Schattenzauber

Schattenzauber von Patricia C. WredeDie Menschen von Alkyra werden immer wieder von den Lithmern aus dem Nachbarreich bedroht. Als Maurin, ein angehender Händler bei einer Karawane, sich mit dem Sohn des Fürsten Bracor anfreundet, gelangt er mitten in ein Abenteuer: Alethia, die Tochter des Fürsten, wird von den Lithmern entführt, und zusammen mit ihrem Bruder macht sich Maurin an die Verfolgung.
Alethia wird unterdessen Zeugin von düsterer Magie, die ihre Feinde beherrschen – und als sie bei einem der im verborgenen lebenden nicht-menschlichen Völker Alkyras landet, wird klar, daß die Lithmer aus Machtgier ein altes Übel erweckt haben. Alkyra kann sich nur verteidigen, wenn alle Völker zusammenarbeiten – doch dazu müssen Vorurteile und Mißtrauen überwunden werden.

-Die Karawane schlängelte sich langsam dem Flußufer entlang durch die Wälder und tauchte schließlich auf den Feldern auf, die die Stadt umgaben.-
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Die Geschichte, die Patricia C. Wrede in Schattenzauber (Shadow Magic) erzählt, ist der Stoff, aus dem Fantasy-Träume gewebt sind – zumindest die Träume von jüngeren Lesern: Eine Prinzessin, mehr an Messerwurf als an Hofetikette interessiert, wird entführt und weiß sich durch die plötzlich in ihr aufwallenden magischen Kräfte bestens selbst zu helfen. Nicht nur wird sie durch ihr Erbe zum Vermittler zwischen den sich mißtrauenden Völkern Alkyras, weil sie bei allen gleichermaßen verehrt wird, sondern das in ihr schlummernde magische Potential ist sogar entscheidend in der letzten Schlacht. Ein paar nett anzusehende Artefakte liegen auch noch herum und harren ihrer Entdeckung durch die wackere Heldin, der leider die Mutmacher-Funktion für kleine Mädchen, die aus Rollenklischees ausbrechen wollen, doch etwas zu deutlich auf den Leib geschrieben ist.

Nun könnte man Schattenzauber gleich komplett abschreiben – als eine von -zig Bearbeitungen des selben ausgelutschten Stoffes. Aber die Autorin hat durchaus Schreibtalent: Die Dialoge sprühen manchmal vor Witz, auch poetische Töne klingen an, und das bißchen von der Welt, das Wrede ausgearbeitet hat, ist vergleichsweise phantasievoll, zumindest was die Namensgebung und die fremden Völker der magiebegabten Schieg und der waldbewohnenden Wyrd angeht. Leider ist das alles etwas spärlich, wie man es eben von einem Buch für jüngere Leser erwarten würde.
Hier wurde Schattenzauber einfach kolossal falsch aufbereitet – bei dem nüchternen Cover in der Reihe “Bibliothek der phantastischen Abenteuer” erwartet man eher ein lyrisches Märchen oder ein ausgefeiltes Kleinod, aber kaum ein waschechtes Jugendbuch, das für junge Leser gewiß eine Alternative zu so manchem Schema-F-Abenteuer wäre, denn Schattenzauber ist insgesamt sehr liebevoll umgesetzt und trifft durchaus subtilere Noten als erfolgreichere Jugendromane. Erfahrene Leser werden aber ob der formelhaften Geschichte kaum ins Schwärmen geraten.

Schattenzauber stellt eigentlich den ersten Band einer Reihe mit Abenteuern auf der phantastischen Welt Lyra dar, aber da die einzelnen Teile in sich geschlossen sind, ist es in diesem Fall zu verschmerzen, daß die insgesamt vier Fortsetzungen nicht mehr in deutscher Übersetzung erschienen sind.
Ein interessantes Detail am Rande: Wie andere Bücher der Reihe ist der Roman nicht wie üblich schwarz auf weiß gedruckt, sondern in tief dunkelblauer Farbe – und hat man die ersten Zweifel an der eigenen Sehkraft einmal überwunden, macht sich das auch ganz nett zur Abwechslung.

Stand: 14. Oktober 2012
Originaltitel: Shadow Magic
Erscheinungsjahr: USA 1982, D 1986
Verlag: Fischer
Übersetzung: Denis Scheck
ISBN: 3-596-22716-x
Seitenzahl: 267