Buches. Links steckt das eigentliche Büchlein in einer Seitenlasche, die rechte Seite wird von einer Art Kuriertasche eingenommen, in der sich das Modell eines europäischen Drachen zum Zusammenstecken befindet.

Das Büchlein selbst bietet zwar nur magere 24 Seiten und ist in kurzer Zeit gelesen, doch die liebevollen Illustrationen halten einen mit ihren humorvollen Details auf jeder Seite fest, angefangen bei den Seiten selbst, die wie vom Alter gezeichnet wirken und zum Teil mit einem Foto alter Buchecken hinterlegt wurden, sodass sie wie ein altes, zerknittertes Tagebuch erscheinen. Das Papier der Seiten wirkt auch optisch wie das ungestrichene Papier eines vergilbten Skizzenbuchs.

Die Illustrationen sind, schlicht gesagt, herzallerliebst, strotzen nur so vor kleinen Details, die sich oft im Hintergrund abspielen, und sie sind zum Brüllen komisch. Neben den passenden satirischen Kommentaren sind es vor allem diese Illustrationen, die den Leser regelmäßig schmunzeln lassen. In schwarzbrauner Tusche mit Aquarell gehalten, liegt die eigentliche Wirkung der Zeichnungen dabei eindeutig auf den herrlich amüsanten Gesichtsausdrücken oder Gesten der Drachen. Hin und wieder werden kleine Besonderheiten auch mal farbig koloriert. Diese gesamte Farbgebung sorgt ebenfalls dafür, dass man während der Lektüre den Eindruck hat, ein händisch angefertigtes Forschungsbuch vor sich zu haben.

Zum Schluss steht es einem nun frei sich seinen persönlichen Drachen zusammen zu setzen und an die Zimmerdecke zu hängen. Das beigefügte Modell erwies sich als überraschend gut verarbeitet und aus stabilem Karton, wodurch es auch optisch aufgewertet wird und mit seinem Gewicht nicht labberig in der Gegend herum flattert. Auch hier wieder wunderbar gezeichnet und ausgearbeitet, besitzt es mit den gesetzten Highlights in goldener Farbe sogar ein wenig schuppigen Glanz (der leider auf den Fotos verloren geht).

Drachologie: Aufspüren und zähmen (Modell)
© moyashi

Interessierte Drachenforscher wird es vielleicht erfreuen zu hören, dass weitere Bücher in dieser Reihe erschienen sind. Neben einem großen Sammelband, der gleich mehrere Drachenmodelle enthält, wurde auch dem Frostdrachen ein eigener Band gewidmet.

The Coyote Road von Terri Windling und Ellen DatlowThe Coyote Road ist eine Anthologie, in der Genre-Autoren verschiedenen Trickster-Figuren nachspüren, überlieferten rund um die Welt wie Anansi, Coyote oder Kitsune, und neuen, die frische Interpretationen der Erzählmuster von Trickstergeschichten zulassen.

-You’ve probably seen those shoes by the side of the road. Just a shoe, lying in the dust just off the roadway. Not two shoes together. One odd shoe.-
One odd Shoe, Pat Murphy

Trickster treten in fast jeder Kultur in der einen oder anderen Form auf und sind faszinierende Figuren, weder gut noch schlecht, sondern einfach außerhalb der moralischen und gesellschaftlichen Kategorien und schon allein aufgrund dieser Position mächtig, aber meist nicht mit klassischen Formen der Macht ausgestattet – sie müssen sich durchmogeln. Mythen-Expertin Terri Windling erklärt im Vorwort der von ihr gemeinsam mit Ellen Datlow herausgegebenen Anthologie die verschiedenen Gestalten und Traditionen der Trickster-Figur, und damit ist man bestens gerüstet für die 22 Geschichten und 4 Gedichte, die darauf folgen.

Von den verschiedenen Zeiten, Stilen und Settings, in denen die Trickster in The Coyote Road auftreten, funktionieren die Geschichten mit modernem Hintergrund oft am besten – der Trickster ist eine Figur, die sehr stark mit dem Milieu arbeitet, und das kann ein Autor wie Charles de Lint beispielsweise bravourös in The Crow Roads heraufbeschwören, wo ein mysteriöser Fremder die Ödnis eines kleinen kanadischen Städtchens aufbricht, oder Pat Murphy mit der Eröffnungsgeschichte, die im amerikanischen Westen augenzwinkernd eine Frage aufklärt, die beinahe so spannend ist wie die nach den Einzelsocken in der Waschmaschine. Ebenfalls sehr stark in ihrem Milieu verwurzelt ist Delia Shermans The Fiddler of Bayou Teche, das die klassische Geschichte vom Pakt mit dem Teufel mit sumpfigem Südstaatenflair (und -slang) und Werwölfen neu belebt.
Die historisch angehauchten Geschichten sind zwar alle solide, aber ihnen fehlt häufig der Pfiff, der die Trickster in den moderneren Settings richtig schillern lässt – in alten Zeiten treten sie eher als Götter auf, unverständlich in ihren Motiven und den Menschen recht fern.

An sich sind Trickster ein famoser Kurzgeschichtenstoff, weil sie nicht bleiben. Sie ziehen durch, sind Momenterscheinungen – Glück oder Unglück, das je nach Perspektive über die Menschen hereinbricht und ihren Alltag ausschaltet. Dort lösen sie manchmal wie im Mythos Probleme, mit denen die Gesellschaft allein nicht fertig wird: Ein mysteriöser Fuchs hilft in Realer than You von Christopher Barzak einem entfremdeten Jungen beim Einleben in einem neuen Land, die Cat of the World von Michael Cadnum beschäftigt sich schon seit Jahrhunderten damit, das Leben für Katzen (und manchmal auch Menschen) besser zu gestalten.
Andere Trickster sind wie ein Sturm, der über die Menschen herfällt und sie häufig zum Vergnügen, selten mit richtig ernsten Absichten, wie Spielfiguren herumschiebt. Nur ganz selten gibt es eine Geschichte aus der Sicht eines der Trickster: Richard Bowes’ A Tale for the Short Days wirft einen Blick aus den Augen eines vielseitigen Diebesgottes auf die Welt, und im herrlich rätselhaften und bildgewaltigen Black Rock Blues von William Shetterly muss man sich erst einmal erarbeiten, wer warum in so großen Nöten ist und welche Rollen die auftretenden Figuren bekleiden. Häufig begegnen wir auch menschlichen Trickstern, etwa bei Patricia McKillip, oder die Trickster werden ausgetrickst wie bei Holly Blacks groteskem Besuch im Kosmos der Fresswettbewerbe. Ein weiteres prominentes Thema sind Trickster, die sich vergessen haben und sich quälen, bis ihr funkelndes Ich wieder durchbricht.

Neben Shermans, de Lints und Shetterlys Geschichten ist Kelly Links The Constable of Abal ein Highlight der Anthologie, das einen prächtigen Kosmos aus dekadenten, skurrilen Städten ausbreitet, durch den eine mehr als dysfunktionale kleine Familie mit einem nicht ganz fassbaren Geheimnis zieht. Theodora Goss trägt mit How Raven Made His Bride ein fesselndes Erzählgedicht bei, das lose auf nordamerikanischen Mythen aufbaut. Kij Johnson packt das Tricksterthema mit einem beinahe akademischen Ansatz an und seziert mit The Evolution of Trickster Stories Among the Dogs of North Park After the Change nicht nur den Archetypus, dem sich die ganze Anthologie widmet, sondern auch unser Verhältnis zu Tieren. Und auch Jeffrey Ford hat in The Dreaming Wind die Essenz des Tricksters herausgefiltert und lässt ihn völlig körperlos als urtümliche, verändernde Kraft auftreten, als die Kreativität selbst.

Da The Coyote Road eigentlich keine Ausfälle hat und die besten Geschichten die Facetten des Tricksters sehr gründlich einfangen, ohne ihm seine Unerklärlichkeit zu nehmen, kann man die von Charles Vess liebevoll ausgestattete Anthologie uneingeschränkt allen empfehlen, die sich diesen ambivalenten Figurentypus und sein Changieren zwischen erhabenem Mythos und Profanität näher anschauen wollen.

The Demon and the City von Liz WilliamsDer Dämon Zhu Irzh, der sich vorerst aus der Hölle abgesetzt hat und im Polizeidezernat von Singapur Drei arbeitet, muss in einem Mordfall ermitteln. Bald weisen alle Spuren auf den Mega-Konzern Paugeng, wo sich die Ermittlungen schwierig gestalten, zumal Zhu Irzh nicht gerade die volle Unterstützung seiner menschlichen Kollegen und Vorgesetzten hat.
Paugeng führt in aller Heimlichkeit Experimente an Dämonen durch, und die geheimnisvolle Firmenerbin Jhai Tserai hat Pläne, die weit über diese Welt hinausreichen. Da prophezeit das Testsubjekt Mhara, das sich in der Betreuung der von Schuldgefühlen geplagten Robin befindet, das Ende der Stadt.

