Der eab-Wunschzettel

Wenn Büchertürme unter dem Weihnachtsbaum verhindern, dass dieser umkippt; wenn man verschämt zwischen Weihnachten und Neujahr in den Buchladen schleicht, um Tantes liebgemeintes, aber verstörendes Geschenk 50 Shades of Grey gegen den neuen Abraham/Sanderson/Okorafor einzutauschen, wenn man sich vornimmt, in den Feiertagen nur zu lesen und dann doch nur isst – dann ist es wieder da, das Weihnachtsfest!

Eine der schönsten Weihnachtstraditionen ist sicherlich das Verfassen eines Wunschzettels von der Länge von Pats Bart und mit Wünschen von ähnlicher Bodenständigkeit wie “Bitte ein (Einhorn)-Pony”. Wir vom eab haben uns mit unserer Wunschliste auseinander gesetzt und folgendes aufgetan:

Wulfila wünscht sich eine liebevollere sprachliche Gestaltung der Fantasy, im Englischen wie im Deutschen! Wenn Romane überwiegend aus schlichter Umgangssprache und Kraftausdrücken bestehen, mag das vielleicht im ersten Moment noch als Milieuschilderung durchgehen, aber letztendlich wird so viel zu viel von den Möglichkeiten und dem Zauber verschenkt, die einem wirklich kunstvollen und bewussten Sprachgebrauch innewohnen.

Ganz oben auf Mistkaeferls Liste steht eine schicke Röntgenbrille für eBooks, die ihr (vielleicht mit einem irisierenden Schimmer oder so) anzeigt, wenn sich hinter dem Cover eine Perle verbirgt, damit sie endlich ein bisschen von der ganzen Fülle profitieren kann, die da vermutlich veröffentlicht wird, ohne Stunden ihres Lebens mit Müll-Leseproben verbringen zu müssen.

Gero greift nach den Sternen und wünscht sich mehr Mut von den deutschen Verlagen und Autoren. Mut, mal etwas Außergewöhnliches zu versuchen, Mut, selbst neues Terrain zu erkunden und nicht immer vermeintlichen oder echten Trends hinterherzuhecheln oder Trittbrettfahrer des Erfolgs zu spielen. Die Fantasy sei schließlich ein Genre, das unglaublich viele Möglichkeiten bietet, spannende, nachdenklich machende, berührende, verstörende, tröstliche etc.pp. Geschichten zu erzählen – man möge diese Möglichkeiten doch bitte ein bisschen mehr nutzen! Und natürlich wünscht er sich dann von den Lesern und Leserinnen auch mehr Offenheit und Neugier, mehr Bereitschaft, Unbekanntes zu entdecken und sich auch einmal auf eine Reise zu begeben, deren Ende nicht schon anhand der Covergestaltung absehbar ist.

Colophonius hätte gegen ein Einhornpony nichts einzuwenden, würde sich aber auch schon mit einfallsreichen, mutigen Jungautoren begnügen, welche abseits der zahlreichen Normativitäten neue Wege beschreiten und auch in ihrer Literatur auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren. Anders gesagt: was die Welt jetzt braucht, ist ein SF-Bestseller eines afrikanischen, transsexuellen und muslimischen Autors über eine Parallelwelt, in der diese drei Attribute keine Rolle spielen.

Nicht eindeutig entscheiden zwischen zwei Wünschen kann sich moyashi, die sich einerseits wünscht, Jugendbücher würden wieder mehr Abenteuer und Abwechslung zum Inhalt haben als die ewig gleichen schmachtenden Teenager in einer unnötigen Dreiecksliebelei. Andererseits hätte sie gerne eBooks ohne hartes DRM, damit es für die Käufer (und sie selbst) nicht immer so eine elende Plackerei ist mit dem Sichern der Bibliothek (die Raubkopierer haben eh keine Schwierigkeiten DRM zu umgehen, daher hält sie das aktuelle System für großen Schwachsinn).

Wir sind voller Hoffnung, dass die jeweils präferierte weihnachtliche Ausliefer- und Wunscherfüllungsfigur sich diese Liste hier zu Herzen nimmt und wir im neuen Bücherjahr 2014 reichlich beschenkt werden! In diesem Sinne wünschen wir euch ein lichthelles, freudebringendes Fest und schöne Feiertage, einen guten Start ins neue Jahr und viele, viele neue Welten, die sich unter eurem Weihnachtsbaum tummeln!

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