Das Ebook im Jahre 2013 – Eine Bestandsaufnahme

Als ich schon vor einigen Jahre enthusiastisch das Ebook an sich getestet habe, war ich ziemlich am Verzweifeln.
Die Reader waren nicht wirklich ausgereift, das Angebot an Büchern mehr als nur begrenzt und die Verlage verfielen auf den gleichen Fehler, den vor ihnen schon jahrelang die Musik-Verlage zelebriert hatten.
DRM-verseuchte Bücher wollte auch schon damals niemand haben.

Fast forward in das Jahr 2013.

Ich muss hier vorrausschicken, das ich ein sehr technik-affiner Mensch bin.
Und schön gemachte Bücher liebe. Je edler, desto besser.
Von daher schlagen, ach, zwei Herzen in meiner Brust.

Es hat sich einiges getan in den letzten Jahren. Das Angebot an Readern ist fast schon unüberschaubar, und kleine Allrounder wie das iPad Mini oder Kindle HD können das Lesevergnügen eines Buches inzwischen fast 1:1 auf dem Display nachempfinden. Ein Kindle HD mit seiner eigenen Beleuchtung vermag es sogar noch zu schlagen, wenn man nachts im Bett den Partner nicht durch die Nachttischlampe stören möchte.

Das Buch an sich und auch die Verwertungsmaschinerie der Verlage, wird in den kommenden Jahren sicherlich noch stärkeren Verwerfungen unterworfen sein als bisher.
Waren vor Jahren Ebooks eher dünn gesät und das Lesen am Computer-Display sicherlich noch die Seltenheit, wird dieses aus meiner Sicht in Zukunft mehr und mehr zur Normalität. Sicherlich waren die großen Computer-Bildschirme mit 60 oder gar 50 MHz nicht zum permanenten Lesen gedacht.
Heutige Ebook-Reader mit E-Ink oder Retina-Displays haben dieses Problem aber schon lange nicht mehr.
Und das Ebook hat mehrere größere Vorteile, die man nicht wegdiskutieren kann.
(Immer vorausgesetzt, die Verlage unterbinden bestimmte Optionen nicht.)

Das Ebook:
* Braucht keinen Platz im Regal
* Man kann Dutzende, wenn nicht gar hunderte an Ebooks/PDFs auf einem einzigen Gerät mitnehmen und hat somit jederzeit Zugriff darauf. Die Zeiten, in denen meiner einer mit gefühlten Tonnen an Koffern in den Urlaub fuhr, sind hiermit endgültig vorbei. Selbst komplette Heft-Reihen (als Beispiel Perry Rhodan 200-299) kann ich auf meinem Reader überall hin mitnehmen. Ein Reader oder Tablett und ein Ladegerät, mehr braucht es nicht.
* Ebooks bieten die Möglichkeit der Suche. Noch nie war es so einfach, in einem Buch bestimmte Stellen zu finden.
* Ich kann mir ein oder mehrere Lesezeichen in das Buch machen, ohne es für die Zukunft zu verschandeln. Vorbei die Zeiten von gelben, grünen oder orangen Stricheleien im Text, über die man sich nach Jahren ärgert. Auch Anmerkungen kann ich nun gefahrlos in das Buch machen, ohne mich irgendwann zu fragen, was denn bitte damals in mich gefahren ist.
* Das Ebook kann auch auf anderem Weg einen Mehrwert bieten. Als Beispiel seien vor mir hier Rollenspiel-PDFs genannt, bei denen man in den beigefügten Karten verlustfrei bis in die kleinste Nebenstraße zoomen kann. Im gedruckten Buch wäre dieses niemals möglich, hier stößt dann die Auflösung eines Druckwerkes an ihre Grenzen.