-The Chinese inhabitants of Singapore Three say that August is an unlucky month. They say that it is called the month of the dead, for it is always during the endless burning days that the dead return, looking for the living, drawn by blood and breath.-
Prologue

Nach dem fulminanten Serien-Auftakt Snake Agent ist es vielleicht ein wenig ernüchternd, festzustellen, dass der zweite Fall von Detective Inspector Chen eigentlich ein Fall des Dämons Zhu Irzh ist, der sich als irdischer Polizist und temporärer Bürger von Singapur Drei zwar nicht viel daraus macht, auf Erden schlecht gelitten zu sein (so er denn überhaupt bemerkt und nicht übersehen wird), aber außerhalb seiner angestammten Höllenheimat schwer unter Langeweile leidet. Die delikate Interaktion zwischen Chen und Zhu Irzh, die den ersten Band zu einem buchgewordenen Buddy-Movie macht, fehlt damit auf weiten Strecken von The Demon and the City – Chen ist im Urlaub auf Hawaii. Auch auf das Höllendekor und die aberwitzige Bürokratie der chinesischen Hölle muss verzichtet werden, da dieser Fall sich auf der Erde, im Nachthafen und im Himmel abspielt.

Dass dadurch einige der charmantesten Elemente des ersten Bandes verloren gehen, tut weh, auch wenn die Entscheidung letzten Endes nachvollziehbar ist: Da auch The Demon and the City mit himmlisch-höllischen Verschwörungen arbeitet, die am besten durch willige irdische Helferlein vollzogen werden, und wiederum übernatürliche Mächte eingreifen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen, wäre die Gefahr einer Wiederholung groß gewesen, hätte Liz Williams nicht an ein paar Parametern geschraubt.
Zhu Irzh, bisher schon heimlicher Star der Serie, sollte sich als Hauptfigur eigentlich prächtig machen: Er gibt wieder den dämonischen Dandy, der dann am charmantesten ist, wenn er sich ganz undämonenhaft benimmt, doch leider langweilt sein “ich böser, böser Bube”-Gehabe schnell. Schon gut, Zhu Irzh, wir wissen, dass du dir ein Gewissen eingefangen hast und dich hauptsächlich in die blendende Ästhetik des Bösen kleidest!
Zur Entschädigung für das ein oder andere Gähnen gibt es immerhin eine Szene mit Chens hinreißendem bärbeißigen Teekessel, der Zhu Irzh’ Attitüde bricht und für den Lacher des Buches sorgt.

Im Laufe von Zhu Irzh’ Ermittlungen wird eine ganze neue Figurenriege eingeführt, die auch für weitere Bände erhalten bleibt (was allerdings heißt, dass die Geschichten der Figuren aus Snake Agent vorerst nicht weitergeführt werden), daraus sticht vor allem die konfliktbeladene Robin hervor, die zwischen dem, was ihr Gewissen sagt, und den Notwendigkeiten des täglichen Überlebens pendelt, wenn sie jeden Tag zur Arbeit mit ihrem lebenden Versuchsobjekt beim Konzern Paugeng antanzt, weiterexperimentiert und daran leidet, nicht die Wahl zu haben. Liz Williams’ Darstellung der Interaktion zwischen dem Göttlichen (oder Dämonischen) und den Menschen ist ohnehin hervorragend gelungen – einerseits wird die Allmacht der Götter deutlich, und ihre relative Gleichgültigkeit, andererseits gibt es (wohl auch für Götter) ein teils verblüffendes, teils auch hausgemachtes Karma, das für einen gewissen Ausgleich sorgt.

Der Hauptplot ist in The Demon and the City weniger ein eleganter roter Faden als ein Mosaik, das man sich aus verschiedenen Kapiteln und Perspektiven zusammensetzt, und das Bild, das dabei herauskommt, bleibt immer eine Interpretationssache. Beweggründe der einzelnen Beteiligten an der komplexen Verschwörung bleiben schwammig, was zu einem merkwürdigen Hybriden aus verwickelten Einzelheiten und allzu simplen Hintergründen führt.
Es scheint, als würde Liz Williams etwas zu atemlos durch ihre ultrakurzen Kapitelchen hetzen, ohne sich mit Erklärungen oder einem fundierten Aufbau der Handlung zu befassen. Auch in der dürftigen Reaktion der Figuren auf die gigantischen Ereignisse macht sich diese Schieflage bemerkbar.
Williams’ Stärke liegt eindeutig eher bei Einzelszenen, bei der wunderbaren Atmosphäre, die sie in ihrem einzigartigen Setting schaffen kann: in einem Augenblick fremdartig-übersinnlich und im nächsten geerdet, sei es nun im Nachthafen, dem Übergangsort der Seelen, oder in Singapur Drei, das Williams perfekt als globalisierte urbane Metropole präsentiert, in der die Party auch weitergeht, wenn ein Gott gerade einen Wolkenkratzer zertrampelt hat.

Weniger feine Untertöne und weniger Witz als Snake Agent machen aus The Demon and the City einen noch immer gut lesbaren, aber nicht mehr so brillanten Roman wie den Vorgänger. Bei Freunden des maliziösen Schönlings macht Zhu Irzh wohl alles wett, andere müssen abwarten, ob der dritte Band wieder zu alten Stärken zurückfindet.

Cover von The Books of the South von Glen CookNach der Niederlage in Dejagore ist die Lady plötzlich ganz auf sich allein gestellt. Die Black Company ist entweder zerschlagen oder harrt in der von den Schattenmeistern belagerten Festung Dejagore aus. Von Rachegelüsten getrieben, macht sie sich daran, eine neue schlagkräftige Truppe aufzubauen und findet dabei unerwartete Unterstützung von den Anhängern eines finsteren Kultes. Doch diese fragile, von jeder Seite aus Eigennutz geschlossene Allianz birgt mindestens genausoviele Gefahren wie die Ränke, die eine andere ebenfalls auf Rache sinnende Macht gegen die Lady und die Black Company schmiedet.

-Croaker’s fault. His weakness. […] For all his cynicism about motives he’d believed that in every evil person there was good trying to surface. I owe my life to his belief but that doesn’t validate it.- S. 249/250

Dreams of Steel ist der zweite Band der Books of the South und wirkt tatsächlich etwas eigenständiger als der Vorgängerband. Das liegt zum Großteil daran, dass sich die Handlung nach der missglückten Schlacht bei Dejagore fast ausschließlich um die Lady und ihren Rachefeldzug gegen die Schattenmeister dreht. Das bringt durchaus willkommene Abwechslung von den alten Bekannten mit sich, an deren Stelle nun neue teils dubiose, teils durchaus sympathische Nebenfiguren treten. Ebenso gelungen ist es, die Lady als neue Erzählerfigur auftreten zu lassen. Denn in ihrer Mischung aus kaltblütiger Berechnung – die zu teils etwas gar drastischen Maßnahmen führt – und immer wieder durchschimmernder Menschlichkeit bleibt sie die spannendste, weil ambivalenteste, der präsentierten Figuren. Außerdem böten ihre Methoden, die neue Truppe, die sie nun unter ihrem Kommando aufbaut, zusammenzuschweißen und an sich zu binden (gezielte Traumatisierung, Abgrenzung von der Außenwelt), durchaus Stoff, den auszuloten sich lohnen würde, der aber leider nicht weiter thematisiert wird.

Auch Taglios wird nun ausführlicher ausgestaltet und die Anleihen sowohl beim populärkulturellen Bild von Indien als auch beim historischen Indien sind deutlicher zu erkennen. Diese reichen vom dunklen, im Hintergrund agierenden Kult à la Indiana Jones samt farbenprächtig-groteskem mythologischen Hintergrund, in den auch die Black Company verwickelt ist, bis hin zur patriarchalischen Gesellschaft samt Witwenselbstverbrennung. Die selbstbewusste (und auch etwas selbstherrliche) Art der Lady muss in diesem Umfeld für Konflikte sorgen, deren „Lösung“ sehr zum insgesamt deutlich düstereren und brutaleren Eindruck von Dreams of Steel beiträgt, der aber auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass die Lady die deutlich ernstere Erzählerfigur ist. Zugleich stellt die entsprechende Szene auch den traurigen Höhepunkt des bereits im Vorgängerroman von jeder Figur gepredigten Priesterhasses dar.

Es empfiehlt sich Dreams of Steel – Cliffhanger am Ende des Vorgängers und Sammelband zum Trotz – nicht gleich im Anschluss an Shadow Games zu lesen, denn dann fällt die Tatsache, dass das erste Drittel des Buches erneut dem Aufbau einer schlagkräftigen Truppe gewidmet ist, weniger negativ auf. Danach sorgt das verstrickte Intrigenspiel, in dem jede der darin verwickelten Parteien mehr als ein Ziel verfolgt, für ausreichend Spannung, sofern man darüber hinwegsehen kann, dass es dem Roman auch hier an wirklich Neuem mangelt. Denn gefährliche Ränke begleiten die Black Company seit dem ersten Band und die Person, die auch in diesem Fall die Fäden zieht, kennt man schon genausolange.
Während die größeren der schwelenden Konflikte, etwa jener zwischen der Lady und ihren kultischen Mitstreitern, eher gemächlich vonstattengehen, wirken andere (Figuren-)Entwicklungen etwas überstürzt, so etwa die zurückkehrenden magischen Fähigkeiten der Lady oder die unglückliche Rolle Mogabas in Dejagore. Die Books of the South enden zwar mit dem vorliegenden Band, die Handlung endet allerdings in einem Cliffhanger, der wohl direkt zu den Books of the Glittering Stone überleiten soll.
Ob Glen Cook in den Folgebänden die vielen verschiedenen Konfliktherde, die sich allein in diesem Roman mindestens verdoppelt haben, zu befriedigenden Enden führt oder eher noch mehr ihrer Art eröffnet, wird wohl darüber entscheiden, ob die Reihe doch noch einmal zu einem gelungenen Abschluss findet, der in The White Rose eigentlich schon vorhanden gewesen wäre, oder ob sie zu lange fortgesponnen wird.

