Forumos-Übersetzer empfehlen: Glenda Larke – Die Inseln des Ruhms 2

Wir freuen uns, heute den ersten Gastbeitrag in unserem Blog präsentieren zu können: Eine Lese-Empfehlung von Timpimpiri für einen von ihr übersetzten Roman. Timpimpiri ist ansonsten in unserem Forum anzutreffen.

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Es gab in der letzten Zeit nicht viele Bücher, die mich so richtig fasziniert haben, und am Anfang war ich auch bei Glenda Larkes Die Inseln des Ruhms etwas skeptisch. Die Grundidee, einen Archipel aus Inselreichen zum Schauplatz einer sich in ihrer ganzen Dimension erst allmählich entfaltenden Geschichte zu machen, hat mir zwar gefallen, aber im ersten Band (Die Wissende) war der Handlungsort auf eines dieser Reiche verengt, und zusammen mit der Anzahl der Akteure erinnerte das alles insgesamt sehr an ein Kammerspiel – wenn auch an ein durchaus interessantes und eines, das mit einer sehr ungewöhnlichen Hauptdarstellerin aufwarten konnte.

Im zweiten Band mit dem Titel Der Heiler weitet sich der Schauplatz, und jetzt zeigt die australische Autorin, die seit einiger Zeit in Malaysia lebt, dass sie das, was sie im ersten Band versprochen hat, auch tatsächlich hält. Denn nachdem Flamme und Glut von Gorthen-Nehrung nach Mekaté gelangt sind – sozusagen im Off zwischen Band 1 und Band 2 –, bringt sie die beiden Heldinnen mit Kelwyn Gilfeder zusammen, dem Neffen von Garwin Gilfeder, der schon in Band 1 seinen Auftritt hatte.
Das zufällige Zusammentreffen der drei bildet den fulminanten Auftakt des zweiten Bandes – mit einer Szene und einem Anfang, der seinesgleichen sucht: “Ich bin Glut und Flamme das erste Mal begegnet, als ich meine Frau umgebracht habe. Genauer gesagt, am Abend davor.” Das machte neugierig, und meine Neugier wurde nicht enttäuscht. Sowohl die Umstände der Ermordung wie auch die weitere Entwicklung der Geschichte zeugen von einem hohen Maß an Originalität und Intensität. Sicher, richtig groß im epischen Sinne ist auch dieser Band nicht – das wäre auch ein eigenartiger Bruch zum ersten gewesen –, aber er hat ungewöhnliche Ideen, wunderschöne neue Charaktere, einen hintergründigen, humorvollen Ton, und er wartet mit einem Showdown auf, der noch überraschender und frappierender ist als der Anfang. Keine Frage, die Autorin hat die Prämissen ihrer Geschichte wirklich durchdacht und folgt ihnen konsequent bis zum – teilweise bitteren, augenöffnenden – Ende; das gilt sowohl für die Haupthandlung (die abwechselnd von Kelwyn und Glut erzählt wird), wie auch für die Rahmenhandlung um Feldforscher Shor iso Fabold.

Glenda Larke, das ist für mich nach diesem zweiten Band klar, ist eine mutige Autorin, die zwar bemessen an Handlungssträngen, Verflechtungen etc.pp. eine eher kleine Geschichte geschrieben hat, die aber dafür umso mehr in die Tiefe geht und Aspekte des Menschseins und des Lebens so inszeniert, dass ich beim Übersetzen tatsächlich das ein oder andere Mal innehalten musste. Dass sie darüber hinaus vollkommen glaubwürdige und interessante Frauenfiguren erschaffen hat – sodass Die Inseln des Ruhms jeden Bechdel-Test mit Auszeichnung bestehen würden –, ohne eine vorwiegend “weibliche” Geschichte geschrieben zu haben, machte das Lesen und Übersetzen des Bandes zu einem wahren Genuss. Was, wie ich schon mal verraten möchte, auch beim dritten Band der Fall war.

zur Leseprobe bei Random House

2 Kommentare zu Forumos-Übersetzer empfehlen: Glenda Larke – Die Inseln des Ruhms 2

  1. wurling sagt:

    Na, jetzt bin ich aber wirklich gespannt auf den zweiten und dritten Band der “Inseln des Ruhms”. Schon der erste Band war gut. Zwar kein wahrer Augenöffner, aber eine schön erzählte Geschichte, mit Charakteren, die trotz oder gerade wegen ihrer Ecken und Kanten und Vorgeschichten glaubhaft und interessant sind. Und vor allem hat mir gefallen, dass dieser erste Band keine epische Geschichte erzählt.

    Interessert habe ich mich auch deshalb für den ersten Band, weil mich schon “Die Fährte des Blinden” von Glenda Noramly alias Glenda Larke (wie heißt die Autorin denn nun wirklich?) mich mit seinem Weltenbau rund um die Feldströmung schon fasziniert hat.

  2. gero sagt:

    @ wurling:

    Der zweite Band ist deutlich (!) besser als der erste und leidet auch nicht unter dem häufig anzutreffenden “middle book syndrome”. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich die Weiterführung der Geschichte stellenweise überrascht hat – und das passiert mir nicht oft. 😉

    Die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht tatsächlich “klein”, aber die Ideen, die in ihr stecken, sind wirklich sehr interessant und konsequent umgesetzt.

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