Zum 60. Geburtstag von Michael H. Schenk

Bibliotheka Phantastika gratuliert Michael H. Schenk, der heute 60 Jahre alt wird. Ebenso wie viele andere seiner deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen, die nach der Jahrtausendwende auf den Plan getreten sind, verdankt der am 07. Juni 1955 in Bonn geborene Michael H. Schenk den Start seiner Autorenkarriere der Verfilmung von J.R.R. Tolkiens The Lord of the Rings – zumindest indirekt. Die Pferdelords und der Sturm der Orks von Michael SchenkDenn auch wenn die Geschichte des Reitervolks, die Schenk in insgesamt zwölf Bänden unter dem Titel Die Pferdelords erzählt bzw. erzählen will, in ihren Grundzügen und vielen Details bereits lange vor Peter Jacksons Filmen entstanden ist, haben besagte Filme nicht nur den sogenannten Tolkienvölker-Romanen hierzulande den Boden bereitet, sondern auch seiner Buchreihe über eine Reiterkultur, die an die Reiter von Rohan erinnert. Dass Schenk den ersten Band seines geplanten Epos entsprechend umarbeiten musste, sollte sich als Segen und Fluch zugleich erweisen. Ohne die nachträglich eingearbeiteten Bezüge zum Tolkien-Kosmos wären die Bücher vielleicht nie erschienen – doch leidet vor allem der erste Band Die Pferdelords und der Sturm der Orks (2006) unter der allzu deutlichen Nähe zu Völkern und Kulturen, die eng mit dem Namen J.R.R. Tolkien verknüpft sind. Hinzu kommen erhebliche stilistische Schwächen, die die Lektüre des Romans nicht unbedingt leicht machen.
Allerdings muss man Michael H. Schenk attestieren, dass er einen Großteil dieser stilistischen Schwächen schon im zweiten Band Die Pferdelords und die Kristallstadt der Zwerge (2006) ausgemerzt und sich auch danach stetig weiterentwickelt hat. Da auch die Tolkien-Bezüge mehr und mehr abnehmen und stattdessen originelle neue Völker und Kulturen auftauchen, entwickeln sich Die Pferdelords in den Folgebänden Die Pferdelords und die Barbaren des Dünenlandes, Die Pferdelords und das verborgene Haus der Elfen (beide 2007), Die Pferdelords und die Korsaren von Um’briel, Die Pferdelords und die Paladine der toten Stadt (beide 2008), Die Pferdelords und das vergangene Reich von Jalanne, Die Pferdelords und das Volk der Lederschwingen (beide 2009), Die Pferdelords und die Nachtläufer des Todes (2011), Die Pferdelords und die Bruderschaft des Kreuzes (2012) und Die Pferdelords und die Schmieden von Rumak (2013) Schritt um Schritt zu einer Buchreihe, die zwar immer noch ziemlich klassische – um nicht zu sagen auf sympathische Weise vielleicht ein bisschen altmodische – Fantasy bietet, aber durch ihre Liebe zum Detail, ihre authentisch wirkende Darstellung pseudomittelalterlicher Lebensverhältnisse und nicht zuletzt ihre spannende abenteuerliche Handlung überzeugt. Nur ihr eigenwilliger, ein bisschen pathetischer Sprachduktus ist den Pferdelords immer erhalten geblieben.
In Anbetracht der Entwicklung der Reihe kann man es durchaus tragisch nennen, dass sie Ende 2009 von ihrem bisherigen Stammverlag aufgegeben wurde und inzwischen bei einem – genau betrachtet eigentlich schon dem zweiten – Kleinstverlag fortgesetzt wird. Nachdem die ersten acht Bände zügig und regelmäßig im Halbjahresrhythmus erschienen sind, kommen sie jetzt in deutlich größeren Abständen auf den Markt. Immerhin soll der abschließende zwölfte Band Die Pferdelords und der Ritt zu den goldenen Wolken noch in diesem Jahr erscheinen, sodass die Stammleser der Reihe wohl auch tatsächlich das Ende der Geschichte erleben werden.
Dass Die Pferdelords tatsächlich ursprünglich nicht als Tolkien-Verschnitt geplant waren, lässt sich auch an Die Zwerge der Meere (2011) erkennen, einem Einzelroman, der in einem ganz anderen Winkel der von Schenk entworfenen Welt spielt, und dessen seefahrende Zwerge eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Klischee-Zwergen darstellen.
Außer Fantasy hat Michael Schenk noch einen historischen Roman – Velasquita (2007) – und einen in der Eifel spielenden Werwolf-Roman – Das Blut des Wolfes (2011) – geschrieben, sowie erst vor kurzem mit Sky-Trooper (2015) einen SF-Roman vorgelegt, bei dem es sich ebenfalls um den Auftakt einer Reihe zu handeln scheint.

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