Bibliotheka Phantastika gratuliert Patrick H. Adkins, der heute 65 Jahre alt wird. Der am 09. Januar 1948 in New Orleans, Louisiana, geborene Patrick H. Adkins zählt zu den Autoren, die aus den unterschiedlichsten Gründen nur ein recht kurzes Gastspiel in der Fantasy gegeben haben und deren Bücher nie auf Deutsch erschienen sind. Und dabei ist sein erster Roman Lord of the Crooked Paths (1987), der erste Band der Titans Series, als Ace Fantasy Special erschienen, d.h. im Rahmen einer durchaus ambitionierten Reihe, mit der ein in der SF bereits mehrfach erfolgreiches Konzept auf die Fantasy übertragen werden sollte. Die Ace Fantasy Specials waren ganz bewusst als Gegenentwurf zu den damals weit verbreiteten, mehr oder weniger tolkienesken Fantasyquesten – oder den Nacherzählungen von Rollenspielabenden in Romanform – konzipiert und sollten “ungewöhnliche” Fantasy in Bezug auf Plot oder Setting bieten.
Bei Lord of the Crooked Paths rechtfertigt das Setting die Aufnahme in die Reihe, denn Adkins hat sich für ein zwar eigentlich theoretisch naheliegendes, aber vergleichsweise selten genutztes – und daher ungewöhnliches – Setting entschieden, nämlich das mythologische Griechenland im Zeitalter der Titanen. Zentrale Figur in Lord und dem Folgeband Master of the Fearful Depths (1989) ist Kronos, der Herrscher der Titanen, der wie alle Usurpatoren fürchtet, dass ihm eines Tages das Gleiche widerfahren könnte wie seinem Vorgänger. Dass das Damoklesschwert einer Prophezeiung, von seinem eigenen Sohn gestürzt zu werden, über ihm hängt, trägt nicht gerade zur Entspannung der Situation bei; Kronos’ Gegenmaßnahmen allerdings auch nicht – denn welche Mutter würde es schon dauerhaft hinnehmen, dass ihre Kinder vom eigenen Vater gegessen werden?
Auch wenn der Ausgang der Geschichte, die in groben Zügen der Theogonie Hesiods folgt, hinlänglich bekannt ist, gelingt es Adkins, den mythologischen Hintergrund und die doch sehr irdisch denkenden und handelnden Götter zu einem runden Ganzen zu vereinen, in dem auch die gerade erst auf der Bildfläche aufgetauchten Menschlein eine nicht unwichtige Rolle spielen. Dies gilt vor allem für Lord und Master (die eigentlich einen Roman darstellen, der aus schwer nachvollziehbaren Umfangsgründen gesplittet wurde), wohingegen Sons of the Titans (1990) – in dem Zeus bereits eine prominentere Rolle spielt – spürbar abfällt, was vielleicht damit zu tun haben könnte, dass der Zyklus vorzeitig beendet werden musste.
Die Titans Series ist gewiss kein Meilenstein des Genres; wer allerdings Interesse an einer kompetent erzählten Geschichte vor einem bekannten, nicht allzu vertrauten mythologischen Hintergrund hat, könnte hier durchaus fündig werden.
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