Als der Seelenmeister starb

Als der Seelenmeister starb von Octavia ButlerFalls sich jemand angesichts des Covers wundert, keine Sorge, ihr seid nicht irrtümlich beim Fremdlesen gelandet. 😉
Denn obwohl auf dem Cover Science Fiction draufsteht, ist in Als der Seelenmeister starb hauptsächlich Fantasy drin bzw. kann man den Inhalt durchaus als Fantasy durchgehen lassen, die SF-Elemente sind auf wenige Sätze beschränkt.
Teray ist ein besonders starkes Mitglied der „Musternisten“, die telepathisch über die übrige Menschheit herrschen, denn sie können nicht nur telepathisch kommunizieren, sondern auch kämpfen und töten. Das Oberhaupt dieser Gruppe, der als einziger Zugriff auf die Psyche aller Musternisten hat, ist jedoch geschwächt, und so können sich die Clayark zunehmend ausbreiten, denn nur die geballte Kraft aller Musternisten hatte sie von den Grenzen ferngehalten. Zwischen den beiden Kulturen werden Differenz und Krieg propagiert und praktiziert, dementsprechend unsicher ist die Welt inzwischen geworden. Frisch aus der Schule entlassen und auf der Suche nach einem geeigneten Haus, in dessen Dienst sie ihre Fähigkeiten entwickeln können, geraten Teray und seine Frau Iray in die Fänge des machtbesessenen Coransee. Im Kampf um seine Freiheit erfährt Teray mehr über sich, seine Welt und sein eigenes Schicksal, als er erwartet hatte …

Besonders faszinierend an diesem Buch war, wie Octavia Butler es schafft, differenzierte Machtbeziehungen und -verhältnisse darzustellen und dabei die Verwobenheit von Geschlecht, Rasse und Klasse mit diesen Machtverhältnissen deutlich zu machen – und das alles ist fast schon beiläufig in die Story und die Handlungen ihrer (lebendigen) Figuren eingeflochten. Zum facettenreichen Gesellschaftsentwurf kommt das komplexe Telepathie-Konzept hinzu, das ein tragendes Element der Handlung ist und bis zum Schluss immer mehr ausgeleuchtet wird.

Die deutsche Ausgabe von Bastei weist leider einige Schlampigkeiten (gerne werden Buchstaben bei Namen vertauscht) und eine manchmal leicht holpernde Übersetzung auf, das Lesevergnügen wird also etwas geschmälert, aber nicht wirklich beeinträchtigt. Das Buch ist Teil eines Zyklus aus sehr, sehr lose miteinander verknüpften Romanen. Das hier vorgestellte Buch kann also problemlos alleine gelesen werden. In deutscher Übersetzung sind noch Der Seelenplan und Wilde Saat erschienen, während Clay’s Ark unübersetzt blieb. Alle vier sind auf Englisch im Sammelband Seed to Harvest zusammengefasst worden

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Octavia Butler – Als der Seelenmeister starb (ISBN: 978-3404240371)
Octavia E. Butler – Seed to Harvest (ISBN: 978-0446698900)

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