Die Fuchsfrau von Kij JohnsonUnter einem verlassenen Herrenhaus lebt eine Fuchsfamilie. Aber eines Tages kehren die Besitzer des Hauses aus der Hauptstadt zurück – denn Kaya no Yoshifuji, der Hausherr, ist am Hof in Ungnade gefallen; auf dem Land hofft er, Frieden zu finden. Seine Frau Shikujo aber hasst die wilde Natur und das Leben fern der Stadt.
Eine Füchsin verliebt sich in Yoshifuji, obwohl alle anderen Füchse die Menschen fürchten, und sie setzt alles daran, ihn für sich zu gewinnen. Sie reißt ihre ganze Familie mit in den Strudel, um eine Magie zu üben, mit der ein Fuchs in einen Menschen verwandelt werden kann. Yoshifuji indessen entwickelt eine Art Besessenheit von den Füchsen, die seine Frau mit Sorge betrachtet …

-Tagebücher werden von Männern geführt: kräftige Pinselstriche auf glatten Blättern aus Maulbeerbaumpapier, die von einem Band zusammengehalten und in einem lackierten Kasten aufbewahrt werden.-
Kitsunes Tagebuch

Mit Die Fuchsfrau (The Fox Women) betört Kij Johnson ihre LeserInnen gleich auf mehreren Ebenen: Allein schon die Atmosphäre, die sie in ihrem Roman schafft, kann jeden verzaubern, der auch nur einen Hauch von Interesse an der Kulturgeschichte des historischen Japan hat. Unmittelbar davon inspiriert ist die Welt der Fuchsfrau, und Kij Johnson hat offensichtlich keine Mühen gescheut, um ein authentisches Bild dieser Zeit zu vermitteln – und das nicht nur auf dem handwerklichen Sektor, wofür Die Fuchsfrau im Tagebuchstil der Tradition der Kopfkissenbücher folgt, sondern auch auf der Ebene der Erzählung: Man wird in eine hochartifizielle Welt entführt, in der jede Geste, jeder Gegenstand, jedes Ereignis mit Bedeutung beladen ist. Für jeden der drei Protagonisten, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, hat Johnson eine eigene Stimme gefunden. In den kurzen Abschnitten lesen sich auch Wiederholungen aus jeweils verschiedenen Sichtweisen mit Vergnügen, denn allein sprachlich ist der Roman schon ein Genuss, allerdings werden die Dinge trotz der lyrischen Qualitäten stets beim Namen genannt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Die simple Handlung besteht eigentlich nur aus einem nicht einmal sehr komplizierten Liebesmärchen, und man fühlt sich letztendlich an die Geschichten erinnert, in der schöne Männer in Elfenreiche entführt werden, denn die Füchse schaffen es mit ihrer Magie, die künstliche Lebenswelt der Menschen noch zu perfektionieren und zu übertreffen, mit Illusionen, die an den glamour der Elfen erinnern. Besonders die Szenen, in der die Realität durch den Schein hindurchschimmert, wissen zu faszinieren. Doch trotz ihrer magischen Begabung fürchten die Füchse, zu scheitern – obwohl Kitsune, wie sich die Füchsin als Mensch nennt, bereit ist, alles für ihre Liebe zu opfern. Das Verständnis von Poesie, den Füchsen fremd, steht dabei im Mittelpunkt und zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch.

Die Fuchsfrau ist der erste Band einer Trilogie, die mit Motiven der japanischen Mythologie spielt, und dabei nacheinander die Themen Liebe, Krieg und Tod verarbeiten soll. Vordergründig wird in diesem Band die Geschichte der Füchsin Kitsune erzählt, doch im Grunde geht es um (zwischen)menschliche Verwirrungen und die ganze Bandbreite von Gefühlen im Dunstkreis der Liebe, und um die Scheinwelten, die die Liebe und die Liebenden aufbauen. Kitschig wird es dabei niemals, wer aber von einem Happy End für zumindest einen der Protagonisten träumt, wird enttäuscht werden: Ganz konsequent mit der Entwicklung der Figurenist das Ende der Geschichte vollkommen offen.
Wer ein anspruchsvolles Märchen voll von Poesie und Exotik lesen will, das sich weitab von den Standardpfaden der Fantasy bewegt und einen tiefen Einblick in Kultur und Seele gibt, ist mit Die Fuchsfrau bestens beraten.

The Grimoire of the Lamb von Kevin HearneAls ein ägyptischer Hobbykoch den weiten Weg nach Arizona unternimmt, nur um ein uraltes Rezeptbuch aus Atticus Sammlung zu erwerben, ahnt der Druide bereits, dass hier etwas im Argen liegt, und lehnt den Verkauf ab. Sein Besucher erweist sich prompt auch als Hobbydieb und klaut Atticus das Buch vor der Nase weg. Grund genug, die Verfolgung aufzunehmen und eine Reise ins Land der Pharaonen zu anzutreten.

– People today think ancient Egypt was ineffably cool. I blame this misconception on hieroglyphics and (to a lesser extent) on the Bangles. –

Grimoire of the Lamb (IDC #0.4) ist ein Buch über ein Buch! Jawohl, liebe Leseratten, eine doppelte Versuchung! Einziger Wermutstropfen ist, dass diese neuerliche Kurzgeschichte nur als eBook erhältlich ist und nicht auf raschelndem Papier erscheint. Das tut dem genussvollen Inhalt aber keinen Abbruch, also auf in das nächste Abenteuer von Druide Atticus!

Wir sind zurück in Tempe, Arizona (pre-Hounded, dem ersten Band der Iron Druid Chronicles) und gleich vorweg: es ist nicht empfehlenswert, schon hier mit der Buchreihe einzusteigen, auch wenn es die chronologisch korrekte Abfolge wäre. Wie schon bei Hearnes anderen Kurzgeschichten fehlt es, ohne die Buchreihe nicht wenigstens teilweise schon zu kennen, an Hintergrundwissen beim Leser. Der Autor schreibt hier ganz klar für die Kenner seiner Bücher, nicht für Neueinsteiger.
Kenner der Iron Druid Chronicles werden schnell wieder in die neue Handlung hineingezogen. Das »Grimoire of the Lamb« enthält angeblich bloß ein paar harmlose Rezepte zur Zubereitung von Lamm, und als Atticus es seinerzeit selbst aus der Bibliothek in Alexandria stahl, geschah das doch nur aus Versehen. Komisch bloß, dass ca. zweitausend Jahre nach Atticus’ unrechtmäßigem Erwerb plötzlich ein wenig freundlicher Anhänger des ägyptischen Krokodilgottes derart großes Interesse dafür zeigt und sich das Buch zurück klaut. Schnell ist daher klar, dass es sich bei dem angeblichen Kochbuch in Wahrheit um eine der gefährlichsten Sammlungen blutiger Rituale handelt und Atticus die Verfolgung nach Ägypten aufnehmen muss.
Wie gewohnt geizt Autor Kevin Hearne nicht mit humorvollen Ideen, popkulturellen Zitaten, Anspielungen auf Film und Fernsehen und taucht in den Mythos der Pharaonen und alten ägyptischen Götter ein. Man fühlt sich ein wenig wie im Jäger des verlorenen Schatzes zu Gast, kreuzt die Klingen mit der Mumie, entdeckt Sarkophage, schleicht durch unterirdische Opferkammern und findet blutige Wahrheiten. Außerdem erfahren wir, wie sich eine Horde stalkender Katzen auf lautlosen Pfoten auf die Gesundheit auswirkt. Bücher stehlen zahlt sich ganz offensichtlich nicht aus, vor allem nicht, wenn die einstige Besitzerin Katzengöttin Bast ist und nur zu froh darüber scheint, den diebischen Druiden wieder auf ihrem Jagdgrund zu wissen.
In Grimoire of the Lamb sind eine Menge hin und her gestohlener Bücher im Umlauf, und das sorgt für die ein oder andere zusätzliche Ironie.

Fans der Buchreihe um Atticus O´Sullivan werden Grimoire of the Lamb wieder in vollen Zügen genießen können, obwohl einem die später eingeführten Figuren doch deutlich fehlen. Außerdem scheint Hearne in seinen Kurzgeschichten etwas mehr Freiheiten zu haben als bei den Romanen, vielleicht ist es aber auch nur Zufall, dass Grimoire of the Lamb blutiger, böser und insgesamt weniger »entschärft« wirkt. Wartet man gerade ungeduldig auf die Veröffentlichung des nächsten Bandes, so kommt einem die Kurzgeschichte mehr als recht und sollte nicht auf dem Leseplan ausgespart bleiben.

