Zum 70. Geburtstag von Rob Chilson

Bibliotheka Phantastika gratuliert Rob Chilson, der heute 70 Jahre alt wird. Der am 19. Mai 1945 in Ringwood, Oklahoma, geborene Robert Dean Chilson zählt zu den Autoren, die viele Jahre lang mit einer gewissen Regelmäßigkeit immer wieder Stories und gelegentlich auch den einen oder anderen Roman zur SF beigetragen haben, ohne dabei sonderlich bekannt zu werden oder gar den großen Durchbruch zu schaffen. Bei Chilson dürfte das mit daran liegen, dass er hauptsächlich als Kurzgeschichtenautor aktiv war bzw. ist – seinen gerade einmal sieben Romanen stehen mehr als 70 Stories gegenüber –, und die letztgenannte, auf den ersten Blick beeindruckende Zahl relativiert sich, wenn man bedenkt, dass seine schriftstellerische Karriere bereits 1968 mit der Veröffentlichung von “The Mind Reader” in der Juni-Ausgabe des eher der Hard SF zuneigenden Magazins Analog begonnen hat. Die nächsten Jahre schrieb Chilson ausschließlich für Analog, wo bis August 1973 insgesamt zwölf Stories von ihm erschienen. Umso erstaunlicher ist es, dass sein erster Roman so gar nicht zu der Art von SF passt, die in Analog gepflegt wurde und wird – ganz im Gegenteil.
As the Curtain Falls von Robert ChilsonAs the Curtain Falls (1974) spielt viele Millionen Jahre in der Zukunft auf einer Erde, auf der die Meere längst verschwunden sind und die Menschen auf dem nun größtenteils trockenen ehemaligen Meeresgrund leben, da die Kontinente öde und unfruchtbar geworden sind. Einst sind die Menschen ins All aufgebrochen, sind zurückgekehrt und dann erneut zu den Sternen geflogen, doch von dieser glorreichen Vergangenheit sind nur ein paar Erinnerungen und Artefakte geblieben; kulturell und politisch herrschen pseudo-mittelalterliche Verhältnisse. Durch diese von miteinander verfeindeten Reichen und Stadtstaaten dominierte Welt zieht der vergleichsweise gebildete Trebor of Amballa auf der Suche nach den Resten einer besonders mächtigen Hochzivilisation, mit deren Hilfe sich die Menschheit vielleicht zu neuer Größe aufschwingen könnte – doch um sein Ziel zu erreichen, muss er wieder und wieder zum Schwert greifen, um sich der Angriffe von Stammeskriegern, Hexen und Zauberern und seltsamen Tieren zu erwehren …
Mit As the Curtain Falls (dt. Wo die letzten Menschen hausen (1979)) ist Rob Chilson ein ungemein lesbarer Abenteuer- bzw. Sword-&-Planet-Roman gelungen, der weniger durch seinen mäandernden Plot, sondern vor allem durch das mit leichter Hand skizzierte und dennoch detailreiche und überaus plastische Setting und die sich rasch abwechselnden farbigen Szenen überzeugt – und der sich im Nachhinein viel umfangreicher “anfühlt” als er tatsächlich ist. Darüberhinaus lassen sich – nicht zuletzt bedingt durch die Tatsache, dass Trebor kein so richtig sympathischer Held ist – gewisse Parallelen zu Jack Vance (oder genauer: zu den Erzählungen um Cugel) entdecken, auch wenn die beiden Autoren sich stilistisch deutlich unterscheiden.
Chilsons andere Romane aus den 70ern – The Star-Crowned Kings (1975) und The Shores of Kansas (1976) – sind ebenso eindeutig der SF zuzurechnen wie Refugee (1988; Teil der Reihe Isaac Asimov’s Robot City) und Men Like Rats (1989), wohingegen in Rounded with Sleep (1990) und Black as Blood (1998) wieder Fantasy- bzw. phantastische Elemente zu finden sind. Von diesen Romanen wurde nur Refugee (als Die Zuflucht (1989)) übersetzt, und auch von den mehr als 70 Stories, die Robert (ab etwa Anfang der 80er Jahre nur noch Rob) Chilson geschrieben hat, haben es gerade mal eine Handvoll nach Deutschland geschafft.

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