Aber, und auch das mag hier genannt werden, es gibt natürlich nicht nur Vorteile:
* Das haptische Vergnügen eines Buches kann das Ebook niemals bieten.
* Auch das Gefühl das Buch zu „besitzen“ und seinen Fang in das Regal zu stellen, kann das Ebook nicht gleichwertig ersetzen.
* Mein Buchregal muss ich nicht sichern – und mir nicht auch ggf. Gedanken über eine mehrstufige Backup-Strategie machen. Selbst große Anbieter, die heute noch den Download gekaufter Bücher Jahre ermöglichen, können ad hoc Pleite gehen oder den Service einfach nicht mehr anbieten. Dies zumindest kann man aus der unsäglichen Musik-Download-Vergangenheit lernen, wo verschiedene Anbieter plötzlich ihren Shop geschlossen haben.
* Ein Buch funktioniert immer und überall. Auf jeder „Plattform“ und ohne Strom. Eben jenes kann man von Ebooks nicht behaupten. Die immer noch herrschende Vielfalt an nicht standardisierten Formaten kann selbst bei einem einfachen PDF heute noch zu Problemen führen.
* Ein Buch mag 1, 10 oder 100 Jahre alt sein. Es wird immer noch funktionieren.
Ob dieses auf bestimmte Ebook-Formate zutrifft, ist ungewiss. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass digitale Formate ebenso schnell wieder fallen gelassen werden, wie sie eingeführt wurden. Eine Garantie für ihren dauerhaften Fortbestand kann niemand anbieten.

Ist das Ebook eine digitale Revolution?
Jain. Es wird sicherlich eine Veränderung geben. Manche Leute/Verlage schreien schon den Tod des Taschenbuches heraus, doch Format-Änderungen hat es immer schon gegeben. Die Heftchen-Romane waren auch einem großen Sterben ausgesetzt, die behandelten Genres haben trotzdem überlebt.
Im übrigen ist für mich diese Problematik eine hausgemachte: Der Leser/Käufer hat den Unterschied zwischen Taschenbuch und Trade Paperback beispielsweise nie verstanden. Selbst Buchhändler waren teilweise mit dieser künstlichen Produkt-Einteilung in Taschenbuch, TPB und Hardcover eher überfragt.
Hier haben die Verlage nur etwas geschaffen, was sie selber wollten. Nicht etwas, was der Käufer wollte.

Werden die Verlage sterben?
Das sehe ich eher nicht.
Die Verlage machen Bücher, aber in welchem Format, ist hierbei irrelevant. Der Druck von Büchern, egal in welcher Größe, ist nicht das Geschäft und nicht die Kern-Kompetenz von Verlagen. Gut gemachte Übersetzungen, Lektorat, Werbung, etc. … – hier werden die Verlage so schnell nicht ersetzt werden können. Sicherlich wird es immer mal wieder eine Überraschung geben, aber auch diese Self-Publisher sind über kurz oder lang bisher immer noch bei großen Verlagen gelandet. Die solche Überraschungshits dann doch wieder auf Papier drucken.

Oft sieht man Vergleiche im Internet zwischen LP/CD/Digitaler Musik und dem Umbruch, der gerade in Bereich Ebooks stattfindet. Leider halte ich diese Vergleiche für völlig falsch, hier werden Äpfel und Birnen verglichen. Einzig und allein als Berechtigung für diesen Vergleich mag der Einsatz von DRM gelten. Hier haben die Verlage & Conent-Anbieter viel zu lange darauf beharrt, obwohl es schon Jahre zuvor bei allen großen Musik-Anbietern gescheitert war. Zum Glück hat man inzwischen auch hier ein Einsehen und DRM sieht man eher selten bis gar nicht mehr.
Warum der Vergleich hinkt?
Egal ob LP, CD oder Download: Für jede Musik brauche ich ein Gerät, das die Musik abspielt. Was bei Büchern eher nicht der Fall ist. Ich öffne es und kann es Lesen.
Auch hier nochmal der Rückgriff auf mögliche Formate: Ich kann mich noch gut an den Hype um die MiniDisk erinnern und habe selber ein Standgerät und einen MD-Walkman erworben. Schneller, als man schauen konnte, waren diese Geräte und das Format dann auch wieder weg vom Markt und die erworbene Technik eine verlorene Investition.
Bei einem gedruckten Buch kann dies nicht passieren – bei Ebook-Formaten ist das wohl auch eher unwahrscheinlich – aber nicht unmöglich.

