Flucht ins Feenland

Cover des Buches "Flucht ins Feenland" von Hope MirrleesDas Feenland – ein magischer Ort gleich hinter der Grenze – ist den wackeren Bürgern von Dorimare seit Jahrhunderten ein Dorn im Auge. Gefährliche Früchte gelangen von dort nach Dorimare, doch der Schmuggel lässt sich nicht unterbinden. Wer davon kostet, verwandelt sich auf wundersame Weise, hängt wirrköpfigen Gedanken nach und stellt eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung dar – er wird empfänglich für die Wunder der Welt und rebelliert gegen Tradition und Anstand. Dorimare droht im Chaos zu versinken.
Was bleibt dem armen Bürgermeister übrig, als aufzubrechen in die verwunschenen Regionen “jenseits der Hügel” und das Unmögliche zu wagen: das Traumreich der Feen zu versöhnen mit der Realität der Alltagswelt …

-“Ihr verfügt über Phantasie? So ist es für Euch stets ein Abenteuer, einen Laubengang entlangzuspazieren. Ihr betretet ihn kühnen Schritts, doch bald wünscht Ihr Euch, Ihr wäret draußen geblieben – es ist keine Luft, die Ihr hier atmet, es ist Schweigen, das fast greifbare Schweigen der Bäume. Und die kleine runde Öffnung in der Ferne soll der einzige Ausgang sein? Ach, es wird Euch nie gelingen, Euch dort hindurchzuzwängen! Ihr müßt umkehren… zu spät! Die breite Pforte, durch die Ihr eingetreten seid, ist ebenfalls zu einer kleinen runden Öffnung zusammengeschrumpft.”-
1. Kapitel – Meister Nathan Hahnenkamm

Was die Besonderheit dieses Werkes ausmacht, verrät das Nachwort: “Das Buch beginnt als Reisebericht oder als historischer Roman, wird zu einer Pastorale, einem Schwank, einer Gesellschaftskomödie, einer Geistergeschichte und dann zu einer Detektivgeschichte. Und dennoch handelt es sich hier nicht um krude zusammengeschusterte Einzelteile, sondern um die ineinander verwobenen Stränge einer einzigen gewundenen Erzählung.”

Im Mittelpunkt der Handlung von FLucht ins Feenland (Lud-in-the-Mist) steht Meister Nathan Hahnenkamm, der sich im Laufe der Geschichte vom spießbürgerlichen Antihelden zu einer mutigen, starken Persönlichkeit mausert.
Wer Schlachten, Waffengeklirr, wilde Horden und böse Herrscher erwartet, ist hier sicherlich auf dem falschen Dampfer. Noch lange vor dem übermächtigen Einfluss Tolkiens geschrieben, hat Flucht ins Feenland keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem Herr der Ringe – außer vielleicht, dass die Bewohner Dorimares für den einen oder anderen Leser leicht “hobbitisch” anmuten.
Wer aber neugierig auf anspruchsvolle Fantasy der etwas anderen Art ist und auch vor teilweise leicht archaischer, blumiger Sprache nicht zurückschreckt – oder wie ich vielleicht sogar eine Vorliebe dafür hat  – für den gilt: LESEN! Im Anschluss an den eigentlichen Roman findet man ein ausgezeichnetes, ca. 70seitiges Nachwort von Michael Swanwick, in dem man eine Menge über die Autorin selbst und über mögliche Interpretationen ihres einzigen Fantasyromans erfährt.

Stand: 11. September 2012
Originaltitel: Lud-in-the-Mist
Erscheinungsjahr: 1926 (neu: 2000); dt. 2003
Verlag: Piper
Übersetzung: Hannes Riffel
ISBN: 3-492-70019-5
Seitenzahl: 407