Zauberbann

Zauberbann von James BarclayDer Rabe ist eine legendäre Söldnergruppe, die aus einer handvoll Krieger und einem Elfen-Magier besteht. Bei ihrem jüngsten Auftrag geht allerdings einiges schief, und so beschließen die Söldner, in den Ruhestand zu gehen.
Doch hatte der Auftrag mehr Tücken als vorgesehen: Inzwischen sind Meuchelmörder auf den Fersen des Raben. Der Magier Denser – eigentlich ein Feind der Veteranen, da er vom gefürchteten Magier-Kolleg Xetesk stammt – macht ihnen ein Angebot, das sie trotz ihres Ruhestandes nicht ausschlagen können, denn es geht um die Verteidigung ihres Heimatlandes Balaia, das von einem alten Übel bedroht wird. Und so muß der Rabe mit dem wenig vertrauenswürdigen Zauberer zusammenarbeiten, um einen gefährlichen Zauberspruch zu bergen…

-Eine Hand wurde auf ihren Mund gedrückt und erstickte ihre Schreie, als sie erwachte. Neben ihr schlief Alun, ahnungslos und still.-
Prolog

Sie wünschen sich Fantasy, die man schnell mal an einem Feierabend durchlesen kann? Mit ordentlich Gemetzel drin? Und ohne poetischen Singsang und langwierige Beschreibungen? Willkommen in den Chroniken des Raben
In einer Fantasy-Welt, die man auch ohne großartige Einführung sofort verstehen kann (und die, nebenbei bemerkt, zumindest in diesem Auftakt-Band wirkt, als wäre sie in einer halben Stunde am Reißbrett entworfen worden) läßt es die Söldnertruppe Rabe ordentlich krachen. Sechs Menschen-Krieger und ein Elfen-Magier haben sich hier zur natürlich  besten, moralisch auch noch integren (Metzeln im Kampf : ja – Morden: nein) und bekanntesten Söldnertruppe des Landes Balaia zusammengetan.
Mit viel Vorstellungskraft kann man sich aus den spärlichen Andeutungen des Autors auch ungefähr ausmalen, wie Balaia so sein könnte, aber viel Energie wurde weder in die Entwicklung noch in die Umsetzung gesteckt. Elfen? Ach ja, das sind die mit den spitzen Ohren. Nö, sonst haben sie keine eigene Kultur oder Eigenart. Selbst bei den Charakteren hat der Autor so viele Worte gespart, daß man manchmal raten muß, wer von den sieben Kampfmaschinen den letzten coolen Spruch gerade geäußert hat. Aber die Mitglieder des Raben sind ohnehin – auch im wahrsten Sinne des Wortes – austauschbare Figuren. Zusammengebastelt aus ein paar Klischees und selten mal einer netten Eigenheit treten sie in Erscheinung, und am Ende des Buches weiß man kaum mehr über sie als zu Beginn. Immerhin ist auf diese Weise die rasante Rate, mir der sie das Zeitliche segnen, besser erträglich – man vermißt nicht viel.

Die garstigen Wytchlords, gegen die die Helden in letzter Konsequenz ins Feld ziehen, sind ebenfalls Standardbösewichte aus der Mottenkiste der Fantasy – in der Vergangenheit wurden sie bereits einmal geschlagen, sind aber einfach nicht totzukriegen und nun auf Rache aus …
Aber mit alldem könnte man in einem Fantasy-Quickie, der nicht mehr sein will als ein ausformuliertes Rollenspiel, vielleicht noch leben. Leider hat der Autor aber auch sprachlich kein gutes Händchen bewiesen: Mit Sätzen wie “Ich habe schon meinen neuen Job als Barkeeper angetreten” und eine ganzen Reihe weiterer flapsiger Wendungen schafft er bisweilen eine völlig unpassende Stimmung, wie man sie vielleicht in der humorvollen Fantasy erwarten würde. In diesem bierernsten Umfeld, in dem der Tod eines Hauptcharakters mitunter auch in einem kurzen Satz abgehandelt wird, wollen sie nicht ganz passen.
Ein schnelles, testosterongetränktes Vergnügen ganz ohne künstlerische Kapriolen – wenn man diese Art von Fantasy mag, ist Zauberbann sicher eine Abwechslung zu Drizzt do’Urden und anderen Actionhelden, für alles andere müßte es etwas mehr sein.

Stand: 06. Juni 2012
Originaltitel: Dawnthief (Teil 1 von 2)
Erscheinungsjahr: GB 1999, D 2004
Verlag: Heyne
Übersetzung: Jürgen Langowski
ISBN: 3-453-53002-0
Seitenzahl: 380