Drum prüfe wer sich ewig bindet…
Ein besonderer Punkt im Jahre 2013 ist sicherlich die Auswahl des Content-Anbieters.
Amazon, Apple und andere bieten zumindest das Backup in der Cloud an.
Aber der Weisheit letzter Schluss ist dies sicherlich nicht.
Und Amazon/Kindle-Angebote sind immer sehr stark mit dem Anbieter verbunden, um nicht zu sagen -> verhaftet.
Zum Glück gibt es inzwischen auch für fast jeden Roman einen Anbieter, der nicht mit den großen Giganten verschwestert ist, und eine Sicherung direkt auf dem PC möglich macht. Weiterhin möchte ich nicht, das mein Content-Anbieter auf die Idee kommt, evtl. nachträglich mein eBook ohne mein Einverständnis gegen eine veränderte Version auszutauschen.
Auch wenn es dafür Gründe geben mag (ganz banal vielleicht einfach eine verbesserte Version, in der Fehler eliminiert wurden; die Zensur-Keule mag ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht auspacken) – ich will diesbezüglich nicht bevormundet werden und möchte als End-Benutzer schon entscheiden, welche Version eines Textes ich lesen darf.
Und das darf und kann mir kein Verlag noch ein Content-Anbieter abnehmen sollen.

3 Kommentare zu Das Ebook im Jahre 2013 – Eine Bestandsaufnahme

  1. Pegasus sagt:

    Ein interessanter Artikel, dem ich mich in weiten Teilen nur anschließen kann. Auch auf die Gefahr hin, vieles, was Teich Dragon bereits beschrieben hat, zu wiederholen, habe ich mir doch meine eigenen Gedanken zum Thema E-Books gemacht:

    Als ich das erste Mal von E-Books hörte, tat ich sie empört als Verrat an echten Büchern ab. Als ich das zweite Mal von E-Books hörte (Amazons Löschaktion), sah ich den Verrat entsprechend bestraft. Es ging einige Zeit ins Land.

    Mich als technik-affin zu bezeichnen, würde sicherlich zu weit führen. Aber ich bin neugierig und probiere gerne Sachen aus. Als ich letztes Jahr beschloss, mir einen Reader zu kaufen, geschah dies eher aus Interesse am Gerät und in der Hoffnung, dieses sinnvoll für mein Studium nutzen zu können, als aus Interesse an E-Books.

    Ich besitze den Reader immer noch. Neben wissenschaftlichen Artikeln sind auch zahlreiche Romane darauf gespeichert. Dennoch fühle ich mich nicht als Verräter: Unsere Bücherregale quellen immer noch über, die echten Bücher werden nach wie vor wegen ihres Inneren und Äußeren geschätzt und entsprechend gehegt und gepflegt.

    Vorteile, die mir (m)ein Reader (es kommt natürlich auf das Gerät an) hauptsächlich bietet, sind:
    * Ich habe noch nie (gerne) Artikel, geschweige denn Romane am Monitor gelesen und zumindest die Artikel infolgedessen immer ausgedruckt. Jetzt lade ich sie einfach auf meinen Reader herunter.
    * Womit wir zum nächsten Vorteil kommen: Auf dem Reader kann ich unbekannte deutsche / englische Wörter durch Antippen im Wörterbuch nachschlagen und muss nicht erst zu ihren doch eher unhandlichen Verwandten aus Papier greifen und dort nach dem entsprechenden Wort suchen.
    Bei größerem Interesse kann ich mithilfe der mehr oder weniger neuen X-Ray-Funktion (Kindle) ggf. sogar umfangreiche, lokal auf dem Gerät gespeicherte Informationen zu Personen, Schauplätzen, Ereignissen und ähnlichem abrufen.
    * Markierungen und sogar Notizen kann ich auch an einem Text machen – und sie vor allem ggf. nach dem Lesen bzw. vor einem wiederholten Lesen wieder entfernen – das E-Book ist dann wieder wie neu, während ich sein papierenes Äquivalent vor Notizen kaum noch lesen kann.
    * Das Lesen auf einem Gerät mit eigener Beleuchtung hat neben der Rücksichtnahme auf den womöglich schon schlafenden Partner einen weiteren Vorteil (für mich): Wenn ich die letzte Zeit vor dem Schlafen nur beim Licht des Displays in einem E-Book statt bei voller Beleuchtung in einem Buch schmökere, schlafe ich besser.