Cover von Hüterin des Drachen von Carole WilkinsonSeit Generationen halten die Kaiser des Reiches China Drachen. Nach strengen Riten werden die Drachenhüter ausgewählt, die als einzige in Kontakt zu den weisen Tieren treten können und für deren Wohlergehen sorgen dürfen. Doch der Drachenhüter Lan führt stattdessen fernab des kaiserlichen Hofes auf seinem Gut ein dekadentes Leben und wälzt gelangweilt seine heilige Aufgabe auf das Sklavenmädchen Ping ab. Als der Kaiser den erbärmlichen Zustand der Drachen bemerkt, muss Ping – die niemals zuvor das Gut verlassen hat – fliehen. An ihrer Seite ist der entflohene Drache Long Danzi, der den kostbaren Drachenstein ans Meer bringen will. Eine gefahrvolle und abenteuerliche Reise quer durch China beginnt…

-Der Drache betrachtete sie aufmerksam mit schräg geneigtem Kopf. Wie hatte sie je so dumm sein können zu glauben, er sei bloß ein Tier wie andere auch und nicht intelligenter als ein Ochse oder eine Ziege? “Warum habe ich dich vorher nie sprechen hören?” “Ich habe nie etwas gesagt”.-
Flugangst

Die Geschichte eines Kindes, das einen Drachen auf seiner weiten Reise begleitet, mag auf Anhieb an Cornelia Funkes Drachenreiter und das Gespann aus Lung, dem Drachen, und dem Waisenjungen Ben erinnern. Doch die Abenteuer, die hier Ping und Long Danzi erleben, fallen unter völlig andere Kategorien. Im historischen China erlebt Ping das harte Leben einer Sklavin. Ihre Entwicklung vom unmündigen Mädchen, das zunächst nicht einmal einen Namen hat, zur selbstbewussten Drachenhüterin, die den Gefahren, die in ihrer Welt auf sie lauern, zu trotzen vermag, bildet den Leitfaden der Geschichte. Der verläuft übrigens, was sich schnell (angenehm) bemerkbar macht, keineswegs vorhersehbar: Ping trifft Fehlentscheidungen, vertraut den falschen Freunden, sträubt sich oft gegen den richtigen Weg und benötigt viel Zeit, um sich schließlich doch für den richtigen zu entscheiden. Ohne erhobenen Finger wird vermittelt, wie wichtig es ist, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und den eigenen Horizont überwinden zu lernen. Dass gerade das nicht jedem leicht fällt und einen schweren und steinigen Weg darstellt, wird aber betont. Das macht den Verlauf der Geschichte glaubwürdig und Ping zu einer Persönlichkeit.
Die lebendigen Schilderungen Chinas – der Landschaften, der Riten und Gebräuche, der Handelsstädte, des kargen Lebens der Landbevölkerung, des Prunks und strengen Gehabes am Hofe des Kaisers – verleihen der Atmosphäre die nötige Dichte. Auch die anderen Charaktere, von der alten Magd bis hin zum jugendlichen Kaiser, die mit viel Gespür für menschliche Eigenheiten beschrieben werden, kurbeln die Phantasie ordentlich an. Das Rätsel um den Drachenstein werden wohl die meisten Leser lange vor seiner eigentlichen Auflösung entschlüsseln, doch für die Spannung, die durch die vielen Wendungen der Geschichte immer neuen Auftrieb erhält, bleibt das vollkommen unerheblich. Dabei kommt aber der Humor nicht zu kurz: Pings und Long Danzis Dialoge sorgen regelmäßig für sehr lesenswerte Missverständnisse.

Krishna - A Journey Within von Abhishek SinghUnter einem Baum umgeben von Wasser, inmitten einer Idylle aus Stille und unberührter Natur sitzt ein Mann. Er beobachtet das Leben vom kleinsten Tierchen an. Er trägt eine Pfauenfeder im Haar und seine Haut hat die Farbe frischer Gewitterwolken. So heißt es in hinduistischen Erzählungen, die von dem Gott Krishna bekannt sind, und so beginnt auch diese Geschichte voller Verluste, philosophisch abschweifender Gedanken und nicht zuletzt Hoffnung.

– When the wind whispered the lament of the sky with the flowers I sang. When unremembered dreams stood still in silence I, like a swan, carried them on my wings. It’s been more than a century and I finally await an end to my journey. Why do we exist? What do we desire? Life and its many questions. At times their weight felt heavy but I glided through the world of man on the wings of their answers. My story is the way of life because it’s not a story about me. It’s a story about hope. –
Krishna

Willkommen zu einem visuellen 5-Sterne-Festmahl! Krishna – A Journey Within ist ein farbgewaltiger und detailreich gezeichneter Comic, der mit seiner Optik überwältigt. In jedem Panel stecken derart viele liebevolle Kleinigkeiten, dass man sich Ewigkeiten darin verlieren könnte, ehe man alles entdeckt hat. Bei all dem herrschenden Gewimmel wirkt dennoch nichts daran überladen, sondern brodelnd lebendig und voller Herzblut angefertigt.
Zeichner Abhishek Singh verzaubert mit feinsten Linien, organisch wirkenden, fließenden Formen, leuchtenden Farben und stimmungsvollen Licht- und Schattenspielen. Auch die ausdrucksstarke Darstellung von Mimik und Gestik trägt zu der magischen Atmosphäre bei.

Krishna - A Journey Within von Abhishek Singh

Inhaltlich startet der Comic mit einer älteren Version Krishnas, die mit melancholischer Erzählstimme auf verschiedene Abschnitte seines Lebens zurückblickt und im Ganzen den Verlust der Unschuld des Menschen schildert. Es beginnt mit einem Blatt, das auf die Wasseroberfläche trifft, und den Folgen, die diese winzige Begebenheit auf den nächststehenden Organismus hat. Unweigerlich fällt einem bereits hier, am Anfang der Geschichte von A Journey Within,  der Schmetterlingseffekt ein. Alles ist verbunden und selbst die kleinste Begebenheit hat eine ganze Kette von Reaktionen zur Folge. Manches wirkt so unscheinbar auf uns, dass es unbemerkt vorüber zieht, anderes schlägt so große Wellen, dass es Geschichte schreibt.
Gott Krishna führt uns durch sein Leben als Mensch, als Kind, als erwachsener Mann, als Schlichter, als Ehemann und vor allem als Inkarnation der Hoffnung. Dieser Comic ist seltsam faszinierend in seiner nicht linearen Erzählweise. Manchmal ist er entzückend humorvoll, wenn wir als LeserInnen auf den kleinen Kind-Gott Krishna blicken, der zusammen mit seinen Freunden eine Räuberleiter bildet, um der Mutter leckere Köstlichkeiten stibitzen zu können. Die Unbekümmertheit des Kindes hält freilich nicht lange an, denn das Leben bietet nicht nur verlockende Naschereien, sondern auch Verluste, Kämpfe und Gewalt, doch ebenso auch Liebe, Freundschaften und Mut. All diese emotionalen Erfahrungen ändern Krishna auf seiner Reise des Lebens, motivieren seine Handlungen und prägen sein Herz. Die großen Themen in Krishna – A Journey Within sind daher, wenig verwunderlich, die von Leben und Tod, Gut und Böse, Licht und Schatten, Hass und Liebe. Für Krishna gehören diese Gegensätze zusammen und er selbst ist Teil davon, so wie jeder und alles Teil von etwas ist.
Krishna - A Journey Within von Abhishek SinghEs ist wirklich keine Geschichte, in der es besonders spannend oder abenteuerlich zuginge, das ist wohl auch nicht das Ziel dieses Comics. Zeichner Singh verarbeitet hier vielmehr philosophische und spirituelle Gedanken und Fragen in Bezug auf den Kreislauf des Lebens und die große Verbundenheit von allem, was existiert. Wie so oft bei derart grüblerischen Ansätzen, ist es nicht immer leicht, den Gedanken des Erschaffers zu folgen. Vielleicht spielt auch die sprunghafte Erzählweise eine Rolle oder das möglicherweise fehlende Detailwissen über die hinduistische Religion – wie es von der einen Episode zur nächsten kommt, ist jedenfalls nicht immer wirklich klar. Immerhin werden Eigennamen und andere aus dem Hinduismus stammende Begriffe im hinteren Teil erläutert, so dass man zumindest die wichtigsten Bausteine der Handlung zu verstehen lernt.

Es geht hier schwer nachdenklich zur Sache. So versucht uns Singh auch manch »bösen« Charakter als Mensch mit leidvollen Erfahrungen nahezubringen. Angesichts mancher Ereignisse und Taten fällt es einem als LeserIn allerdings alles andere als leicht, tatsächlich das Mitgefühl zu empfinden, das hier aufkommen soll. Doch unabhängig davon, ob man die Erzählung zugänglich findet oder nicht, sind es letztlich ohnehin die beeindruckenden Bilder, die diesen Comic so einzigartig machen und zum wiederholten Verweilen anregen. Wirklich schade ist nur, dass die Druckqualität des Comics eher bescheiden ausgefallen ist. Das Papier ist recht dünn und bringt die Bilder nicht so gut zur Geltung, wie sie es verdient hätten. Auch die Bindung und Positionierung der Zeichnungen scheinen hier und da nicht richtig durchdacht worden zu sein, so dass oft Trennungen an ungünstigen Stellen entstehen und diese Teile wichtiger Szenen verdecken. Gerade bei dunkleren Bildern verwaschen auch schnell mal die vielen Details auf dem minderwertigen Papier. Dennoch, wer die Gelegenheit findet, sollte sich Krishna – A Journey Within unbedingt einmal ansehen (oder zweimal, oder dreimal …).

Der letzte Steinmagier von James A. SullivanVor vielen Jahren wurde die Kaiserin des Reiches von einem abtrünnigen Steinmagier in Stein verwandelt. Seither herrscht Krieg im Land. Die anderen Steinmagier sind untereinander zerstritten und haben sich den Machtkämpfen der Fürsten angeschlossen, statt die Kaiserin aus ihrem endlosen Schlaf zu befreien. Als sich die Steinmagier in der gewaltigen und finalen Schlacht von Wuchao begegnen, bleibt nur der junge Wurishi Yu lebend zurück. Um den letzten Wunsch seines Meisters zu ehren, macht sich Yu auf den Weg, das Unrecht wieder gut zu machen und die Kaiserin zu erwecken. Doch der Fürst Dayku Quan ist ihm bereits auf den Fersen und trachtet dem Wurishi nach dem Leben.

