Sparta

Sparta von Steven PressfieldBei den Thermopylen findet sich eine Tafel mit folgender Inschrift: Wanderer, kommst du nach Sparta, so verkünde dort, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.
Über 200.000 persische Krieger überschreiten 480 v.Chr. auf einer Schiffsbrücke(!) den Hellespont und marschieren gegen Athen. Doch als Xerxis’ Heer den Engpass der Thermopylen passieren will, erhält er von seinen Spähern eine seltsame Nachricht: ein kleines, griechisches Heer von höchstens 4000 Mann hat sich in den “heißen Toren” verbarrikadiert, entschlossen, dem riesigen Heer des persischen Königs eine Schlacht zu liefern.

– Mit verbundenen Augen neigte der Gefangene leicht den Kopf und sprach ein Dankgebet zu einem seiner Götter. Die Geschichte, die Seine Majestät zu hören wünsche, so antwortete er schließlich, könne er aus ehrlichem Herzen erzählen, denn sie sei sein größtes Anliegen. –
Kapitel 1

Vor mehr als 2000 Jahren haben Herodot und Plutarch in ihren Berichten Sparta ein unsterbliches Denkmal gesetzt. Steven Pressfield war wohl entschlossen, die Lobeshymnen der beiden noch zu übertreffen, denn sein Werk trieft nur so von schwülstigem Pathos. So fühlt sich der Leser nicht von ungefähr an das amerikanische Marinekorps erinnert, wenn er die harte Ausbildung der spartanischen Krieger beschreibt, oder die brutalen Strafen der Ausbilder zu rechtfertigen versucht. Pressfield bedient jede Menge Klischees, um die heldenhaften Tugenden der Spartaner darzustellen, und unterlässt tunlichst jeden Hauch von Kritik an der Militärdiktatur Sparta, die auf Sklaverei (Heloten) aufgebaut war. Auch die weitverbreitete Homosexualität unter den spartanischen Kriegern, die ihre Frauen kaum zu sehen bekamen, passt offenbar nicht in Pressfields Vorstellung eines antiken Helden.
“Saving Private Leonidas”, Pressfields Version der Thermophylenschlacht, ist nur so gespickt mit fragwürdigem Pathos – die Handlung scheint er darüber vergessen zu haben. Neben zahlreichen historischen Fehlern, auf die ich nicht weiter eingehen will, verwendet Pressfield nämlich auch gerne Begriffe, die es damals überhaupt noch nicht gab, wie z.B. Tomate, Chirurg oder Kaserne. Wenn er dann noch schreibt, jemand antworte “wie aus der Pistole geschossen”, ist das Maß für mich voll: Solche Formulierungen haben in einer Geschichte, die vor 2500 Jahren spielt, nichts verloren! Da ich das Original nicht kenne, könnte hierfür aber auch Pressfields deutsche Übersetzerin Frauendorf-Mössel verantwortlich sein – ärgerlich ist es trotzdem. Positiv anzumerken ist lediglich die Beschreibung der eigentlichen Schlacht, die aber nur einen kleinen Teil der Erzählung ausmacht. Hier kommt tatsächlich ein wenig der Spannung auf, die man den Rest des Buches über vermisst hat. Retten kann das die lahme Handlung allerdings auch nicht mehr. Schade, denn aus der historische Vorlage der persischen Kriege hätte man ganz bestimmt mehr machen können.

Stand: 26. Oktober 2012
Originaltitel: Gates of Fire
Erscheinungsjahr: USA 1998, D 2001
Verlag: Goldmann
Übersetzung: Christine Frauendorf-Mössel
ISBN: 3-442-44722-4
Seitenzahl: 470