Zum 35. Geburtstag von Django Wexler

Bibliotheka Phantastika gratuliert Django Wexler, der heute 35 Jahre alt wird. In den letzten Jahren hat sich im englischen Sprachraum nicht nur das thematische und formale Spektrum der Fantasy deutlich erweitert, sondern es sind auch etliche neue Autorinnen und Autoren auf der Bildfläche erschienen, zu denen u.a. der am 13. Januar 1981 in San Francisco, Kalifornien, geborene Django Wexler zu zählen ist. Laut eigener Aussage hat Wexler bereits kurz vor der Jahrtausendwende zu schreiben begonnen, allerdings zunächst nur für die Schublade. Immerhin konnte er schon in seiner Studienzeit seine ersten beiden Romane Memories of Empire (2005) und Shinigami (2006) veröffentlichen, doch einem breiteren Publikum dürfte er erst bekannt geworden sein, als 2013 The Thousand Names erschien, der Auftaktband eines fünfteiligen Zyklus mit dem Titel The Shadow Campaigns.
The Thousand Names von Django WexlerThe Thousand Names führt uns nach Khandar – eine öde, von Wüste umgebene Kolonie des jenseits des Meeres gelegenen Vordanai Empire – wo gerade eine Rebellion stattgefunden hat; eine Koalition aus religiösen Fanatikern, meuternden khandarischen Truppen und von dem nur maskiert auftretenden, geheimnisvollen Steel Ghost angeführten Wüstenstämmen hat Prince Exopter, den als Marionette der Kolonialherren dienenden Herrsches des Landes, mitsamt den ihn unterstützenden Kolonialtruppen aus der Hauptstadt bzw. aus dem Land gejagt. Schlechte Aussichten für Captain Marcus d’Ivoire, der eigentlich gehofft hatte, in diesem abgelegenen Winkel des Imperiums eine ruhige Zeit bis zu seiner Pensionierung zu verbringen, und der sich jetzt mit seinen Männern in ein heruntergekommenes Küstenfort zurückziehen und auf Entsatz aus seiner Heimat hoffen muss. Und tatsächlich kommen nach relativ kurzer Zeit frische – im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie bestehen fast ausschließlich aus Frischlingen ohne jede Kampferfahrung – Truppen, deren Anführer, Colonel Janus bet Vhalnich, fest entschlossen ist, Khandar trotz der enormen zehlenmäßigen Überlegenheit der Rebellen zurückzuerobern und Prince Exopter wieder auf seinen Thron zu setzen. Dass er noch ein weiteres Ziel hat, begreift Marcus erst, als der Kampf um Khandar längst im Gange ist …
Die Zahl der auf den Seiten des Buches ausgefochtenen Schlachten und Kämpfe macht The Thousand Names zu einer Military Fantasy – und die Waffen, die dabei zum Einsatz kommen, machen es zu einer Flintlock Fantasy, denn die Geschichte ist nicht in einer mittelalterlichen, sondern in einer moderneren Epoche angesiedelt, die mehr oder weniger dem Napoleonischen Zeitalter entspricht (was nicht zuletzt damit zu tun haben dürfte, dass The Thousand Names ursprünglich als eine Art Fantasy-Version von Napoleons Ägyptenfeldzug geplant war). Wer also Schlachten mag – oder Geschichten, in denen Armeeangehörige vom in Ehren ergrauten Veteran bis zum unerfahrenen Rekruten eine wichtige Rolle spielen – kommt in diesem Roman voll und ganz auf seine Kosten. Darüberhinaus kann Django Wexler nicht nur Schlachten beschreiben, sondern auch glaubwürdige, interessante Figuren entwerfen, darunter mit dem moralisch integren Marcus d’Ivoire und der als Mann verkleideten Winter Ihernglass die beiden wichtigsten Erzähler der Handlung. Vor allem Winter, die sich dieses Tricks bedient hat, um einer trostlosen Zukunft zu entfliehen, und die versucht, sich möglichst unauffällig zu verhalten, um ihr Geheimnis zu bewahren (was ihr durch mehrere Beförderungen zunehmend erschwert wird), gewinnt im Laufe der Geschichte mehr und mehr an Konturen und spielt am Ende sogar eine wichtige Rolle, wenn es um das große Geheimnis der “thousand names” geht.
Unterm Strich lässt sich sagen, dass The Thousand Names einen vielversprechenden Auftakt zu einem Zyklus darstellt, der mit einem überzeugend geschilderten, etwas anderen Setting und klar gezeichneten Figuren sowie ersten Hinweisen darauf, in welche Richtung sich das Ganze weiterentwickelt, aufwarten kann. Während in England und den USA bereits die Fortsetzungen The Shadow Throne (2014) – in dem sich das Geschehen ins Vordanai Empire verlagert – und The Price of Valor (2015) erschienen sind (und zwei als Prequels dienende Erzählungen in eBook-Form), ist hierzulande mit Die tausend Namen (2014) bislang nur der erste Band des Zyklus auf den Markt gekommen.
Außer den ersten drei Bänden von The Shadow Campaigns hat Django Wexler in den letzten Jahren mit The Forbidden Library (2014) und The Mad Apprentice (2015) die ersten beiden Bände eines Jugendbuch-Mehrteilers und mit John Golden & the Heroes of Mazaroth (2014) eine Art Cyberpunk-Fantasy veröffentlicht, und man darf gespannt sein, was von diesem immer noch vergleichsweise jungen Autor in Zukunft noch zu erwarten ist.

2 Kommentare zu Zum 35. Geburtstag von Django Wexler

  1. Pogopuschel sagt:

    Ha, endlich mal ein Autor, der jünger ist als ich (wenn auch nur ein Jahr). 🙂

    Gelesen habe ich von ihm nichts, bin aber durchaus neugierig. Doch bei den tausend Namen im Kopf, die ich gerne mal lesen möchte, wer weiß, ob und wann es soweit sein wird. 😉

  2. gero sagt:

    Naja, wurde ja auch Zeit, dass mal wieder einer von der jüngeren oder sogar jungen Garde drankommt, oder? 😉

    Wir können das natürlich nur begrenzt beeinflussen, allerdings haben wir Anfang des Jahres nach reiflicher Überlegung einen Kandidaten gestrichen, weil wir sonst zwei Beiträge am gleichen Tag gehabt hätten – und ich habe das Gefühl, dass sich zwei Beiträge am gleichen Tag tendenziell ein bisschen neutralisieren, wenn man keinen Bezug zwischen den beiden Autoren herstellen kann (und das wäre in diesem Fall schwierig gewesen). Je, nu … dann halt in fünf Jahren.

    Was Django Wexler angeht, ist der mMn schon einer der interessanteren neuen oder jungen Autoren, den ich im Auge behalten werde.

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