– Wurishi Yu legte seine Hand auf das glatte Bronzesiegel und sprach im Stillen die Worte des geheimen Zaubers. Aus den Wänden links und rechts ertönte ein lautes Beben, und schon bewegten sich die beiden steinernen Torflügel. –
Die Schlacht von Wuchao, Seite 14

Aufgrund seiner abweichenden Genre-Standards hebt sich Der letzte Steinmagier positiv von dem generischen Einheitsbrei um Elfen, Zwerge und Orks ab und schlägt mit seinem ostasiatischen Setting einen gänzlich anderen Weg ein. Die Grundzutaten für den Roman sind dabei teils durchaus wohlbekannt: eine Gruppe von Fremden schließt sich zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, macht sich auf eine gefährliche und abenteuerliche Reise und wird dabei von einem nach Macht gierenden Gegenpart verfolgt und bedroht. Es gibt natürlich auch eine Prinzessin bzw. hier eine Kaiserin in Nöten, einen nahezu makellosen Helden, der zu ihrer Rettung naht, und ein zerrissenes Reich, in dem Machtkämpfe toben. Diese klassischen Stilmittel werden mit einer guten Portion Humor gewürzt und bieten durch das selten genutzte Setting Asiens eine angenehme Abwechslung. Hervorzuheben ist auch das ungewöhnliche Magiesystem, welches der deutsch-amerikanische Autor James Sullivan in seinem Solo-Debütroman beschreibt.

Die Charaktere in Der letzte Steinmagier sind gut gezeichnet und kommen überzeugend daher, auch wenn sie ihr ganzes Entwicklungspotential nicht ausnutzen können und oft etwas zu schnell an ihren Erfahrungen reifen. Ihr größtes Manko ist eine klare schwarz-weiß Rollenverteilung ohne Abweichungen davon. Was ihnen an dieser Stelle an realistischer Substanz fehlt, machen ihre zumeist humorvollen Eigenarten jedoch wieder wett. Zusätzlich gewinnen sie im Verlauf der Handlung immer mehr an Struktur und verstehen den Leser durch eine interessante Herkunftsgeschichte bei Laune zu halten. Besonders der Charakter des Diebes Sankou Yan sorgt von Beginn an für Sympathie und ist der heimliche Held dieser bunt gemischten Gefährtengruppe. (Ein kleiner Bonus für Fans von Sankou Yan ist auf der Website des Autors in Form einer Kurzgeschichte zu finden).

Der letzte Steinmagier ist ein solides Fantasywerk, das vor allem jüngeren Lesern, Genre-Einsteigen und Eastern-Fans gefallen dürfte. Es finden sich hier einige gute und interessante Ideen ein, die sich vor allem in der ungewöhnlichen Anwendung und Auswirkung des Magiesystems zeigen. Sprachlich kommt der Roman schlicht daher, lässt sich dafür flott und flüssig lesen. Die Atmosphäre ist bei der stringenten Erzählweise und wenig beschreibenden Details etwas schwerer zu fassen, und viele Überraschungen in der Handlung darf man ebensowenig erwarten. Einen Meilenstein der Fantasy stellt Der letzte Steinmagier daher nicht dar, doch wer sich von einem Hauch Ostasiens verzaubern lassen möchte, humorvolle Abenteuergeschichten mag und auch mal einen Einzelroman zur Hand nimmt, der ohne große Überraschungen oder in epischer Länge ausgebreitete Dramen auskommt, wird seine Freude an diesem Buch haben.

The Prince of Shadow von Curt BenjaminDer junge Sklave Llesho ist einer der besten Perlentaucher der Perleninsel, doch er erinnert sich noch an die Zeit vor seiner Versklavung, als er der Herrscherfamilie von Thebin angehörte, eines Landes, das von den grausamen Harn unterjocht wurde. Als Llesho erfährt, dass seine sechs Brüder noch am Leben sind, plant er, seine Familie wiederzuvereinen und sein Königreich zurückzuerobern. Der Junge versucht, Gladiator zu werden, um von der Perleninsel zu entkommen und die Suche nach seinen Brüdern aufnehmen zu können. Doch die Gladiatorenschule ist hart, und nebst einiger Freunde, die sich seiner als Lehrer annehmen, findet Llesho dort auch Feinde, vor allem den finsteren Aufseher Markko.

-“Llesho! Has anyone seen Llescho!”-
Chapter 1

Für die Wahl eines Pseudonyms gibt es allerlei Gründe, im Falle von Curt Benjamin, der eigentlich unter anderem Namen in einem anderen Fantasy-Subgenre aktiv ist,  kommt einem aber der ein oder andere Gedanke, was dahinter gestanden haben könnte, je länger man sich durch The Prince of Shadow quält. Die mehr oder weniger kreativ ins Fantasy-Asien versetzte Befreiungsgeschichte des winzigen, spirituell begünstigten Bergkönigreichs Thebin, das vom bösen Volk der Harn erobert und besetzt wurde, während das wahre Herrschergeschlecht ins Exil oder die Sklaverei ging und die Religion nur noch im Verborgenen ausgeübt werden darf, krankt an allen Ecken und Enden und kann weder als Coming-of-Age-Geschichte noch als fernöstliches Action-Abenteuer punkten.
Der erste Teil vom Befreiungskampf Lleshos, des jüngsten versklavten Prinzen von Thebin, ist eine uninspiriert heruntererzählte Ereigniskette, in der die Figuren durch diverse Abenteuer und Schicksalsschläge bugsiert werden, die waltende und schaltende Hand des Autors immer gut sichtbar im Nacken.

Vom Protagonisten Llesho entfernt sich die Handlung nie sehr weit, vermutlich zum Bedauern eines jeden Lesers: Der kleine Held – der jüngste von sieben Brüdern, ausersehen, seine Familie zu vereinen und seine Heimat von den bösen Unterdrückern zu befreien – wird zwar als Kriegertalent und strategisches Mastermind der Rückeroberung Thebins angepriesen, nur  Taten folgen darauf nicht. Während der gesamten Handlung wird Llesho vom Schicksal geführt, von anderen angeleitet und muss (und vor allem kann!) niemals eine Entscheidung alleine fällen.
Würden dieser blassen und wenig nachvollziehbaren Hauptfigur interessante Nebenfiguren oder Antagonisten zur Seite stehen, hätte man vielleicht die Geschichte eines herumgeschubsten und von der Geschichtsschreibung hochstilisierten Helden gelesen, doch weder die stets eindimensional-bösen Harn noch die ganze Parade von Unterstützern taugen als Ersatz für die fehlende Charakterisierung des Protagonisten.

Unter diesen Voraussetzungen entsteht auch nur ein krude zusammengezimmertes Nichts an Geschichte mit unlogischen Lösungen am laufenden Meter: Damit der Plot überhaupt weitergetrieben werden kann, erhält Llesho von beinahe jeder Person, der er begegnet, Hilfe – und das nicht zu knapp, er wird sozusagen durch die Geschichte getragen. Für diese übermäßige Unterstützung des Helden von allen möglichen und unmöglichen Seiten erhält man zwar auf der letzten Seite noch eine aus dem Hut gezauberte Erklärung, die aber nicht über die spannungslähmende Gewissheit hinwegtrösten kann, dass in jeder Zwangslage ein wohlmeinender Helfer herbeieilen wird.
Eine Struktur in der Handlung – durch die Suche nach den sechs Brüdern würde man immerhin eine erwarten – ist nicht vorhanden, und die planlosen Reisen kreuz und quer durch die Welt werden auch noch ungeschickt präsentiert: Kein einziges Mal schafft Benjamin es, die Distanz zwischen Figuren und Leser zu überbrücken; für eine stark narrative Erzählung fehlt es aber an Eleganz und thematischer Bedeutsamkeit des Erzählten. Das angepeilte epische Ambiente leidet außerdem unter Passagen, die in modernem Stil formuliert sind.

Richtiges Eastern-Gefühl will ohnehin höchstens beim Blick auf das Titelbild aufkommen. Auch wenn mitunter die schwersten Geschütze aufgefahren werden, um einen panasiatischen Fernost-Einheitsbrei zu präsentieren – Götter, die in die Handlung eingreifen, Kampfkunst, Drachen und Geister – will sich beim Lesen kein Bild einstellen. Kultur und sogar Landschaft oder Herrschaftsverhältnisse bleiben merkwürdig vage, und man ist als Leser gut beraten, die eigene Phantasie, die hier vielleicht herhalten müsste, in andere Projekte zu stecken.

