Rezensent: Leja

Elfenritter - Die Ordensburg von Bernhard HennenDies ist die Geschichte von Gishild, Herrscherin des Fjordlands und letzte Hoffnung für die freien Völker der Welt. Und es ist die Geschichte Lucs, Ritter im Dienste eines mächtigen Ordens, dem Todfeind der Elfen. Als Kinder untrennbar, stehen sie sich Jahre später an der Spitze zweier Heere gegenüber. Denn der Kampf um die alte Welt hat begonnen …

-Beklommen dachte Gunnar an seinen Urahnen und den Preis, den Mandred einst für die Hilfe der Elfen gezahlt hatte. Und Sorge war es, die den König endlich sprechen ließ. “Was fordert deine Königin für euere Hilfe?”, fragte er mit heiserer Stimme. Morwenna schwieg.-
Die Spur des Ahnen

Bernhard Hennens Elfensaga geht mit diesem Band in einen weiteren Subzyklus ein. Auch wenn Elfenritter – Die Ordensburg sicherlich nicht an seine Vorgänger heranreicht, ist es an sich immer noch gut gelungen.
Den Leser erwartet wieder eine sehr gut beschriebene und intelligent dargestellte Welt, die weder Fragen noch Zweifel aufkommen lässt. So haben Herrscher ihre Schlösser nicht auf malerischen Hügeln, sondern eher auf Landstrichen postiert, die zweckdienlich sind, daher also gut zu verteidigen.
Die Geschichte an sich ist gut durchdacht und schön zu lesen. Leider geht sie – in diesem Band zumindest – kaum über das Mainstream-Fantasy-Niveau hinaus. Unglaubwürdig ist, dass kleine Kinder trotz ihrer frühzeitigen Reife bereits sämtliche Erwachsenenzüge aufweisen. Ansonsten verstrickt sich die Handlung auf interessante Weise, man kann sehr gut die Intrigen der verschiedenen Machthaber nachvollziehen und die daraus resultierenden Folgen sind glaubwürdig. Die Charaktere sind rund, selbst Nebenfiguren wirken nicht wie “Schattengestalten” sondern haben eine eigenständige Persönlichkeit.
Was mir besonders gut gefallen hat, sind die vielen kleinen Informationen über die Ausbildung bzw. den Lebensweg der verschiedenen Parteien. So kann man leicht verstehen, weshalb die einen Hass auf die anderen hegen, oder aber weshalb sie so kämpfen/reden/sind, wie sie sind. Verbildlicht werden diese Textpassagen z.B. mit einer Skizze zu einem Kriegsvorbereitungsspiel am Ende des Buches.

Bei der Sprache kann man lediglich bemängeln, dass manche kriegerischen Begriffe wie “Arkebusen” auffallend oft genannt werden. Allerdings hat sich der Autor sprachtechnisch in seiner Elfensaga von Band zu Band verbessert, frühere Wortwiederholungen wie “Rückhandschlag” fallen weg. Das Buch kann man daher absolut flüssig lesen.
Insgesamt kann man sagen, dass jedem, dem die Vorgängerbände gefallen haben, auch dieses Buch gefallen wird. Es ist, auch wenn es sich nicht allzu deutlich vom breiten Durchschnitt abhebt, auf jeden Fall der Lektüre wert und daher zu empfehlen.

Priester von Trudi CanavanAufgrund ihrer starken magischen Fähigkeiten wird die junge Auraya von den weißen Göttern auserwählt. Fortan gehört sie zum Kreis der Fünf, denen die Götter Unsterblichkeit verliehen haben, damit sie den Menschen ihren Willen offenbaren. Auraya fühlt sich zutiefst geehrt, doch ihre neue Stellung erfordert auch einige Opfer. In der Zwischenzeit braut sich noch weitaus größeres Unheil über dem Land zusammen: Im Süden von Ithania bereiten sich die Pentadrianer, eine Religion von schwarzen Magiern, auf einen Krieg vor, um den weißen Göttern des Nordens ein für allemal ein Ende zu bereiten. Auraya muss die Völker des Nordens vereinen, um gegen die Pentadrianer bestehen zu können.

-Auraya erstarrte. Er kann mich nicht gehört haben, sagte sie sich. Ich habe kein Geräusch gemacht. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie der Mann sich erhob und in die Zweige eines alten Garpa-Baumes hinaufblickte.-
Prolog

Oft wird Fantasy als ein recht oberflächliches Genre abgetan, mit dem man aus der Realität und ihren Problemen fliehen kann. Hinter Trudi Canavans Geschichte Priester (Priestess of the White) steckt allerdings weit mehr, wenn man genauer hinsieht. Wegen einer Religion beginnen sich zwei Völker zu begkriegen, ohne die Weisungen der Götter oder ihrer Stellvertreter auch nur im Mindesten zu hinterfragen.
Sensibel zeigt die Autorin auf, wohin blinder Gehorsam und fanatischer Glaube führen kann, ohne dabei die Weltreligionen in schlechtem Licht dastehen zu lassen.
Fragen von Liebe und Macht werden durch die Gedanken der unterschielichen Protagonisten reflektiert. Im Vordergrund steht natürlich eine überraschungsreiche, gut strukturierte Geschichte aus der Sicht mehrerer Protagonisten in einer liebevoll beschriebenen Welt, die man sich gut vorstellen kann.
Auf dem Cover sieht man vielleicht jeden Fingerabdruck, dennoch finde ich es gelungen. Innen befindet sich noch eine Karte und ein Glossar, was weiterhin zur Veranschaulichung beiträgt.
Tudi Canavans Spache ist auch hier wieder abwechslungsreich, leicht verständlich und sehr gut zu lesen.

Handlung und Story-Ideen sind meiner Meinung nach sehr gelungen. Am Anfang muss man sich vielleicht erst einmal an die ganzen unbekannten Bezeichnungen für Tiere gewöhnen, aber das legt sich bald und ist kein Hindernis. Ein wenig übertrieben ist auch die anfängliche Macht der Protagonistin Auraya, auch wenn ihre Grüne in den zwei Folgebänden erläutert werden.
Richtig gut ist, wie die Autorin die Gefühle und Handlungswege der Protagonisten darstellt und es somit schafft, jeder Figur einen individuellen, erstaunlich ausgereiften Charakter zu geben. So etwas findet man selten.
Emerahl zum Beispiel, die sehr scharfsinnig und intelligent ist, aber trotzdem nicht davor zurückschreckt, ihren Körper zu verkaufen, nur um unerkannt zu bleiben, oder Auraya, die zwischen Pflicht, Mitgefühl, Liebe und Gewissen gefangen ist und dazu noch die Stärke aufbringen muss, nicht nur für sich, sondern auch für andere zu entscheiden, oder auch siamesische Zwillinge, die nach der Trennung feststellen müssen, dass sie sich auch geistig auseinanderleben.
Am allerbesten hat mir der Ideenreichtum (Vernetzung über Träume, Heilmethoden, Gedankenlesen u.v.m.) der Autorin gefallen. Immer wieder bekommt die Handlung neue Seitenstränge und die Spannung bleibt stets erhalten.
Das Buch hat keine Hänger und ist immer wieder für eine Überraschung gut.
Priester ist mit Sicherheit eines der besten Bücher, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden, und ich würde es jedem Fantasyfan wärmstens weiterempfehlen. Ich für meinen Teil zähle es zu meinen Lieblingsbüchern, da es deutlich mehr bieten kann als eine abgedroschene Standardstory, aber trotzdem sehr flüssig und amüsant zu lesen ist.