Hexer-Kurzgeschichten

Der Hexer Geralt von Rivia – dem medienaffinen Publikum vielleicht sogar besser bekannt als der Witcher – ist inzwischen ein eigenes kleines Franchise mit Comic und vor allem einer erfolgreichen Reihe von Computerspielen, aber begonnen hat alles vor mehr als zwanzig Jahren mit den Hexer-Kurzgeschichten des polnischen Autors Andrzej Sapkowski, die so manchem Geralt-Connaisseur immer noch als das Beste gelten, was man sich in Sachen Hexer zu Gemüte führen kann.
Das Schwert der Vorsehung von Andrzej SapkowskiIn den beiden Bänden Der letzte Wunsch (ISBN: 9783423209939) und Das Schwert der Vorsehung (9783423210690), die erstmals 1998 erschienen und ab 2007 bei der Veröffentlichung des PC-Spiels neu aufgelegt wurden, begleitet man Geralt auf Monsterjagd. Das eigentlich Spannende daran sind letztlich nicht die Kämpfe, auch wenn sich der rätselhafte Geralt mit einem nicht zu leugnenden Coolness-Faktor ans Werk macht, um gegen klimpernde Münze geplagten Dorfbewohnern und Herrschern mit einem Problem im Keller beizustehen.
Die Monster sind häufig Geralts geringste Sorge, und seine Aufträge führen ihn auf moralisch wackligen Boden und zwischen Fronten, bei denen jede Seite Dreck am Stecken hat und irgendjemand ganz unten in der Fresskette den Hals hinhalten darf – und das sind erstaunlich häufig die Monster. Die Feudalgesellschaft, in der sich Geralt bewegt, und die mit ihren vielen Burgen, Wäldern und Dörfchen mehr von Osteuropa als vom Standard-Fantasyland hat, bietet dafür eine hervorragende Kulisse. Man begegnet dort auch alten Bekannten, denn Sapkowski bedient sich vieler tradierter Märchenmotive, die er teilweise neu interpretiert und teilweise augenzwinkernd anspricht. Wiederkehrende liebenswerte Nebenfiguren und eine Menge witzige Interaktion lenken den Fokus der Geschichten weg von der Action und auf die Charaktere.
Die einzelnen Episoden sind anfangs locker durch eine Rahmenhandlung verbunden, haben aber natürlich schon etwas von “Monster of the Week” und leiten schließlich zur Handlung der darauf folgenden Romanreihe über, können aber im Grunde für sich stehen. Wenn man sich übrigens nur eine einzige Geralt-Geschichte anschauen möchte, lautet meine Empfehlung “Die Grenze des Möglichen” aus dem zweiten Band, die mit viel Situationskomik und einem etwas leichteren Ton als sonst das Genre der Ritter- und Drachengeschichten auf die Schippe nimmt.

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