Cover von Der Ruf des reihers von Lian HearnSeit 16 Jahren herrschen Takeo und Kaede gemeinsam über die Drei Länder. Ihre Liebe und Harmonie, aber auch die perfekte Balance zwischen männlicher und weiblicher Kraft haben ihrem Land dauerhaften Frieden und großen Reichtum beschert. Das bleibt auch dem Kaiser im fernen Miyako und seinem obersten General, Saga Hideki, nicht verborgen. Der General fordert Takeo zu einem Wettkampf heraus: Wenn er verliert, muss er nicht nur abdanken und sein Land verlassen, sondern auch in eine Heirat seiner schönen Tochter Shigeko mit Saga einwilligen. Mit seinen treuesten Gefolgsleuten reist Takeo nach Miyako. Und schon bald überschlagen sich die Ereignisse, denn ein schwerer Verrat droht das zu zerstören, wofür Takeo sein Leben lang gekämpft hat …

-“Kommt schnell! Vater und Mutter kämpfen gegeneinander!”-
Kapitel 1

Als ich das Buch Der Ruf des Reihers (The Harsh Cry of the Heron) in den Regalen der Buchhandlungen liegen sah, ignorierte ich es zunächst, weil für mich die Trilogie Der Clan der Otori (Tales of the Otori) abgeschlossen war. Allerdings konnte ich als großer Fan von Lian Hearn doch nicht lange widerstehen und wollte wissen, wie sie die Geschichte von Takeo und Kaede weiterführt. Meiner Meinung nach hätte sie es aber bei drei Büchern belassen sollen.
Das Ende von Der Glanz des Mondes (Brilliance of the Moon) war zwar sehr offen, aber ein passender Abschluss, und hat dem Leser Raum gelassen, sich selbst auszumalen, ob sich nun der letzte Teil der Prophezeiung erfüllt oder nicht. Diese Freiheit wird ihm jetzt genommen, indem Hearn ein Ende kreiert, das zwar durchaus überraschend, aber dennoch im Vergleich mit den vorherigen Bänden enttäuschend ist.
In diesem Band wird übertrieben häufig auf die Harmonie und Liebe hingewiesen, die trotz aller Entbehrungen zwischen Takeo und Kaede herrscht, und darauf, wie wichtig diese für das Land sei.
Die Rolle der Fremden bzw. Barbaren wird dagegen nicht richtig ausgebaut. Sie sind lediglich Händler, die Feuerwaffen auf den Markt bringen und einem ähnlichen Glauben wie die Verborgenen anhängen, also ähnlich dem Christlichem. Und sie wollen diesen möglichst weit verbreiten. Nur diese beiden Eigenschaften werden beschrieben, da diese für die Handlung wichtig sind, aber sonst? Wo bleibt die Beschreibung ihres Lebens, ihrer Gefühle, ihrer Kultur und Herkunft und alles andere, das einen Charakter ausmacht? Genauso verfährt Hearn mit anderen Figuren, die in diesem Buch urplötzlich auftauchen. Was ist mit Takeos kleiner Schwester, die sich den Fremden angeschlossen hat und als Dolmetscherin arbeitet?
Auch der Charakter des Kaisers bleibt völlig offen. Er wird lediglich mit zwei bis drei Sätzen beschrieben und dann links liegen gelassen. Für eine Person, die immer wieder als wichtig und entscheidend bezeichnet wird, ist das dann doch sehr mager.

All das sind Fragen, die mich interessiert hätten, die aber unbeantwortet bleiben.
Lediglich die drei Töchter werden mit einer eingehenden und guten Beschreibung bedacht. Besonders die beiden Zwillinge sind mir sehr ans Herz gewachsen.
Lian Hearns Stil weiß erneut zu überzeugen, lässt trotz der etwas mageren Geschichte noch einiges an Spannung aufkommen und ist schön zu lesen. Schön anzuschauen ist auch das Cover, das ähnlich wie die restlichen Otori-Bücher gestaltet ist.

Seide und Schwert von Kai MeyerNiccolo lebt auf den Wolken, zusammen mit einer kleinen Schar von Auswanderern, die dank einer Erfindung von Leonardo da Vinci dort ihre Wohnstatt errichtet haben. Doch plötzlich funktionieren die Äthermaschinen nicht mehr, und die Wolkensiedlung strandet auf den hohen Gipfeln über China. Nach langem Hin und Her wird Niccolo ausgesandt, auf der Welt unten nach Hilfe zu suchen, bevor sich die Wolken ganz auflösen und die Stadt dem Untergang geweiht ist. Doch die Länder auf der Erde sind voller Gefahren …
In China lebt Nugua, ein Mädchen, das von Drachen aufgezogen wurde. Seit die Drachen verschwunden sind, ist sie auf der Suche nach ihnen.

-Sie war als Menschenmädchen unter Drachen aufgewachsen. Aber erst an dem Tag, als die Drachen aus der Welt verschwanden, wurde Nugua bewusst, wie sehr sie sich von ihnen unterschied.-

Kai Meyer, der in seinen Jugendbüchern schon mehrfach internationale Überlieferungen und Sagen herangezogen und diese Elemente zu etwas Neuem verbunden hat, als wäre er der deutsche Neil Gaiman, hat für seine Trilogie Das Wolkenvolk vor allem die chinesische Kultur als Inspiration genutzt. Und weil ein Themenkreis für Meyers aufwendige Gebilde nicht ausreicht, ist das namensgebende Wolkenvolk selbst ein über China gestrandeter Haufen von Italienern unter Führung der Medici, die dank einer Erfindung Leonardo da Vincis zweihundert Jahre lang auf verfestigten Wolken mit den Luftströmen um die Erde gereist sind.
Abwechselnd erzählt Meyer von den Fährnissen der nun sinkenden Wolkenstadt, zu deren Rettung der junge, schüchterne Freigeist Niccolo ausgesandt wird, und von China, wo das eigensinnige Mädchen Nugua die verschwundenen Drachen sucht – unschwer zu erraten, daß sich die Helden treffen und ihre Questen zusammenzuhängen scheinen.

Die Abenteuer führen quer durchs Land und erfordern allerlei Gefährten, wobei hier Rätselhaftigkeit bei allen Nebenfiguren Programm ist – keiner stellt sich als das heraus, was er anfangs zu sein scheint. Vom unsterblichen Streiter und der überirdischen Schönheit bis hin zum komischen Feigling und der spröden Kämpferin ist alles vertreten. Trotz dieser Fülle sind viele Charakterbeziehungen vorhersehbar und stereotyp. Ein Jugendbuch ist vielleicht nicht der Ort für hochdifferenzierte Motivationen und uneindeutige Charaktere, doch so starr hätten die Rollen nicht von Anfang an festgelegt sein müssen. Es mag auch daran liegen, daß in diesem Auftakt-Band zu viele Figuren eingeführt werden, so daß sogar der bemitleidenswerte Tolpatsch Feiqing kaum genügend Zeit hat, wirklich die Sympathie des Lesers zu erwerben, obwohl er sich redlich bemüht und durch seine Eigenwilligkeit eine der liebenwürdigsten Figuren des Romans ist.

So wird auch Mythos um Mythos bemüht und sämtlichen Vorstellungen genügt, die man gemeinhin mit dem fernen Osten verbindet, und phantastische Schauplätze rauschen am Leser vorbei. Dementsprechend huscht alles nur kurz durch’s Bild, und die Helden müssen um die Lösungen ihrer Probleme meistens nicht kämpfen (obwohl spektakuläre Actionszenen, die an den asiatischen Film erinnern, durchaus ihren Platz haben), denn ein spektakuläres Problem wird einfach vom nächsten (ab)gelöst. Der ganze Roman ist randvoll gepackt mit mysteriösen Figuren, großartigen Schauplätzen und überraschenden Abenteuern, so daß einige feinere Nuancen zwangsläufig auf der Strecke bleiben.

Die Achterbahnfahrt durchs mythische China liest sich aber trotz allem äußerst angenehm, denn Kai Meyer erzählt stilvoll und, bis auf einige Patzer (schade zum Beispiel, daß man jungen Lesern realisieren als “wahrnehmen” statt “wahr machen” vorsetzt), sehr flüssig.
Der Versuch, möglichst viel vom Zauber Chinas einzufangen, ist leider nur in einzelnen Szenen gelungen – und wenn man dort einen Hauch davon erfährt, merkt man, daß das Konzept eigentlich aufgehen hätte können. Nach einem offenem Ende und nun, da alle Figuren bereit und mitten in der Handlung stehen, vielleicht im zweiten Band ohne die Hektik von Seide und Schwert.

Snake Agent von Liz WilliamsDetective Inspector Chen, Polizist in Singapore Three, erhält eine Vermißtenmeldung: Der Geist von Pearl Tang, der Tochter eines Großindustriellen, ist nach dem Tod des Mädchens nicht im Himmel aufgetaucht. Chen stößt bei seinen Ermittlungen sehr schnell auf Widerstand, findet aber schließlich heraus, daß Pearl widerrechtlich in der Hölle gelandet ist. Während sein primäres Ziel die Überführung des Geistes in den Himmel ist, hat die Hölle ein eigenes Interesse an der Aufklärung der Sache und schickt dazu den Seneschall Zhu Irzh vom Lasterministerium zu Ermittlungen auf die Erde. Dort gerät er Chen in den Weg.

