Die Brücke der Vögel

Die Brücke der Vögel von Barry HughartGute Laune im November? Kein Problem mit unserem neuen Buch des Monats, dem ersten (und besten) Meister-Li-Roman von Barry Hughart. Von Die Brücke der Vögel kann man sich in ein liebevoll ausgearbeitetes, erfundenes China entführen lassen und den gutmütigen jungen Mann Nummer Zehn der Ochse begleiten, der auf der Suche nach einer Arznei für die von einer Seuche befallenen Kinder seines Heimatdorfes Ku-fu ist. In der Stadt angekommen muss er feststellen, dass das gesammelte Geld von Ku-fu gerade einmal für den Rat eines einzigen Gelehrten reicht – den des versoffenen, unordentlichen und verschlafenen Meister Li Kao. Ein ausgesprochener Glücksfall für Ochse und die Leserschaft, denn Meister Li hat es faustdick hinter den Ohren.
Der Abenteuerreigen, der folgt, sobald Ochse den alten Gelehrten auf den Rücken nimmt und losspurtet, ist ohnegleichen, auch wenn er zunächst etwas zusammenhanglos scheint. Hughart ist allerdings ein Meister in der Kunst der Wiederholung und Variation und schafft aus den wild zusammengewürfelten Episoden zur Überraschung des Lesers/der Leserin eine Kontinuität, die den ganzen Roman trägt und ideenreiche Schauplätze, liebenswerte Figuren und haarsträubende Plot-Elemente zu einem größeren, fest im fernöstlichen Sagenstoff verankerten Ganzen verknüpft.

Dass man im alten China in Inch und Yard misst, ist ein kleiner Schönheitsfehler, der bald vergessen ist, wenn die Schelmenstückchen von Li Kao und Ochse immer noch ein Eckchen bizarrer und rasanter werden, als man vermuten würde. Ochses getragene, beinahe lakonische Erzählstimme und Meister Lis herrlich amoralische Haltung sorgen für irrwitzigen Humor, der manchmal beinahe darüber wegtäuscht, dass es durchaus ernst zur Sache geht und zwischendurch die ein oder andere erfunden-fernöstliche Weisheit aufblitzt.
Falls die Mischung aus Abenteuer, Humor und Queste noch nicht reichen sollte und es noch ein bisschen mehr sein darf, kann man Die Brücke der Vögel auch als Kriminalfall sehen und bei der Aufdeckung des Geheimnisses um die Seuche von Ku-fu miträtseln.
Und wer Götter und Gelehrte, Schwerttänzer und Schießpulver nicht so schnell hinter sich lassen will, kann Li Kao und Ochse noch auf zwei weitere (jeweils abgeschlossene) Abenteuer namens Der Stein des Himmels und Die Insel der Mandarine begleiten.

Aktuell gibt es keine lieferbare deutsche Übersetzung von Die Brücke der Vögel (Bridge of Birds, 1984, Übersetzung: Hans Sartorius und Manfred Ohl), die alte (1986, ISBN: 3-596-28347-7) und die neue (2003, ISBN: 3-492-26519-7) Ausgabe sind aber problemlos auf dem Gebrauchtmarkt zu finden.

Ein Kommentar zu Die Brücke der Vögel

  1. 'Pingback: Bibliotheka Phantastika gratuliert … sich selbst in der Bibliotheka Phantastika

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