    Eigenschaften des Readers, wo sich meiner Meinung nach Vor- und Nachteile ausgleichen, sind:
    * E-Books sind meistens schneller und preiswerter, wenn nicht sogar kostenfrei verfügbar. Wenn ich versucht hätte, auch nur die Hälfte der aktuell auf meinem Reader gespeicherten Dystopien als Buch zu erwerben, wäre ich nicht nur verrückt, sondern auch arm geworden. Die Verlockung ist allerdings nicht gering, die Gefahr hingegen groß, E-Books zu konsumieren, statt sie zu lesen. Hinzu kommt die zuweilen unsichere Rechtslage. Nicht alles was frei verfügbar ist, ist tatsächlich auch dazu gedacht.
    * Auf so einem Reader kann man zwar viele E-Books mitnehmen, das Platzproblem beim Verreisen wird er mir dennoch nicht ersparen – es geht nichts über ein echtes Buch.

    Eigenschaften, die gegen das E-Book sprechen, sprechen ganz klar für das echte Buch:
    * E-Books bieten nur den Inhalt eines Buches, nicht aber das Erlebnis Buch: Optische, haptische und olfaktorische Wahrnehmung eines E-Books können nie und nimmer mit der Ästhetik, dem Gefühl und dem Duft eines echten Buches mithalten – sie spielen bei einem E-Book einfach keine Rolle.
    * E-Books müssen gesichert werden und im Falle von einigen Anbietern am besten gleich doppelt. Es ist viel wahrscheinlicher, dass ich durch einen dummen Zufall meine digitale Bibliothek statt meine echte verliere.

    Alles in allem bin ich mit den Möglichkeiten, die E-Books bieten, sehr zufrieden. Vielmehr freut mich allerdings noch, dass sie den echten Büchern keinerlei Abbruch tun. Anstatt sie zu verdrängen, ergänzen sie sie.

  2. Elric sagt:

    Hm, hm, hm…
    Also der Artikel ist wirklich gut geschrieben.
    Ich würde mich ja auch als technikaffin bezeichnen, aber irgendwie widerstrebt es mir noch immer ein elektronisches Gerät für meine Bücher zu verwenden.
    Vielleicht ist es – an dieser Stelle – ja sogar ganz gut, dass ich nur gedruckte Bücher habe: wenn mir das mal runterfällt, dann ist es sicher nicht hinüber! Bei so einem Reader hätte/hab ich immer die Sorge, dass ich ihn irgendwo hinlege und er mir dann runterfällt oder unsere Kleine ihn in die Finger bekommt.
    Und mal ehrlich: einen Reader ins Regal stellen würde ich auch nicht! Aber so ein Buch ist einfach auch was fürs Auge! Wenn ich mir nur meine ganzen schönen Cook-Ausgaben im Regal ansehe… 🙂
    Wenn irgendwann etwas in die Richtung “Reader” kommen sollte, dann sicher ein Tablet-PC, damit kann ich dann wenigstens etwas mehr als nur lesen…

  3. Pegasus sagt:

    Interessant. Ich habe mich gerade gegen einen Tablet-PC entschieden, um von dem Mehr an Möglichkeiten nicht abgelenkt zu werden. Browser und E-Book-Shop auf dem Reader sind schon Ablenkung genug. Aber ich bin ohnehin eher der Ein-Gerät-eine-Funktion-Benutzer.

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