-Detective Inspector Chen brushed aside the chaos on his desk and carefully lit a single stick of scarlet incense.-
One, Singapore Three, Earth, One Week Earlier

Wenn westliche Autoren Krimi-Geschichten aus einem China mit mythischem Einschlag erzählen, liegt die Meßlatte hoch, denn dabei Pfade einzuschlagen, über die Barry Hugharts Meister Li noch nicht mit größerer Kunstfertigkeit von seinem Gehilfen Nummer Zehn der Ochse getragen wurde, ist eine Herausforderung.
Ein erster Schritt in eine andere Richtung ist es, Snake Agent, den ersten Band mit den Fällen von Detective Inspector Chen, nicht im alten China, das es niemals gab, sondern in einer Volksrepublik der nahen Zukunft anzusiedeln, die sich von unserer Gegenwart hauptsächlich in fortgeschrittener Kommunikationstechnologie und darin unterscheidet, daß aus Städten Franchises geworden sind, wobei Chens Singapur der dritte Ableger der Metropole ist. Und im Gegensatz zu seinem in Shanghai tätigen Namensvetter Inspector Chen von Qiu Xiaolong kümmert Chen Wei sich um die übernatürlichen Kriminal- und Problemfälle seiner Stadt, in der Himmel und Hölle und alles dazwischen präsent genug sind, daß jeder vernünftige Bürger sich an die Richtlinien des Feng Shui hält, aber dennoch jemanden wie Chen, der mit diesen Mächten persönlichen Kontakt pflegt, furchtsam beäugt.
In allem anderen – dem feinen Humor, den absurden Situationen zwischen spiritueller und physischer Welt und dem rasanten Plot – marschiert Liz Williams zielsicher und frohgemut in dieselbe Richtung los wie Hughart.

Der Form nach beginnt Snake Agent wie ein typischer Polizeiroman, der allerdings nicht nur ein wenig übernatürliche Dekoration ins Bild schiebt, sondern durch und durch aus seinem Setting schöpft, und das von der ersten Seite an, wenn klar wird, daß das verschwundene Mädchen, das Chen suchen soll, bereits als Geist durch die Hölle schwebt, wo sie dummerweise fehl am Platz ist. Bürokratie, Korruption und abergläubische Kollegen machen Chen das Leben schwer, während er mit meditativ gestärktem Qi und Rosenkranz bewaffnet und unter den Fittichen einer unzuverlässigen Schutzgöttin seinen ungewöhnlichen Arbeitsalltag bestreitet.

Sein Weg führt ihn nicht nur in Singapurs Reichenviertel, sondern recht schnell auch ins Rotlichtviertel der Hölle, die sich gemäß der chinesischen Mythologie vor allem als bürokratisches Monstrum darstellt, wo an jeder Ecke ein dämonischer Apparatschik lauert. Die Designvorstellungen der Höllenbewohner sind bisweilen eklig, man kennt diese Knochen- und Blutaffinität auch aus westlichen Darstellungen – in Sachen Hölle scheinen sich die Kulturen nicht viel zu schenken. Direkt stattfindende Grausamkeiten spielen dagegen bei Snake Agent so gut wie keine größere Rolle. Das Höllen-Dekor vervollständigt damit vor allem das gezeigte Höllenbild. Die Ironie, die in dieser altmodischen und zugleich erschreckend modernen Unterwelt liegt (in der man zur Organisation des höllischen Wirkens auch Emails einsetzt), ist fast immer ein Treffer, nur ganz selten kommen bei der Kombination von biblisch anmutendem Moralverständnis und einer modernen Bürokratie seltsame Gebilde heraus.
Aus dieser Hölle, einem Ort voller bizarrer Lebewesen und Regeln, kommt Chens dämonischer Gegenpart Zhu Irzh, nie um eine Opiumzigarette oder ein modisches Accessoire verlegen. Kurz bevor es zu viel wird mit der Faszination und Attraktivität des Bösen, zieht Liz Williams meistens die Reißleine. Spätestens wenn der Seneschall sich fragt, ob er sich einen hartnäckigen Fall von Moral eingefangen hat und hofft, daß er dagegen auch krankenversichert ist, hat er die Lacher auf seiner Seite.
Die Interaktion der beiden Hauptcharaktere ist ein Glanzpunkt von Snake Agent – sie ist zwar ein Klassiker, diese forcierte Zusammenarbeit von gegnerischen Parteien unter widrigen Umständen, aber wer möchte bei einer so frischen, charmanten Umsetzung wie hier nicht gleich „Nochmal!“ rufen und sich auf den nächsten der inzwischen fünf Fälle freuen? Während Chen als ruhiger Ankerpunkt und Antrieb der Handlung fungiert (spätestens, nachdem seine Frau involviert ist, der Liz Williams einen bezaubernden Vertrauten aus dem asiatischen Fabelschatz an die Seite gestellt hat), tritt Zhu Irzh als der aufgewühlte und aufwühlende Gegenpol auf. Auch die Nebenrollen sind bis in kleine Details liebevoll besetzt, mit Chens Polizeikollegen, einem streng parteitreuen Dämonenjäger, diversen höllischen Auswüchsen oder dem stets mürrischen Exorzisten Lao.

Die Erinnerungen an Hughart und seine besten Szenen, die Liz Williams mit Chen und Zhu Irzh wachzurufen imstande ist, sprechen für ein Gelingen des Experiments; aber auch Good Omens von Pratchett und Gaiman läßt durch das Protagonistenduo und die Thematik hie und da grüßen. Kleinere Schwächen wie die Vorhersehbarkeit einiger Entwicklungen und eine letztlich recht simple Lösung des komplizierten Falls (wie das eben so ist, wenn Gottheiten und überirdische Mächte involviert sind) verzeiht man gerne, denn vorab ging es ausgesprochen spannend zur Sache, in gut abgestimmten Handlungssträngen und temporeichen Szenen, die immer wieder große Bildgewalt entfalten.
Seinen Höhepunkt – und auch das, was Snake Agent von anderen lockeren Fantasy-Krimis abhebt – findet der Roman in den bitterbösen Seitenhieben auf unsere Gesellschaft, die sich in ihren Verflechtungen mit der Hölle und deren spiegelbildlicher Struktur finden. Surreal und allzu real stehen oft so dicht hintereinander, daß einem manches Lachen ein klein wenig im Hals stecken bleiben will.

Usagi Yojimbo: The Special Edition von Stan SakaiSeitdem Miyamoto Usagi, ein Samurai und Leibwächter, in einer Schlacht seinen Herrn verloren hat, streift er als herrenloser Ronin durch die Lande, seinem Ehrenkodex nach wie vor fest verpflichtet. Er gerät in politische Intrigen, bekommt es mit Banditen, Dämonen und Kopfgeldjägern zu tun und muss sich auch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen.
Ungewollt wird er in Konflikte gezogen und hält das Schwert öfter in der Hand, als ihm lieb ist.

-“The sword is not just a weapon … It’s also a mirror. It reflects the soul of the samurai. It is the soul of the samurai. … Remember, a true samurai does not look for a fight but tries to avoid it. The best souls are those which are kept in their scabbards.”
“Huh?”-
Samurai, Part II

Ein Hase als Held ist vielleicht, nachdem Usagi Yojimbo stramm auf sein dreißigstes Veröffentlichungsjahr zumarschiert (und nicht zu vergessen kurz vor dem vierzigsten Jubiläum von Watership Down), nicht mehr erklärungsbedürftig, aber immer noch erwähnenswert: Der Hasen-Leibwächter, der durch ein von anthropomorphisierten Tieren bevölkertes Japan der Edo-Periode streift und dabei häufig gezwungen ist, Massen von Gegnern niederzumetzeln, verleiht mit seiner Langohrigkeit und seiner hasengemäßen Bescheidenheit den Geschichten den nötigen Charme und die Zurückhaltung, die Usagi Yojimbo von eintönigeren Action- und Abenteuercomics abhebt und zu einer der ganz großen Comic-Geschichten mit einem liebenswerten, unbeugsamen und tragischen Protagonisten macht.
Durch die lange Veröffentlichungsgeschichte steht man als interessierter Leser vor einer großen Anzahl an Bänden, die in unterschiedlichen Verlagen erschienen sind. Die Special Edition vereint die ersten sieben Sammelbände der Serie in einer hübsch verpackten, zweibändigen Hardcover-Ausgabe im Schuber und eignet sich damit als hervorragender Einstieg in Usagis Abenteuer.

In den beiden Bänden finden sich natürlich die Einführungs- und Hintergrundgeschichten und ansonsten eine bunte Mischung aus nachdenklichen, lustigen, actionreichen und manchmal, ganz selten, sogar romantischen Episoden. Kürzere Abenteuer wechseln sich mit groß angelegten, mehrteiligen Epen ab (etwa der komplette Zyklus um die Dragon Bellow Conspiracy), so dass es mitnichten nur um Kämpfe und Kurzweil geht. Zwar weisen die Geschichten häufig ähnliche Elemente auf – Banditenschikane in kleinen Dörfern, Verschwörungen gegen Herrscherhäuser, ungerechte Magistrate, zu unrecht verfolgte und verratene Krieger, Aufarbeitung von ungelösten Problemen aus der Vergangenheit – doch durch die unterschiedliche Ausrichtung der Geschichten gewinnt der Texter und Zeichner Stan Sakai den Konstellationen immer wieder etwas Neues ab: Manchmal liegt der Fokus auf Recherche, wie etwa in der Geschichte über das Drachenfest, manchmal auf slapstickartigem Humor, so dass am Ende ein kleiner Schwank vorliegt, hin und wieder gibt es eine waschechte Räuberpistole oder ein akribisch inszeniertes Drama, bei dem jedes Bild und jede Textzeile zum bitteren Ende vorandrängt.

