Harry Dresden, Magier und Privatermittler in Chicago, bekommt es mal wieder mit übernatürlichen Morden zu tun – noch bevor die Nachwirkungen seines letzten Falls gänzlich verklingen konnten. Nach Monaten ohne jeden Kontakt meldet sich Lieutenant Karin Murphy bei dem Magier und hält eine bizarre Mordserie bereit: jeden Monat zur Vollmondszeit sterben Menschen auf bestialisch entstellte Weise und die Spuren deuten auf eines ganz besonders hin: Werwölfe
– I looked up through the window at the rounded silver shape of the almost-full moon.
»Oh, hell,« I breathed. »Oh, hell.« –
Kapitel 2, S. 18
Fool Moon (Wolfsjagd) ist nicht nur ein herrliches Wortspiel, sondern auch ein Titel, der dem zweiten Band der Dresden Files alle Ehre macht. Autor Jim Butcher beweist hiermit in gewohnt sarkastisch-humorvoller Weise, dass sein Debütroman Storm Front (Sturmnacht) kein einmaliges Kunststück war. Im Gegenteil, Fool Moon übertrifft seinen Vorgänger in vielen kleinen Aspekten von der Charakterzeichnung, über die interessantere Story bis zu der Anzahl an Lachern und Spannungsmomenten. Wer außerdem denkt alles über Werwölfe zu wissen, wird feststellen, dass es da noch mehr gibt als Silberkugeln und Vollmondrausch.
Zu Beginn wirkt die zweite Story um den altmodischen Detektiv Harry Dresden noch recht wenig beeindruckend und braucht eine Weile bis sie an Fahrt gewinnt. Dann entpuppt sich Fool Moon aber doch als wahrer Pageturner. Das ist zum Einen den wieder einmal wunderbar gezeichneten Charakteren zu verdanken, die in diesem Roman noch stärker auf ihre Kosten kommen und deutlich lebendiger wirken. Zum Anderen strotzt dieser Roman nur so vor Witz und spannenden Entwicklungen. Es gibt auch in der ausweglosesten Situation noch sarkastische Sprüche von Harry oder Murphy und eine ganze Reihe von Kapiteln, die mit einer Nahtod-Situation enden. Letzteres verhindert erfolgreich, dass man als Leser pünktlich ins Bett kommt, denn an einer derart spannenden Stelle muss man mindestens noch eine Seite mehr lesen als geplant. Ehe man sich versieht, ist man schon wieder am Ende des nächsten Kapitels und hat die nächste spannungsgeladene Situation vor Augen – und wieder denkt man “nur noch diese eine Seite…”.
Zugegeben, bei dem dritten Kapitel in Folge, das mit einem Cliffhanger und so-gut-wie-Tod Status endet, fragt man sich schon, ob das jetzt nicht langsam albern wird. Doch der Erfolg dieser Taktik lässt sich nicht leugnen und so verschlingt man das letzte Drittel des Buches praktisch ohne Pause und verflucht jeden Umstand, der einen zu einer Unterbrechung der Lektüre zwingt.
Kurzum: Fool Moon setzt die Reihe wunderbar fort, greift alle guten Eigenschaften seines Vorgängers auf und macht alles richtig, was man sich von einem Folgeband erhoffen kann. Hut ab, für solch einen spannenden wie witzigen Lesegenuss, der – das ist besonders erfreulich – ein erwachsenes Publikum zum Ziel hat.