Die Zwerge

Cover von Die Zwerge von Markus HeitzDas Tote Land ist auf dem Vormarsch – immer mehr Völker fallen ihm zum Opfer. Viel ist passiert, seit die Zwerge einst die Zugänge zum Geborgenen Land schützten.
Tungdil, ein junger Zwerg, ist fernab von seinem eigenen Volk als Findelkind bei dem Magier Lot-Ionan aufgewachsen. Nur über Bücher und alte Schriften erfährt er Einzelheiten über die Zwerge. Eines Tages wird er von seinem Ziehvater auf einen Botengang geschickt – der Anfang eines großen Abenteuers. Durch viele Irrungen und Wirrungen findet sich Tungdil als Thronanwärter des Zwergenvolkes und Retter des Geborgenen Landes wieder, gerät in allerlei Bedrängnis und erlebt viele Abenteuer, deren Ausmaß er sich vorher nie vorzustellen vermochte.

-Weißer Nebel füllte die Schluchten und Täler des Grauen Gebirges. Die Gipfel der Großen Klinge, der Drachenzunge und der anderen Berge erhoben sich trotzig aus dem Dunst und reckten sich der Abendsonne entgegen.-
Prolog

Markus Heitz hat ohne Zweifel eine gute Schreibe. Sein Stil ist ansprechend und die verwendeten Formulierungen wissen zu gefallen. Die Zwerge lässt sich dementsprechend flüssig lesen und bietet gute Hausmannskost.
Thematisch widmet er sich dem “kleinen” Volk der Zwerge, die er in ein interessantes Szenarion versetzt. Die Idee der verschiedenen Zwergenclans mit den unterschiedlichen Fähigkeiten und dem Auftrag der gesamten Zwergenheit, für den Schutz des Geborgenen Landes Sorge zu tragen, sorgt von Anfang bis Ende für spannende Unterhaltung.
Allerdings zeigt das vorliegende Werk bei näherer Betrachtung deutliche Schwächen. Die Story ist, wenn man den neuen Aspekt “Zwerg” mal außen vor lässt, dem alten Kampf von Licht und Schatten, Gut und Böse gewidmet. Für Schattierungen bleibt kaum Platz.
Die Idee, die LeserInnen an der Gedankenwelt der ProtagonistInnen teilhaben zu lassen, ist immer gefährlich. So ist es beispielsweise seltsam bzw. schwer zu erklären, dass, wenn der Blick auf einen Bösewicht fokussiert wird, man trotz des Einblicks in seine Gedanken nichts über die Dimensionen seiner Bösartigkeit erfährt, obwohl er gerade eine Abscheulichkeit sondergleichen plant. Heitz hätte hier besser früher weggeblendet oder eine andere Figur herangezogen. Auch an anderen Stellen läuft er in diese Falle, in denen z.B. sein Held in bestimmten Situationen viel zu kühl und rational wirkt.
An anderen Stellen wird seine Erzählung nicht der Situation gerecht, wenn sich beispielsweise ein 298jähriger Thronfolger durch einen 63jährigen Mitbewerber verunsichern und wie ein kleines Kind behandeln lässt.
Außerdem kommt es zu Logikfehlern. Wenn der eine Zwergenclan z.B. seit 200 Jahre keinen Kontakt mehr unterhält, weil er in den letzten 30 Jahren von der Tradition abgewichen ist. Dafür verfügt er aber noch über das Wissen über bestimmte Transporteinrichtungen, die auch regelmäßig gewartet werden, die bei anderen Zwergenclans schon seit mehreren Jahrhunderten vergessen sind und erst wiederentdeckt werden müssen.
Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen im Geborgenen Land sind kaum zu erklären, wenn man sich die Dimensionen vor Augen führt. Auch die skizzierten kulturellen Unterschiede lassen sich kaum mit den Distanzen erklären, und Heitz bietet leider auch keine geeigneten Erklärungsmuster an. Die Welt erweckt den Eindruck eines Flickenteppichs, wo von allem was dabei ist/sein muss.
Insgesamt ist Die Zwerge leider ein durchschnittliches Buch geworden. Es weiß zu fesseln, aber die vielen kleinen Detailfehler haben den Lesespaß ein ums andere Mal deutlich beschnitten. Ich habe es mit der Hoffnung beiseite gelegt, daß es Heitz beizeiten nochmal gründlich überarbeitet.

Stand: 28. Oktober 2012
Erscheinungsjahr: D 2003
Verlag: Heyne
ISBN: 3-453-87531-1
Seitenzahl: 620