Die Stoffe von Usagi Yojimbo stammen aus Geschichte und Gegenwart des japanischen Kulturkreises, historische Anspielungen und Verweise und Zitate aus Filmen von Kurosawa bis Godzilla tauchen auf, die Vorbilder für Figuren reichen von Miyamoto Musashi über Toshiro Mifune bis hin zu rein fiktiven Figuren wie dem blinden Masseur Zatoichi (der hier als Zato-Ino, das blinde Schwertschwein, verewigt worden ist und in einigen der besten Usagi-Geschichten auftritt) und Itto Ogami aus dem Manga Lone Wolf & Cub. Auch die Geister- und Dämonenwelt Japans spielt hin und wieder eine Rolle, allerdings sind die Geschichten abgesehen von den tierischen Protagonisten nur marginal phantastisch angehaucht, oft bleibt die Frage, ob das Erlebte Wahrheit oder Traum ist, im Raum stehen.

Usagi Yojimbo ist trotz seiner vielen Kämpfe ein Comic, das man jungen und älteren Lesern ans Herz legen kann. Die Kämpfe sind nur sehr selten blutig und werden meist geschickt durch die Gegenüberstellung des Vorher und Nachher dargestellt, ohne die eigentliche Kampfbewegung zu zeigen. Dennoch sollte man beim Lesen kein grundsätzliches Problem mit Gewaltdarstellung haben, immerhin geht es um einen Krieger, der durch das feudale Japan zieht und seiner Profession gemäß handelt. Auch wenn Usagi immer seinem Samurai-Kodex verpflichtet und damit ein perfekter Vertreter des Systems ist, stellen die einzelnen Geschichten die kriegerische Tradition und die Bindung durch Ehre immer wieder in Frage. Den nachdenklicheren und tragischeren Geschichten liegt häufig ein ethisches Dilemma zugrunde, das sie auch für erwachsene Leser interessant macht, und als herrenloser Samurai kann sich Usagi meist frei entscheiden, wie er eine Situation löst, was gerade in Fällen, in denen es keine gute Lösung gibt, für Spannung sorgt.
Dazwischen finden sich genauso häufig unbeschwerte Geschichten, etwa Usagis Eskapaden mit dem schlitzohrigen Kopfgeldjäger Gen (einem Nashorn) oder reinrassige Abenteuer mit vielen Verwicklungen.

Nebenfiguren wie Gen oder Zato-Ino trifft man im Laufe der Geschichten immer wieder an, so dass sich auch ihre Entwicklungen verfolgen lassen und sich nach den 1200 Seiten der Special Edition auch schon eine Art Mosaik aus den Einzelabenteuern bildet, das die Veränderungen durch Usagis Taten nachvollziehbar macht, einige länger laufende Handlungsstränge abschließt und politische Entwicklungen verfolgt.
Usagi wandert im Lauf seiner Abenteuer durch eine lebendige Welt, in der sich politische Allianzen verschieben und Figuren weiterentwickeln. Herrschaftsverhältnisse und Gesellschaft im feudalen Japan sind korrekt und differenziert wiedergegeben, man bekommt nach und nach auch ein Bild davon, was die Konsequenzen einer Kultur mit so ausgeprägter Kriegskunst sind.
Die schwarzweißen Zeichnungen von Usagi Yojimbo wirken vielleicht auf den ersten Blick simpel, stellen sich allerdings als sehr detailreich und gut recherchiert heraus, besonders in der Darstellung von Sachkultur wie Nahrung, Kleidung oder Gebäuden. Auch stilistisch bedient sich Stan Sakai häufig interessanter Elemente, etwa der Einbindung von Geräuschen über mehrere Panels, einer grandiosen Nutzung des Wetters zum Schaffen von Atmosphäre oder Spielen mit Licht und Schatten.
Die Special Edition bietet außerdem eine Menge Extras wie eine Cover-Galerie, einige zusätzliche Episoden, die außerhalb der normalen Veröffentlichung stehen, ein Making-of und ein (leider nicht ganz aktuelles) Interview.

Der Hasen-Samurai füllt das universelle Thema des einsamen Kriegers, der nur selten seinen Frieden findet, perfekt aus, und wer nicht ohnehin schon vom Hintergrund und der vielfältigen Einbindung der japanischen Kultur fasziniert ist, sollte sich Usagi Yojimbo vielleicht ansehen, weil es nur sehr wenige Comics gibt, die häufig heiteren und vordergründig sogar einfachen Geschichten eine so nachdenkliche Note verleihen können, ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln oder zu sehr ins Tragisch-Überzogene abzukippen. Mit Usagi wird man immer öfter lachen als weinen, aber auch immer verstehen, weshalb der langohrige Krieger dem Leser meistens ernst entgegenblickt.

Yamada Monogatari von Richard ParksLord Yamada, ein gefallener Adliger, hat sich auf die Lösung von übernatürlichen Problemen spezialisiert – er steht mit Schwert, Witz und buddhistischen Sutras bereit, um sich um Oger, Geister und Dämonen zu kümmern, die die Mitglieder des Hofes von Kyoto belästigen, ihre Ehre beflecken oder ihre Bauern fressen. Zwischen den Missionen braucht er allerdings immer mehr Sake, denn mit einem simplen Töten der übernatürlichen Erscheinungen ist es meist nicht getan.

-I was just outside of Kyoto, close on the trail of a fox spirit, when the ghost appeared.-
Fox Tails

Wenn Japan überhaupt Setting für Fantasy-Geschichten ist, dann sind sie meistens in der Edo-Zeit angesiedelt, um vor dem Hintergrund der großen Samurai-Schicht und der Kämpfe zwischen den Provinzherrschern zu spielen. Dass die friedlichere Heian-Zeit erzählerisch weniger hergibt, könnte man aber nach der Lektüre von Yamada Monogatari nicht mehr behaupten: Hinter der Fassade des hochregulierten höfischen Lebens brodelt es, und für jene Fälle, die ein etwas peinliches übernatürliches Problem beinhalten, lässt sich zum Glück Lord Yamada anheuern, der als ehemaliger Adliger einerseits Umgang mit der feinen Gesellschaft pflegen kann, sich andererseits aus akutem Geldmangel aber auch nicht zu schade ist, sich die Finger schmutzig zu machen.
Er ist ein bisschen wie ein fernöstlicher Hexer Geralt, dieser Yamada no Goji: Ein armer Schlucker, den die Gesellschaft braucht, um die Probleme zu beseitigen, derer sie nicht Herr wird, der sich in dieser prekären Lage jedoch eine edle Gesinnung bewahrt hat und viele brenzlige Situationen mit einem guten Schuss Pragmatismus meistert.

Richard Parks hatte aber vermutlich keinen europäische Märchenstereotype verkloppenden Hexer im Sinn, als er Yamada Monogatari konzipiert hat, sondern eher einen japanischen Hardboiled Detective, komplett mit bittersüßer Liebesgeschichte, zu viel Sake und einem enttäuschten Blick auf die Gesellschaft. Die zehn Fälle, die in diesem Sammelband aufgeklärt werden, geben diesem Blick auch recht und verweisen auf einen zweiten Eckpunkt von Parks’ Geschichten: die Gothic Novel. Auch im mittelalterlichen Japan sind die Fälle nur selten so leicht gelöst, wie sich die Auftraggeber das ausmalen (Kopf ab!); meist liegen gute Gründe für die Heimsuchung vor, und es sind schmutzige, ungute Geheimnisse, die durch die Präsenz von Fuchsgeistern, Oni oder Geistererscheinungen an die Oberfläche gespült werden und für die Lord Yamada eine Lösung finden muss.
Damit erklärt sich auch die meist ruhige Erzählweise der Geschichten trotz des martialischen Themas. Nur kurz blitzt hin und wieder eine Actionszene auf, ansonsten liegen die Stärken von Yamada Monogatari in den Dialogen, dem feinen Humor und den gut recherchierten Beschreibungen. Die Lösung wird selten mit dem Schwert erreicht, es kommt auf Witz, das Nutzen der starren gesellschaftlichen Regeln (und ihr Umgehen an geeigneter Stelle) und Menschenkenntnis an.

Die Geschichten sind mosaikartig angeordnet und ergeben nach und nach ein Muster, als Nebenfiguren immer wieder auftauchen und die politische Gesamtsituation sich im Hintergrund weiterentwickelt. Hängt Lord Yamada zwischen den Missionen zu versoffen durch, kann man sich darauf verlassen, dass der Priester Kenji erscheint und ihn aus dem tiefen Tal führt (indem er ihm den letzten Sake wegtrinkt). Am Ende ist sogar eine Art Hintergrundgeschichte abgeschlossen, und wenn man Gefallen an Yamada und seinen Mitstreitern gefunden hat, kann man sich darauf freuen, dass Richard Parks sie damit für eine geplante Romanreihe in Position gebracht hat.

Das Setting profitiert stark von der Präsenz der übernatürlichen Welt, die sich nicht nur in Form von Problemen manifestiert, sondern auch in Alltagserscheinungen wie Mottengeistern, verwunschenen Wäldern gleich um die Ecke der belebten Hauptstadtstraßen und Ahnengeistern. Die – für die Fantasy – ungewöhnlichen Monster und Gesellschaftsregeln werden durch die Tatsache lebendig, dass in Lord Yamadas Zeit das Göttliche und das Dämonische im Grunde akzeptiert werden, aber auch für eine Welt stehen, die im Schwinden begriffen ist, da der Aufstieg der Samurai kurz bevorsteht, der nicht nur das höfische Leben am kaiserlichen Hof bedroht, sondern auch die übernatürliche Welt verdrängt, ganz als würde damit endgültig bewiesen, was Lord Yamada ohnehin längst begreift: Die allerbesten Monster geben immer noch Menschen ab.